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Full text of "Hundert Autoren Gegen Einstein (One Hundred Authors Against Einstein)"

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HUNDERT 

AUTOREN GEGEN EINSTEIN 


Herausgegeben 

von 

Dr. HANS ISRAEL, Dr. ERICH RUCKHABER, 

Dr. RUDOLF WEINMANN 


Mit Beiträgen von 

Prof. Dr. DEL-NEGRO, Prof. Dr. DRIESCH, Prof. Dr. DE HARTOG, 
Prof. Dr. KRAUS, Prof. Dr. LEROUX, Prof. Dr. LINKE, Prof. Dr. 
LOTHIGIUS, Prof. Dr. MELUN, Dr. PETRASCHEK, Dr. RAUSCHEN- 
BERGER, Dr. REUTERDAHL, Dr. VOGTHERR n. v. a. 


19 3 1 

R. VOIGT LÄNDER 8 VERLAG • LEIPZIG 

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+ C94197100 



INNSBRUCK 



INHALT 


Seite 

Vorwort 3 

Beiträge 5 

Weitere Gegner und Gegenschriften 73 

Zitate aus Gegenschriften 79 

Namenregister 104 


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Schriftleituög: D r. Rudolf W e i n m a n n 
C opyright 19 31 b y R» VoigtländeT® Verlag in Leipzig 
Druek der Buchdruckerei Richard Hahn (H. Otto) in Leipzig 

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VORWORT 


Es ist ein in der Geistesgeschichte der Menschheit einzig dastehender 
Fall, daß eine Theorie als kopermkanische Tat ans gerufen und gefeiert 
wird, die selbst im Falle ihrer Geltung niemals unser Natur- und Welt- 
bild umzugestalten vermag ; in deren Wesen es liegt, so schwer-, ja un- 
verständlich für die Allgemeinheit zu sein, daß ihre Popularität kaum be- 
greiflich erscheint. Die Suggestivkraft eines immer wieder plakatierten 
Namens, das mißverständliche und mißverstandene Schlagwort der „Rela- 
tivität“, snobistische Bewunderung halberfaßter Paradoxien beugen den 
einfachen ratlosen Verstand. 

Unbefangenes Denken und unvoreingenommene Wissenschaft haben von 
Anfang an rebelliert. Haben gewichtigste Zweifel geäußert und Fragen 
gestellt. Sie wurden mit gänzlich vorbei zielen den Wendungen abgetan. 

So berührte die Gegenäußerung Einsteins zu Lenards berühmten 
ersten Ein wänden (1918) gerade die Hauptpunkte zu wenig oder gar 
nicht. Ähnliches wiederholte sich auf der Nauheimer Naturforscher- 
versammlung 1921. Anläßlich der Leipziger Zentenarfeier 1922 endlich 
sahen sich 19 Physiker, M at he m atiker und Philosophen zu einem gemein- 
samen Protest gezwungen, in dem es u. a. heißt: „Sie (die Unterzeichneten, 
darunter Lenard, Gehre ke, Lipsius, Fälagyi, Mohorovicic, Fricke, Vogt- 
herr, Kremer, Lothigius) beklagen aufs tiefste die Irreführung der Öffent- 
lichen Meinung, der die Relativitätstheorie (RTH) als Lösung des Welt- 
rätsels angepriesen wird und die man über die Tatsache im unklaren 
hält, daß viele und auch sehr angesehene Gelehrte der drei genannten 
Forschungsgebiete die RTH nicht nur als eine unbewiesene Hypothese 
ans eben, sondern sie sogar als eine im Grunde verfehlte und logisch un- 
haltbare Fiktion ablehnen. 64 

Dies alles wurde kaum bekannt. 

Zeitschriften und Zeitungen, die allein die Stimme der Aufklärung 
und Kritik oder doch wenigstens des Zweifels vor die Hunderttausende 
zu bringen in der Lage wären, scheinen sich mit verschwindend wenig 
Ausnahmen verschworen zu haben, jedes, auch das platteste Ja zu bringen, 
jedem Nein sich zu verschließen. Ähnliches gilt leider auch für die Haltung 
der Verleger und neuerdings schließt sich der gleichen Parole auch der Rund- 
funk an. Forscher von größtem Namen wissen hiervon zu berichten. 

So konnte es der Allgemeinheit vorenthalten bleiben, daß die RTH, 
weit entfernt, ein sicherer wissenschaftlicher Besitz zu sein, neuerdings 
durch unwiderlegbare Argumente als ein Komplex in sich widerspruchs- 
voller Behauptungen, als denkunmöglich und -überflüssig nachgewiesen 
ist. Es ist nicht bekannt geworden, daß bereits die geistigen Väter Ein- 
steins, Mach und Michels on, die RTH abiehnten. Es ist nicht bekannt 
geworden, daß die Gegner an Zahl und Bedeutung den Anhängern zum 
mindesten gewachsen sind. 

Mehr noch fällt ins Gewicht die unerhörte Tatsache, daß weder von 
Einstein selbst noch von seinen K ommentatoren auch nur der Anlauf zu 

1 * 


3 



dem Versuch unternommen wird, die mehr und mehr sich häufenden 

Argumente der Gegner zu entkräften. 

Ein offener Brief von Prof. Kraus (Prag) an Einstein und Laue (1925), 
in dem mit zwingender Logik entscheidende Antwort auf entscheidende 
Fragen gefordert wird, wurde unbeachtet gelassen. Schon vorher hatte 
man Kraus und Gehrcke verhindert, in der „Zeitschrift für Physik“ und 
im „Logos 66 neue Bedenken zu äußern und Schwächen des Gegners auf- 
zudecken. Der Naturforscherkongreß in Innsbruck wünschte keinen V or- 
trag gegen die RTH, nachdem im Jahre vorher Schlick einen solchen 
für Einstein hatte halten dürfen. 

Gerade weil die RTH zu einer Angelegenheit nicht nur der Wissen- 
schaft« sondern der Allgemeinheit geworden ist oder gemacht wurde, ge- 
rade weil sie unser ganzes Weltbild umgestalten will oder soll, hätten ihre 
Verfechter die Verpflichtung, Rede zu stehen im Dienste der Wahrheit, 
um die allein es geht. Hätten Zeitschriften und Zeitungen die Pflicht, 
den Meinungsaustausch nicht zu sabotieren. 

Zweck dieser Veröffentlichung ist, dem Terror der Einsteinianer einen 
Überblick über Zahl und Gewicht der Gegner und Gegengründe entgegen- 
zustellen. Zweck ist, der Aufklärung der Allgemeinheit und der Klärung der 
in Frage stehenden Probleme zu dienen. 

Die Herausgeber sind darauf gefaßt, daß die Gegenseite sich auf 
unzweifelhaft vorhandene schwächere, angreifbare Argumente, auf ge- 
legentliche Widersprüche zwischen den einzelnen Autoren stürzen und 
so die vorliegende S ammelschrift zu entwerten versuchen wird. Dem- 
gegenüber sei im voraus festgestellt, daß eine einheitliche und authentische 
Darstellung auch der Relativitätstheorie weder von seiten Einsteins 
noch von seiten seiner zahlreichen Kommentatoren vorliegt. Vielmehr 
schillert die RTH in allen Farben. Einstein selbst hat sich in wider- 
spruchsvollen Deutungen (s. Ätherfrage, Uhrengang, Geltung der ab- 
soluten Konstanz der Lichtgeschwindigkeit) ergangen, die wiederum in 
gelegentlichem Gegensatz zu den Deutungen von Mie, Reichenbach, 
Thirring, Born, Freundlich, Sommerfeld, Riebesell, Weyl, Schlick, Planck, 
Petzoldt u. a. stehen, während diese wieder unter sich physikalisch, mathe- 
matisch und erkenntnistheoretis ch aus einander gehen. (Näheres hierüber 
bei Gehrcke, Kraus, Lenard, Lipsius, Linke a.u. a.O.) Selbst über elemen- 
tarste Grundbepiffe wie „Zeit 66 , „Wirklichkeit 66 (d er Raumverkürzung 
usw.) herrscht tiefgehende Unklarheit und Meinungsverschiedenheit. Der 
vieldeutigen und mißverständlichen Gegenfront kann daher keine ein- 
heitliche Eigenfront entgegengestellt werden. Aber sicherlich findet sich 
zu jedem Argument der Einstein- Seite das entsprechende entlarvende 
Gegenargument. Bei unbefangener und gerechter Prüfung wird das 
vorliegende Material in seiner Gesamtheit unter allen Umständen gegen 
Einstein und jede Lesart seiner Theorie zeugen. 

Die Herausgeber. 


4 



BEITRÄGE 




Professor Dr. WALTER DEL-NEGRO / SALZBURG 

DIE FRAGWÜRDIGKEIT DER RELATIVITÄT STHEORIE 

Die Fragwürdigkeit der RTH ergibt sich schon ans dem Unterfangen, 
wegen einer bloßen Hypothese zur Erklärung gewisser V ersuchsergebnisse, 
die nicht einmal die einzig mögliche ist, Grundlagen des philos ophischen 
und physikalischen Denkens auszuwechseln . Die W ahrscheinlichkeit einer 
Hypothese setzt sieh multiplikativ aus der W ahrscheinlichkeit des Er- 
klärungswertes und der vorgängigen Wahrscheinlichkeit zusammen ; 
erstere mag hier groß sein, letztere aber ist minimaL 

Das erhellt vor allem aus der Tatsache, daß die RTH das Raum- 
Zeitkontinuum eines Systems von der Relativbewegung einseitig abhängig 
macht : ändert sich die Relativgeschwindigkeit eines Systems, so ändern 
sich damit auch die von ihm aus erhältlichen Messungsresultate, was die 
RTH durch tatsächliche Änderung der Raum-Zeit dieses Systems erklärt. 
Die Raum-Zeitwerte eines Systems werden also von der Relativbewegung 
erzeugt ; da jedoch die Relativbewegung selbst in einer Raum-Zeit definiert 
werden muß, die ihrerseits wieder durch Relativbewegung bedingt sein 
müßte usw., so droht ein regr. in infin. Die RTH birgt also ontologische 
Unmöglichkeiten. 

Erwidert man, die RTH wolle nur ein zweckmäßiges Zeichensystem 
ohne ontologische Ansprüche sein, so ist damit die Auffassung der Theorie 
als Fiktion dem Gegner der RTH zugegeben. Dagegen ist nichts zu sagen, 
nur muß es dem Nichtpositivisten, der an eine physikalische Realität 
glaubt, dann unbenommen bleiben, die Endgültigkeit der RTH an- 
zuzwelfeln. 

Vgl. d. V. „Zum Streit über den philosophischen Sinn der Ein steins chen RTH“, 
Arch. f. syst. Phüos., N. F. XXVII, 103 ff. ; „RTH und W ahrheitsproblem“, ebenda 
XXVIII, 126 ff. 

Professor Dr. HANS DRIESCH / LEIPZIG 

MEINE HAUPTEINWÄNDE GEGEN DIE RELATIVITÄTS- 
THEORETIKER 

1. Es fehlt der klare Begriff „Die eine empirische Wirklichkeit“ oder 
„Natur“, welche unweigerlich in der einen Zeit ist. Es ist dabei gleich- 
gültig, ob Natur als „Erscheinung 44 oder im Sinne des Realismus gefaßt 
wird (1. c. 1 ) S. 47 ff.). 

2. Es wdrd übersehen, daß für die Natur eine Gesamtheit absolut 
verbindlicher Aussagen („Realontologie“) besteht (1. c. S. 53 und 96 ff.). 

l ) Vgl. d. V. „RTH und Weltanschauung 44 , Quelle &. Meyer, Leipzig 1929. (Zweite 
umgearbeitete Auflage von „RTH und Philosophie“, 1924.) 


7 



S* Es wird übersehen, daß sog. Metageometrie gar keine „Geometrie 4 ", 
sondern nur ein Kapitel aus der reinen Relationstheorie ist (1. c. S. 62 ff.), 

welches anschaulich nicht erfüllt ist. 

4. Es wird übersehen, daß Zeit wesensmäßig etwas grundsätzlich 

anderes ist als Raum (1. c. S. 43). 

5. Daß „gleichzeitig“ viele „Zeiten“ sein sollen, ist ein unvollzieh- 
barer Gedanke (1. c. S. 41), 

6. In gänzlich unzulässiger Weise wird mit dem Gedanken gearbeitet, 
daß Bewegung, die ja nur relativ sein soll, einen absoluten realen 
Effekt hat (Maßstab Verkürzung, Uhrenbeispiel; L c. S. 21, 25, 26). 

7. Es ist ein Verdienst Einsteins gezeigt zu haben, daß heute kein 
Mittel besteht, Gleichzeitigkeit exakt zu bestimmen. Aber eine Grenze 
der Bestimmbarkeit ist nicht eine Grenze der idealen Dankbarkeit ; und 
es dürfen Grenzen der praktischen Bestimmbarkeit nie zur Schaffung 
logisch absurder Konstruktionen verwendet werden. 

8. Die RTH geht nur den praktischen Wissenschaftsbetrieb der 
mathematischen Physik an, der eben auf gewisse Hemmnisse stoßt ; sie 
hat aber gar keine weltanschauliche Bedeutung. 

Dr. S. FRIEDLAENDER / HALEN SEE 

ALBERT EINSTEINS SPEZIELLE RELATIVITÄTS- 
THEORIE DURCH ERNST MARCUS ENDGÜLTIG 
WIDERLEGT 

Man vergegenwärtige sich rasch den Tatbestand : nach der herr- 
schenden Hypothese der Lieht ausbreit ung ist die Bewegung des Lichtes 
unabhängig von allen Bewegungen der Körperwelt, müßte folglich 
gegen sie kontrastieren. Überraschenderweise ist das aber nicht der Fall. 
Die experimentelle Erfahrung konstatiert keinen solchen Kontrast. Was 
tut nun die spezielle RTH ? Sie relativiert, um trotzdem an der nun 
einmal unüberprüft herrschenden Hypothese der Lichtausbreitung fest- 
halten zu können, sogar die Zeit selber und alle Maße. In ihrem 
Traum von der Unabhängigkeit der Lichtbewegung fällt es ihr nicht ein, 
an ihr zu zweitein. Sie zweifelt lieber an der Welt, am Verstände 
selber. Gedankenlos unkritisch hält sie das überkommene 
Licht weit bi Id heilig. Aber dieses ist ja keineswegs unausweichlich 
notwendig. 

Zu den unverbrüchlichen V orausset zungen der speziellen RTH ge- 
hört der Satz: das Gesetz der Lieh tau sbreitung bleibt für das bewegte 
System dasselbe wie für das ruhende. Aber gerade dann müßten sich ja 
Kontraste heraus stellen, je nachdem das Licht auf anders bewegte 
Körper stieße. Tatsächlich lassen sich keinerlei Kontraste experimentell 
ermitteln. Daher relativiert Albert Einstein nicht etwa, wie sehr nahe 
läge, das bisherige Licht weitbild, sondern eben sofort die Zeit s elber ; 
auf einem ruhenden System herrschten, in Beziehung auf dieses, andere 

8 



Xeitverhältnisse als in Beziehung auf ein bewegtes. — Ist diese Be- 
hauptung falsch, so fällt mit diesem Mantel der ganze Herzog, die 
gesamte spezielle RTH. Alsdann ist diese physikalisch unmöglich. 
Und in dieser Behauptung versteckt sich, wie Marcus streng nach- 
weist, ein Irrtum. 

Zweierlei Bewegtuigs Verhältnisse sind möglich : verschiedene Bewegun- 
gen stehen entweder im V erhältnis der voneinander unabhängigen Bei- 
ordnung oder der gegenseitigen Abhängigkeit und Unterordnung. 
Einstein verwechselt bei der Bewegung des Lichts ihre unabhängige Bei- 
ordnung mit Unterordnung. Seine Behauptung, daß die Bewegung des 
Lichts, als unabhängige, gegen andere Bewegungen keinen Kontrast 
mache, ist grundlos und unbegreiflich, daher die ganze Theorie un- 
haltbar. Man höre: Die Lichth e wegung ist unabhängig, müßte daher 
gegen die anderen kontrastieren. Das Experiment tut ihr aber diesen Ge- 
fallen keineswegs. Ist das nicht seltsam ? Sollte man nicht hier, wie Emst 
Marcus, auf den einfachen Gedanken kommen, daß diese gedankenlos 
angenommene Unabhängigkeit der Lichtbewegung eben durch diese 
experimentelle Erfahrung zweifelhaft würde ? Aber nein, um Gottes- 
willen muß an dieser Unabhängigkeit festgehalten, und eher die Zeit 
selber relativiert werden ! 

Das Licht wird von Körpern verursacht und ist insofern von ihnen 
abhängig. Trotzdem soll es dann in seiner Bewegung unabhängig sein ? 
Und damit die Rechnung nur ja stimme, relativiert man die Zeit. Ohne 
alle physikalische Begründung behandelt Einstein die Zeit wie einen 
mit oder von Körpern bewegten Körper. Mit solchen physikalisch 
unhaltbaren Mitteln löst man keine Probleme. 

Wohl aber deutet diese verkehrte Losung auf das eigentliche Problem 
und dessen richtige Lösung hin: ist die Lichtbewegung selbständig 
oder abhängig? Wie reimt man den befremdenden Gegensatz, daß das 
Licht, von Körpern verursacht, in seiner Bewegung dennoch unabhängig 
sei ? Angeblich soll sich das Licht, nach erfolgter Aussendung, in Kugel- 
radien nach allen Richtungen des Raumes verbreiten, wie Wellen im 
Wasser. Diese Voraussetzung der speziellen RTH ist unhaltbar. Marcus 
nimmt an, daß an der Licht aus Strahlung nicht nur einseitig der Aus- 
sender, sondern wechselseitig Aussender und Empfänger beteiligt seien. 
Ein Verhältnis wie das der Polarität zwischen Lichtpolen. Alle Welt- 
körper wären gegenseitig nur durch Lichtstreifen verbunden, dazwischen 
klaffe Finsternis. Hier hätten wir wirklich ein neues, wunderbares 
Lichtweitbild. Planeten würden von Sonnenstrahlen nicht nur zu- 
fällig getroffen, sondern sie, als Empfänger, helfen mit zur Entstehung 
des Lichtes. Die Lichtbewegung verlöre ihren absoluten Charakter. Be- 
halten Aussender und Empfänger ihre Entfernung bei, ruhen also diese 
Lichtpole, so bewegt sich das Licht nur mit der ihm eigenen Geschwindig- 
keit. Es ist ja auch experimentell erwiesen, daß das Licht sich in seiner 
Eigenbewegung durch die Erdbewegung nicht beeinflussen läßt. Hier 
erklärt sich dieses Wunder natürlich, ohne daß man zu Einsteins ver- 


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zweifelten, sehr problematisch bleibenden Mitteln seine Zu- 
flucht nehmen müßte. Man lasse, wenn man Marcus nicht folgen will, das 
Problem lieber ungelöst bestehen. Der Schutz eines Problems vor 
Scheinlösungen ist wichtig. Schon Goethe hat urgiert, daß die Be- 
stätigung einer Hypothese durch mathematische Formeln kein Beweis 
der Richtigkeit ist. Mathematiker wähnen, die Anschauung entbehren 
zu können. Das heißt, auf Erfahrung verzichten. Keineswegs ist die 
Naturwissenschaft privilegiert, Hypothesen zu erdichten, die auf Kon- 
trolle durch Anschauung verzichten. 

Es werden die abstrusesten Hypothesen ersonnen, um zu beweisen, 
daß die Lichtb e wegung, trotzdem sie von anderen nicht ab sticht, dennoch 
unabhängig vor sich gehe. Das Licht kann aber doch nicht im selben 
Atem bald unabhängig, bald abhängig sich bewegen ! Die bisherige Licht - 
ausbreitungshypothese kann falsch sein. Diese Eventualität ist gar 
nicht beachtet worden. Man kann fälschlich annehmen, die Lichtbewe- 
gung sei absolut. Experimente der Erfahrung streiten gegen diese Ab- 
solutität. Weshalb eigensinnig an der bisherigen Hypothese der Licht - 
ausbreitung festhalten ? Es genügt wirklich, statt der Zeit und der Maße 
nur die Lichtbewegung zu relativieren. 

Vgl. d. V. „Der Philosoph Emst Marcus als Nachfolger Kants 44 . Baedeker, 
Essen 1930. 

Dr. I. K. GEISSLER / RINGGENBERG 
SCHLUSS MIT DER EINSTEIN-IRRUNG! 

Es ist grundverkehrt, den Ausdruck , , Relativitätslehre 6 4 oder gar 
„Relativität 44 mit dem Namen „Einstein 44 als untrennbar zu kopulieren, 
wie es eine unmäßige Reklame beim Laienpublikum und einem Teil der 
Gelehrten fertig gebracht hat. Schon Newton spricht viel vom Relativen 
und Absoluten in der Mathematik und Physik. Moderne Physiker, wie 
E. Mach, den Einstein genau kennt und benutzt, haben über die Begriffe 
des relativen Raumes, der relativen Zeit und Bewegung verallgemeinernd 
geschrieben (längst vor Einstein, 1865, 1901 „Die Mechanik in ihrer Ent- 
wicklung 44 und später) ; Mansion (Paris 1863) hielt die absolute Bewegung 
iiii sinnlos und das Ptolemäische und Kopernikanische* System für kine- 
matisch gleichberechtigt. Eine zusammenhängende allgemeine „mög- 
liche 44 Lehre der Relativität in Raum, Zeit usw. habe ich selbst schon 
1900 veröffentlicht, während Einstein erst von 1905 ab einiges über 
Relativität veröffentlicht hat, mein Buch („Eine mögliche Wesens - 
erklärung . . , 44 ) aber nicht an führt. Schwierigkeiten, welche sich bei der 
Betrachtung namentlich der Bewegung, der Kräfte in der Physik ein- 
stellen und mit denen schon Newton, freilich viel vorsichtiger als Ein- 
» tein, gekämpft hatte, sucht Einstein auf eine durchaus gewaltsame und 
unlogische IS' eise (mit fehlerhaftem Kreisschluß) zu entfernen. Er führt 
in seinen Schriften manches an, was gut ist, aber längst vor ihm gesagt 
wurde. Die Schwierigkeit der verschiedenen Geschwindigkeiten aber, 

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in denen Zeit und Raum steckt, glaubt er zu lösen, indem er mit Gewalt 
Zeiten, die man als gleiche bezeichnet©, verschieden sein läßt, je nach 
verschiedenen Geschwindigkeiten, Das soll sogar der Fall sein in der Natur. 
Dabei wird frischweg vernachlässigt, daß im „Begriffe** der Geschwindigkeit 
doch auch der Raum- und Zeitbegriff steckt. Solcher Begriff kann doch 
unmöglich als das Ursprüngliche hingestellt werden. Was Einstein weiter 
benutzt, war ebenfalls schon vorhanden. Schon Lorentz hatte vor ihm 
die Transformationsformeln aufgestellt, die Einstein nun in „seinem* 4 
relativistischen Sinne und nach seiner Behauptung über die Zeit benutzt. 
Statt wie Lorentz bei gewissen subtilen Untersuchungen und Erfahrungen 
gewisse Verkürzungen der Versuchskörper während der Bewegung an- 
zunehmen, macht nun Einstein eine eigene „Theorie 44 so zurecht, daß 
nicht die Körper sich verkürzen bezüglich des überall gleich vorgestellten 
Raumes, sondern daß einfach die räumlichen Längen kürzer seien (!), 
sobald sie sich auf anders bewegtem Körper befänden. Er merkt nicht, 
daß er bei der Vorstellung solcher Veränderungen doch stets die Gleich- 
mäßigkeit der Zeit- und Raumstreeken voraussetzt, daß ohne diese jene 
V eränderungen überhaupt gar nicht denkbar, gar nichts sind. Er macht 
es ähnlich wie die Nicht euklidiker, wenn sie einen nicht euklidischen 
Raum, den sie sonst nur arithmetisch (etwa durch Weit erzählen von 
1, 2, 3 Dimensionen zu einer vierten und n-ten) definierten, anschaulich 
machen wollen, z. B. wenn sie einen endlichen, in sich zurückkehrenden 
Raum anstatt des unendlichen vorstellig machen wollen, indem sie ein 
Gleichnis gebrauchen, welches sich ganz und gar auf den tatsächlichen 
euklidischen unendlichen Raum stützt. Man soll sich eine Kugelfläche 
vorstellen, auf der man herumkreisend wieder an den Anfang zurück - 
kehren kann. Dabei ist aber vorausgesetzt, daß es eine Fläche in 
dem Raum ist und daß solche Fläche stets nur vorgestellt wird, wenn 
sich außerhalb dieser Kugelfläche der sich aus dehnende Raum befindet, 
sonst aber schon im Begriffe, in der Anschauung unmöglich ist. In der 
Tat stützt sich Einstein einfach auf nichteuklidische Lehren bzw. Be- 
hauptungen. Aber auf diese Weise, durch einen fehlerhaften Kreisschluß 
wird man die Unendlichkeit nicht los. Wie auf einer Kugel fläche, etwa 
der Erdoberfläche, „Buckel 44 vorstellbar sind, so soll auch der Raum 
selbst buckelig, quasisphärisch sein können. Wie die Raumlängen bei 
Einstein sich durch die Verschiedenheit der Geschwindigkeit ändern 
können, so soll auch der Raum selbst durch Einwirkung von „Massen 44 
kleine Veränderungen bekommen können — - als ob solche Buckel über- 
haupt verständlich wären und irgendeinen Sinn hätten, wenn man nicht 
voraussetzt, daß es das N ichtbu ekelige gibt, wovon sich das Buckelige 
abscheidet. Freilich von diesen wunderbaren Sachen, welche von Ein- 
stein der Natur zu geschrieben werden, sollen wir für gewöhnlich nichts 
bemerken : „selbst Massen von der Größe einer Sonne beeinflussen die 
Metrik des umgebenden Raumes nur minimal 44 . Also: da sitzt doch diese 
Sonne im Raume — oder nicht im Raume ? Und diese Sonne, die als 
Masse doch wohl eine „räumliche 44 Ausdehnung hat (oder ist die Sonne 


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als Masse ein ganz metaphysisches, außerräumliches Ding ? ?), soll nun 
auf den Raum, und zwar den „umgebenden a einen Einfluß haben, wenn 
auch minimalen, der diesen Raum selbst buckelig macht. 

Eine derartige „RTH 44 bewegt sieh keineswegs mehr im Rahmen der 
Physik, wird metaphysisch, aber leider metaphysisch mit Denkfehlern, 
mit Benutzung einer Voraussetzung (eines Raumes, mit dem der buckelige 
verglichen wird, der ohne diese Voraussetzung gar nicht buckelig sein 
kann, diesen Begriff völlig zunichte macht) — also mit Benutzung einer 
Voraussetzung bei der "Widerlegung dieser Voraussetzung - — * zur Wider- 
legung dieser Voraussetzung. Man kann nicht in das Gebiet der Philo- 
sophie hinüberspringen, wenn man nicht philosophisch, nicht logisch 
dabei denken kann — darüber hilft auch die weitgehendste Reklame 
nicht hinweg — außer bei Leuten, welche die ganze Frage nur un gründ- 
lich oder gar nicht verstehen. Wer hier urteilen will, also auch der, 
welcher Einstein recht geben und ihn als großen Physiker und Philo- 
sophen verehren will, der muß sicherlich entweder selbst physikalisch und 
philosophisch gründlich denken können oder wenigstens auch die andere 
Seite gehört haben. Audiatur et altera pars - — und zwar gründlich, nicht 
bloß nach einem kurzen Auszuge. 

V gl. d. V. „Gemeinverständliche Widerlegung des formalen Relativismus von 
Einstein und verwandten“ (1921), 


ARMIN GIMMERTHAL / BONN 

DAS RELATIVITÄTSPRINZIP DER KLASSISCHEN 
MECHANIK UND SEINE FÄLSCHUNG DURCH EINSTEIN 


Ich beweise in einer soeben beendeten Arbeit „Vier Relationssätze 
und ein Relationssystem, eine vollständige Widerlegung der RTH 44 : 

1* Daß .Einsteins RTH in Widerspruch zu unumstößlichen Denk- 
gesetzen steht, insbesondere zum Additionsprinzip und zum Relativitäts- 
prinzip der klassischen Mechanik ; 

2. daß Einsteins Formulierung des Relativität sprinzipes eine Fälschung 
desselben ist und daß er sie hat vornehmen müssen, um seine Behaup- 
tungen aufs teilen zu können ; 

3. daß alle Transformationsgleichungen, die diese Behauptungen 
stützen sollen, falsch sind; 


4. daß Einsteins Anschauungen über Raum und Zeit unhaltbar sind 
tisd insbesondere, daß ihm für den Begriff der Gleichzeitigkeit die an- 
gemessenen Vorstellungen fehlen ; 

4> * daß eine Relativierung der Gleichzeitigkeit ein offenbarer Unsinn ist 

6. daß der aus Minkowskis „Welt 4 * 4 — einer mathematischen Phan- 
tasie dafür entnommene Bew v eis wiederum eine Fälschung ist* und 

* * c ^ a ß ß* e richtig verstandene Mathematik der Theorie alle diese Be- 
schuldigungen vollauf bestätigt. 


Irrtümer und Trugschlüsse in Einsteins RTH“. Langendreer. 1926. 
(Motto: „Aber die Gesetze des Denkens sind unerbittlich.“ D ingier.) 



* ^ 



Professor Dr. LUDWIG GOLD SCHMIDT / JENA 
UNKENNTNIS UND WILLKÜR 

In meiner Schrift 1 } sind Einsteins Behauptungen bündig und wissen- 
schaftlich gekennzeichnet und widerlegt- Seine sogenannte „RTH“ 
versteht nichts von Relativität der sinnlichen Erkenntnis und ver- 
dient nicht den Namen einer „Theorie“. Alles, was sich in den Aus- 
führungen Einsteins und seines Y erkünders Weyl etwa als richtig heraus- 
schälen läßt, ist zum Teil uralt. Was als neu bezeichnet werden könnte, 
ist ein Irrtum, der von mir vor Jahren und, wie meine Schrift zeigt, 
von Kant voraus gesagt worden ist. 

Einstein und Weyl bewegen sich auf einem Gebiete, für das genaue 
und sichere philosophische Kenntnisse vorausgesetzt sein müssen. Ihre 
Unkenntnis aber wird nur übertroffen von der grotesken Inflation eines 
Selb st bewußt seins, das sich durch folgende Worte kennzeichnen läßt: 

Alles was Einstein nicht versteht, weil zum Verständnis Kenntnisse 
nötig sind, die ihm fehlen, „ist ohne Sinn und dunkel 66 . 

Den Irrtum ihrer Spekulationen wirklich einzusehen, werden Einstein 
und Weyl ein mehrjähriges Studium nötig haben. 

Von den Ausführungen meiner Schrift habe ich kein Wort zurück- 
zunehmen. 

Professor Dr. A. H. DE HARTO G / AMSTERDAM 
PHILOSOPHISCHE GRUND GESICHTSPUNKTE 

Nicht um Einsteins große Begabung und Bedeutung auf dem Ge- 
biete der Naturwissenschaft zu bestreiten, sondern weil viele meinen, daß 
durch seine Theorie alles „relativ 66 geworden ist und nichts mehr fest- 
steht, senden auch wir einen Beitrag zu dieser Arbeit. 

Deshalb jedoch nimmt dieser unser Beitrag im Ganzen dieser Arbeit 
eine eigenartige Stelle ein. Wir begehren nicht einzustimmen in das nach- 
drückliche „anti 44 dieser V erö ffentlichung und wünschen dennoch mit 
ihr dahin mit zuarbeiten , um voreilige Konklusionen und unbegründete 
Skepsis ab zu wehren. 

Es sind da besonders fünf Punkte, auf welche wir Hinweisen wollen. 
Zum ersten, wenn schon von subjektivem Standpunkt aus der Maßstab 
die zeitliche Orientierung verändern möge, so ist damit noch nicht gesagt, 
daß die Zeit deshalb nicht eine „Daseinsform“ in der objektiven Wirk- 
lichkeit sein könne (vgl. u. a. Ed. von Hartmanns transzendentaler 
Realismus) . Die subjektive Orientierung inmitten des zeitlichen Geschehens 
möge relativ sein, objektiv kann darum dennoch gleichzeitig eine zeit- 
räumliche Konstellation bestehen, die nicht ohne weiteres mit der sub- 
jektiven Orientierung steht und fällt. 

Zum zweiten, wenn auch die subjektive Orientierung im zeitlichen 

1 ) „Gegen Einsteins Metaphysik. Eine krit. Befreiung.“ Lübeck 1923. 


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Geschehen sich als relativ erweisen würde, so bleiben doch die rechne- 
rischen und geometrischen Zahlen und Formeln, mit welchen man die 
subjektiv-relativen Orientierungen berechnet, als solche konstant, als 
arithmetische und mathematische Data, unter welche man das Relative 
der zeitlichen Orientierung bezieht. 

Zum dritten, wenn hier von Relativismus die Rede sein sollte, so 
ist dieser Relativismus, inmitten der RTH selbst, nur physisch, d. h. 
allein in bezug auf das naturhafte, stoffliche Geschehen zu verstehen. 
Aber dieses naturhafte, stoffliche, physische Geschehen übersteigen die 
ästhetischen, ethischen, philosophischen und religiösen Werte, die ganz 
und gar nicht stehen oder fallen mit einem möglicherweise physischen 
Geschehen. Denn die genannten Werte zeigen sich als „Pflicht* 4 , „Idee‘% 
„Ideal 44 usw. über -naturhaft, ja gegen-naturhaft. Die Wertung dieser 
Werte ist deshalb keine physische, sondern eine metaphysische. 

Zum vierten, wenn auch diese Werte sich als relativ ergeben sollten, 
so bezieht dennoch der menschliche Geist alle, auch diese relativen Werte 
auf das Absolute, auf das Denken, den Geist, Gott oder welches Wort 
man auch wählen möge, um damit zu bedeuten, daß die Einheit sich in- 
mitten der V ielheit für Wissenschaft, Weisheit und Religion beweist. 

Zum fünften ist gerade Einsteins Behauptung eines begrenzten Alls 
sehr dazu geeignet, wissenschaftliche, philosophische und theologische 
Erörterungen über den, dieses All transzendent übersteigenden Geist 
anzu stellen. 

DipL-Ing. Dr. HANS ISRAEL /BERLIN 

MATHEMATISCHE WIDERLEGUNG DER RELATIVITÄTS- 
THEORIE 

Die mathematische Berechnung der RTH ist von Einstein so fehler- 
haft durchgeführt worden, daß man nur sein Erstaunen darüber zum 
* Ausdruck bringen kann. Einige Proben dürften genügen, um die Leicht- 
fertigkeit seiner Methode zu beweisen : 

1. Die Substitution x — vt — x' gilt nicht für den reflektierten, 
gegen die Erdtranslation gerichteten Lichtstrahl des Michelson-Inter- 
ferometers. Die Koinzidenz des ruhenden und bewegten Spiegels wird 
in diesem Falle durch die Substitution x + vt = x' erzielt. Danach 
gilt das Relativitätsprinzip nicht mehr allgemein. Einstein rechnet in 
seiner Differentialgleichung selbst mit den Geschwindigkeiten c — v und 

c v, die obigen Substitutionen entsprechen. So hat er sich selbst 
widerlegt ! 

2. Die relativistische Verkürzung \j \ — 1L ergibt sich nur an dem 

' c 2 

mittleren Interferometers piegel, während sich an den beiden anderen 
Spiegeln ein ganz anderer Wert errechnen läßt. Aber Einstein behauptet 
unentwegt; Hiernach hat sich alles gleichmäßig verkürzt ! 

14 



3. Das Additionstheorem der Geschwindigkeiten wird von Einstein 
nur durch den groben Rechenfehler erhalten, zwei Geschwindigkeits- 
systeme c und co durch dieselben Koordinaten £, r auszudrücken, und 
trotz der neuen Substitution § = cot den Faktor c J der Lor ent z trän s- 
formation konstant zu halten, anstatt c anteilig durch m zu ersetzen. 

4. Einstein übersieht bei der Berechnung des Relativitätsfaktors ß 
den Rotationsimpuls der Erdoberfläche von 426 m/sec, während er still- 
schweigend die Bewegung des Sonnensystems nach dem Standbilde des 
Herkules von 19 km /sec den Lichtstrahl ausführen läßt. Damit wird der 
Sonnenäther zum Bezugssystem, wodurch sich eine Mitführung des Licht- 
strahles im Gegensatz zum Relativitätsprinzip ergibt. 

5. Da die Aberration eine Folge freier Ätherschwingungen ist, während 
die Miehelson- Interferenz bei erdgebundenem Lichte eintritt, so liegt gar 
keine Veranlassung vor, daß sich beide Licht arten identisch verhalten. 
Vielmehr muß Erdlicht dem Erdpotential innerlich verwandt sein. 

6. Durch die Umformung der Maxwellschen Lichtwellengleichung : 
x 2 * + y 2 -f- z 2 - — • c 2 t 2 — 1 erhält die t-Koordinate eine bestimmte Lage, ohne 
daß sich eine physikalische Änderung oder eine vierte Dimension ergibt. 

7. Das Gravitationsfeld kann nicht durch ein beschleunigtes System 
ersetzt werden, da beide Systeme nicht äquivalent sind. Die Substitution 

— - — ■ j^/| ergibt deshalb keine Koinzidenz des gravitierenden 

Feldes mit dem entgegengesetzt beschleunigten System. 

8. Das Newtons che Gravitationsgesetz findet Einstein nur durch die 
unzulässige Substitution ds = dx 4 = dt. Er vertauscht Kategorien 
verschiedenen Sinnes und verwechselt damit mathematische Gleichheit 
mit physikalischer Gleichwertigkeit . 

9. Da es stärksten elektrischen Einflüssen nicht gelingt, einen 
Lichtstrahl zu beugen, so ist es unerhört, der Menschheit glaubhaft 
machen zu wollen, die Gravitation bekäme das fertig. Vielmehr wissen wir, 
daß die S o nnenatmosph är e wie eine Gaskugel das Stemlicht beugen kann. 

10 * Die Merkurabweichung erhält Einstein nur durch die fehlerhafte 
Auffassung, diese relativistisch zu berechnen, die klassische Drehung 2 n 
hingegen nach gewohnter Methode zu bestimmen. Eine physikalische 
Erklärung wird überhaupt nicht gegeben. Unseres Erachtens kann aber 
durch das rotierende Sonnenelektropotential eine Fesselung des Merkurs 
sich ergeben, durch die er schneller eilt. 

11. Eine Einigung elektrischer und mechanischer Vorgänge ist unmög- 
lich, weil sich ihre Massen in bezug auf die Trägheit verschieden verhalten. 
Damit wird zugestanden, daß der Unterschied alogischer Natur ist. 

Da Einstein obige Fehler seiner Arbeit zur Kenntnis genommen hat 1 ), 
ohne sie widerlegen zu können, so hat er damit das Fiasko der RTH ein- 
gestanden. 

i ) Vgl» d. V. „Beweis, weshalb die Einsteinsche RTH ad acta zu legen ist“. Hiflmanu, 

Leipzig. Ferner „Auflösung der Widerspruchslehre Kants 4 . Schwetschke u. Sohn, 

Berlin. 


15 



HUGO KELLER /LÖBAU i. S. 

DIE RELATIVITÄTSTHEORIE 

Die RTH behauptet die Konstanz der Lichtgeschwindigkeit für jedes 
beliebig bewegte System. Wenn sich zwei Weltkörper mit der Geschwindig- 
keit v einander nähern und einer dieser beiden Körper einen Lichtstrahl 
aussendet, so ist nach Ansicht der RTH für die Beurteilung der Licht- 
geschwindigkeit gleichgültig, ob der Lichtträger bewegt und der andere 
W eltkörper in Ruhe oder umgekehrt der Lichtträger in Ruhe und der 
andere Weltkörper auf ihn zu bewegt ist. Den Zustand der absoluten 
Ruhe gibt es nicht, sondern nur den der relativen Bewegung. 

Um die Licht ges ch windigkeit für jedes beliebig bewegte System kon- 
stant sein zu lassen, werden Raum- und Zeitmaße für den Zustand der 
Bewegung gewandelt. Raummaße werden in der Richtung der Bewegung 
verkürzt, Uhren gehen nach. Ein Beobachter B sei gegen einen Beob- 
achter A mit der Geschwindigkeit v — 100000 km bewegt. Dann folgt 
aus der RTH, daß für B (von A aus beurteilt) das Kilometermaß auf 
707 m, mithin 300 000 km auf 212 100 km zus ammenschrumpf en . B 
konstatiert nun nicht etwa eine Lichtgeschwindigkeit von 212 100 km in 
der Sekunde, sondern für ihn sind erst 0,707 Sek. verflossen ; somit findet 
auch B für die Lichtgeschwindigkeit den Wert von 300 000 km in der 
Sekunde. B muß also (immer von A aus beurteilt) sein Kilometermaß 
424 300 mal abtragen, um die Strecke von 300000 km, welche das Licht 
in einer Sekunde zurücklegt, zu erhalten. Genau die gleiche Schwierig- 
keit ergibt sich bei der Definition von v in bezug auf das ruhende oder 
bewegte System. 

Wenn die These von der Konstanz der Lichtgeschwindigkeit für 
jedes beliebig bewegte System zu treffen würde, dann wäre es das Ge- 
gebene, den 300000. Teil des Sekunden -Licht weges als Kilometer fest- 
zusetzen. Entweder wäre das Kilometermaß dann für alle verschieden 
bewegten Systeme das gleiche, oder es wäre — und damit auch der Licht- 
weg — ; verschieden. In beiden Fällen hätte eine Relativitätstheorie 
keinen Sinn mehr. 

Ein Zug soll, vom Bahndamm aus beurteilt, verschiedene Länge 
haben, je nachdem er ruhend oder bewegt ist. Wenn ich eine Moment- 
photographie eines bewegten Zuges mache, so ergibt das eine andere Länge 
als die Photographie des ruhenden Zuges, obwohl der Zug während der 
kurzen Dauer der Aufnahme beidemal als ruhend angesehen werden kann. 
Eine Differentialrechnung dürfte also gar nicht möglich sein, wie überhaupt 

die unbedingte W ahrheit unserer Mathematik durch die RTH in Frage 
gestellt wird. 

Wenn von zwei genau gleichgehendea Uhren A und B die Uhr B 
eine Reise um die Welt macht, so geht sie beim W iederzus ammentre ffen 
mit der Uhr A nach. Nehmen wir an, daß sich die Reise um die Welt in 
24 Stunden entgegen der Erdumdrehung vollzieht, so ist die scheinbar 
bewegte Uhr B in Ruhe und die andere, scheinbar ruhende A bewegt. 

16 



A müßte also gegen B nachgehen, und die Uhren üb erbieten sich gegen- 
seitig im Nachgehen. Oder aber A geht jetzt gegen B vor, d. h. bei gleicher 
Geschwindigkeit brauche ich für eine Reise um die Welt verschiedene 
Zeit, ob ich so herum oder anders herum fahre. Gleichzeitig folgt, daß 
die Erde einen verschiedenen Umfang haben muß, je nachdem ob ich im 
Sinne oder im Gegensinne des Uhrzeigers messe. Für die gleiche Strecke 
also zwei verschiedene Werte. 

Auf irgendeine dunkle Art „beseitigt“ die RTH diesen Widerspruch 
mit Hilfe der Gravitation. Der Zeitablauf ist in Feldern verschiedener 
Gravitation ein ungleich schneller. Demnach sind zwei Weltkörper 
von verschiedener Große, die im gleichen Augenblick aus dem Umebel 
entstanden sind, verschieden alt, denn was für den einen Hunderttausend 
Jahre bedeuten, sind für den andern mehr oder weniger. Sogar die ein- 
zelnen Teile eines Planeten, deren gemeinsame Geburt s stunde die Geburts- 
stunde des Planeten ist, haben verschiedenes Alter, da ihr Schwerefeld 
ein anderes ist. 

Und warum mutet uns die RTH derartige Un Vorstellbarkeiten zu? 
Die Antwort lautet, daß sie uns eine „einfache 44 Erklärung für bekannte 
und woblbegründete Erscheinungen bringen will, wahrend sie auf dem 
Gebiete der neuen Forschung versagt. Die Atomforschung, welche mit 
unvorstellbar großen Geschwindigkeiten und kleinen Entfernungen zu 
tun hat (also das gegebene Gebiet für die RTH), hat der RTH keinen 
ihrer Erfolge zu danken. 

Der Erfolg der RTH besteht darin, daß sie an die Stelle eines Pro- 
blems der klassischen Mechanik Hunderte von neuen Problemen gesetzt 
hat. Man wird aber auch verstehen, daß die RTH zu Widersprüchen und 
„Mißverständnissen“ geradezu herausfordert. 

Vgl. d. V. „Die Haltlosigkeit der RTH** und „Gegenbeweise gegen die RTH“. 
Hillmann, Leipzig. 

Professor Dr. 0. KRAUS /PRAG 
ZUR RELATIVITÄTSTHEORIE 1 ) 

Der von Michels on angestellte optische Versuch schien zu zeigen, daß 
das von einer irdischen Lichtquelle ausgesandte Licht sich genau so ver- 
halte, als ob die Erde ruhte, und als ob die Lichtquelle das Licht aus- 
schleudere wie ein Wurfgeschoß, als ob somit eine Proj ektiltheorie wie 
die Newtons und Poissons gälte; oder wenn man eine Wellentheorie zu- 

1 ) Vgl. d. V» 1, Aufsatz : Frankfurter Zeitung, Nr. 163, 3, III, 1927, dem der obige 
Text entnommen ist. — 2. „Fiktion und Hypothese in der Einsteinschen RTH“, Ann. 
d. Phil. II, 3, 1921 (Sonderheft zur RTH). —-3, Kantstudien, XXV, 1, 1920 (21); „Zur 
Lehre von Raum und Zeit“, Nachlaß Brentano. — 4. Kantstudien, XXVI, 3 u. 4, 1921 
(22) ; »»Die Verwechslung von Bescbreibungsmittel und Beschreihungsohjekt in der Ein- 
steinschen RTH.“. — 5. Lotos, 70, 1922, 'S. 333 ff. — - 6. Umschau, XXV, 1921; „Die 
Unmöglichkeit der Einsteinschen Bewegungslehre“. - — 7. „Offene Briefe an Einstein und 
Laue“. BraumülleT, Wien u. Leipzig 1925. 

2 Einstein 


17 


gründe legt: als ob der Lichtäther von der Erde mitgenommen würde wie 
etwa die Luft in einer Schiffskajüte. Beide Annahmen aber widersprachen 
der herr Behenden elektrodynamischen Theorie des ruhenden Äthers von 
H. A. Lorentz. Dieser Theorie zufolge läßt unsere Erde bei ihrer Reise 
durch den widerstandslosen Weltäther diesen völlig in Ruhe; sandte daher 
Michelson in seinem berühmten Experimente Lichtwellen in der Fahrt- 
richtung des Planeten und in abweichender Direktion hin und her, so 
mußte man entsprechend der Theorie des ruhenden Äthers von Lorentz 
erwarten, daß die Lichtwellen je nachdem einen längeren oder kürzeren 
Weg zurückzulegen haben und später oder früher ankommen, als sie 
eintreffen würden, wenn der Äther mitgerissen würde. 

Wie also sollte man sich erklären, daß der Michels on-V ersuch so aus- 
fiel, als ob die Lorentzsehe Theorie unrichtig wäre ? Es war eine sehr 
gewagte Hypothese, als Lorentz, statt seine Theorie zu ändern, annahm, 
daß sich der Michelsonsche Apparat und überhaupt jeder Körper quan- 
titativ ändere, wenn er sich bewegt, und zwar in der Weise, daß der 
Michelsonsche Apparat und überhaupt jeder Körper sich in der Richtung 
seiner Bewegung zusammenziehe ! Durch diese , ,Kontraktionshyp o these" & 
gelang es Lorentz, seine Theorie mit den ihr widersprechenden Ergebnissen 
des Michelson-Experimentes in Einklang zu bringen. Diese Hypothese 
von Lorentz mag befremden, sie ist aber jedenfalls ein Versuch, das sog. 
„negative Ergebnis“ des Michelson- V ersuche s unter Aufrechterhaltung 
der Hypothese des ruhenden Äthers ursächlich zu erklären. 

Nach Einstein aber ist „die Kontraktion nur eine Folge der Betrach- 
tungsweise, keine Veränderung einer physikalischen Realität“ (Born), 
was mit aller Evidenz aus dem Umstande hervorgeht, daß die Einstein- 
Kontraktion lediglich „für den nicht mitbewegten Beobachter“ statthat, 
sonach von dem V orhandensein und dem willkürlich gewählten Stand- 
punkte eines Beobachters abhängt, während die Lorentz - K ontr aktion 
als ein von jeder Beobachtung unabhängiger physischer V organg ge- 
dacht ist. 

N ach Einstein ergibt sich eine höchst merkwürdige Reprozit ät : für den 
Beobachter bleibt auf dem gleichen System alles unverändert ; für ihn 
ist es nicht wahr, daß sich irgendwelche Längen seines Weltkörpers infolge 
der Bewegung verkürzen, oder daß irgendwelche seiner Uhren langsamer 
gehen. Aber der Beobachter auf dem nicht mit bewegten System mißt die 
Längen des anderen Systems als kürzer, die Zeiten als länger. Eddington 
der englische Verfechter der RTH, weist in seinem bei Teubner über- 
setzten Werke ausdrücklich auf die Märchenhaftigkeit dieser reziproken 
Pseudomessung hin, die nichts gemein hat mit der Lorentzschen Hypo- 
these einer realen Verkürzung als die mathematische Formel. 

Hier sei nur so viel gesagt, daß das Einsteinsche Relativitätsprinzip 
„postuliert“, es müsse bei dem messenden Vergleich der Geschwindigkeit 
einer Lichtfortpflanzung (c) mit jener einer geradlinig gleichförmigen 
Bewegung (v) irgendeines anderen beweglichen Dinges sich stets ein 
Geschwindigkeitsunterschied von 300000 km/sec zugunsten des Lichtes 

18 



ergeben ; mit anderen Worten: die Lichtgeschwindigkeit „spielt die Rolle 
einer unendlichen Geschwindigkeit**’, der gegenüber jede andere Ge- 
schwindigkeit verschwindet. Die Paradoxie, daß sich für den messenden 
Vergleich stets c - — v — c ergeben soll, wird durch jene reziproke Ver- 
änderung der Zeitmaßstäbe ( Uhren) und weiterhin der Raummaßstäke 
verständlich zu machen gesucht 1 ). 

Die Veränderung (Verkürzung) der Raummaßstäbe nimmt die RTH 
zwar quantitativ gleich, aber — wie oben aus geführt — auf eine von 
der Lorentz- Kontraktion verschiedene Weise vor, nämlich lediglich für 
den Beobachter auf einem nicht mitbewegten Systeme. Dabei handelt 
es sich aber selbstverständlich nicht etwa um tatsächliche Erfahrungen, 
sondern um „Postulate“ und indem im weiteren V erlaufe Raummaß 
und Zeitmaß (Uhr) mit Raum und Zeit gleichgesetzt werden, ergeben sich 
jene umstürzenden Lehren über Relativität der , , Gleichzeitigkeit 4 und 
die Hinfälligkeit alles dessen, was der gemeine Menschenverstand ebenso 
wie jener Newtons, Eulers und Kants für a priori evident hält. Der RTH 
gegenüber bleibt es aber bei der Kritik Prof. Wieners in Leipzig, der mit 
meiner Kritik übereinstimmend betont : „Nie können wir allein durch die 
Wahl des Maßstabes die Größe einer Geschwindigkeit zum Verschwinden 
bringen, wie das bei dem Relativitätsprinzip durch die Wahl der abzu- 
ziehenden eigenen Geschwindigkeit möglich ist."" 

Dr. W. KUNTZ / SPANDAU 

EINSTEINS RELATIVITÄT 

HEBT JEDE OBJEKTIVE GELTUNG AUF 

Wenn die menschliche Forschung auch niemals bis zu einem chimä- 
rischen „Absoluten ** 4 Vordringen wird, so hat doch ihre Geschichte 
bewiesen, daß ihr Fortschritt darin besteht, die Subjektivität und Relativi- 
tät menschlicher Auffassungen durch die objektive Gültigkeit zu 
ersetzen. Gerade die Befreiung von der Relativität ist der Maß stab 
für neue Erkenntnisse. Die RTH aber erhebt im Gegensatz hierzu 
die Relativität selbst zum absoluten Grundsatz, womit sie sich selbst 
widerspricht. 

Sie geht im übrigen einseitig von der optischen Erfahrung aus und 
vernachlässigt die Erkenntnisse des Tastsinnes, der ursprünglicher als 
der Ge sicht sinn ist, wie daraus hervorgeht, daß es viele Blinde, aber keine 
völlig Tastlosen gibt. Das Wort „Begreifen deutet auffällig auf diese 
Ursprünglichkeit des Tastsinns hin. 

Überträgt man die Grundsätze der RTH und des Relativismus auf 
andere geistige Gebiete, so wird jede allgemeingültige Richtschnur für 
menschliches Streben hinfällig und selbst der Unterschied zwischen 
Irrtum und richtiger Erkenntnis fällt fort. 

l ) Vgl. v. Gleich : „Einsteins Relativitätstheorien und physikalische Wirklichkeit“, 
Barth, Leipzig, 1930. 

2 * 


19 



Dr. EMANUEL LASKER/ BERLIN 
ANTINOMIE DER RELATIVITÄTSTHEORIE 

Einsteins Deduktion übersieht, daß die Erfahrung über leeren Raum 
nichts ausmachen kann. Indem er für c den empirischen Wert von etwa 
300 000 km pro Sekunde einsetzt und so argumentiert, als ob die Leere 
des astronomischen Raumes unbezweifelbar sei, gelangt er zu einer 
Antinomie. In Wirklichkeit muß lim c = oo sein, wie ich schon 1919 
dargelegt habe, und damit ist die Antinomie gelöst. Die Methode der 
Deduktion Einsteins ist durchaus unschlüssig und die Methode des 
Disputs, die er befolgt, ist unsachlich. 

Professor Dr. J. LE ROUX /RENNES 

DER BANKROTT DER RELATIVITÄTSTHEORIE 

(Übersetzt von Dr. E. Hueth ab er) 

1. Einsteins RTH hat eine lebhafte geistige Bewegung hervor- 
gerufen und verschiedene theoretische wie experimentelle Forschungen 
veranlaßt, die zum Fortschritt der Wissenschaft beigetragen haben. 

Die Theorie an sich selbst hält j edoch einer gründlichen Prüfung 
nicht stand. Im Lichte der Kritik zeigt sich, daß die vorgegebene Synthese 
ein leerer Schein ist, der sich nur in einem günstigen schützenden Halb- 
dunkel erhalten kann- 

Die Zusammenhangiosigkeit der Beweisgründe und die Kindlichkeit 
der Hypothesen sind von gleicher Art. Die Schlüsse haben zuweilen keine 
Beziehung zu den Prämissen, die Grundbestandteile der Berechnungen 
nehmen im Ergebnis eine Bedeutung an, die der Definition in den zugrunde 
gelegten Daten nicht entspricht. 

Man könnte vielleicht über die methodischen Fehler hinwe ggehen , 
wenn die Ergebnisse einen wirklichen F ortschritt für unser Wissen brächten. 
Leider ist dies nicht der Fall. Die einen oder anderen erhaltenen Ergebnisse 
sind von der Theorie unabhängig und können in keiner Weise dazu dienen, 
sie zu stützen. 

Es ist bekannt, daß die spezielle RTH aus Anlaß des Michels on- Ver- 
suches entstanden ist. 

Nun hat aber ihr Urheber selbst nickt die Ergebnisse dieses Versuches 
richtig zu analysieren verstanden. Er hat aus ihnen Folgerungen gezogen, 
die sie in Wirklichkeit nicht in sich schließen. Hiernach hat er diese 
Folgerungen durch eine Reihe von Hypothesen zu erklären versucht, die 

sich widersprechen und keinerlei Beziehung zum Phänomen 
haben! 

Auch die Gravitationstheorie ist ganz sonderbar. Hier aber kommt 
zu dem Mangel an Können noch die ungeheure Duperie bei der angeblichen 
Erklärung des säkularen F ortschreitens der Perihelbe we gung des Merkur. 
Die beobachtete säkulare Vorwärtsbewegung ist ungefähr 374". Einsteins 
Theorie gibt eine Verschiebung von ungefähr 42" an. Diejenige Newtons 

20 


unter Zugrundelegung gegenwärtiger Feststellungen erklärt diese Vor- 
wärtsbewegung bis auf 336". 

lim hieraus die Überlegenheit der Einsteinschen Lehre zu erschließen* 
ist noch etwas mehr nötig als blindeste und anomalste W illf ährigkeit . 

Die Ohnmacht der RTH in dieser Hinsicht ist in ihrer ganzen Zu- 
sammensetzung begründet. Sie nimmt ihr eigenes Prinzip zum Ausgangs- 
punkt ihrer selbst, indem sie es unternimmt, materielle Bewegungen 
durch geodätische Messungen in Form von quadratischen Differentialen 
mit vier Variablen, durch die Raumzeit mit vier Dimensionen darzu- 
stellen. Diese Hypothese steht im Widerspruch mit der Gravitation. 

Die Versuche von Mathematikern, die mehr gewissenhaft als klar- 
sichtig sind, logisch unvereinbare Dinge miteinander in Einklang zu 
bringen, sind notwendig gescheitert und werden weiter scheitern. 

ln den ungefähr fünfzehn Jahren, seitdem die Allgemeine RTH be- 
gründet worden ist, war es unmöglich, aus ihr eine annähernde Dar- 
stellung der Bewegung des Sonnensystems oder auch jedes anderen 
Systems abzuleiten. Die gemachten Versprechungen sind nicht gehalten 
worden, dies ist ein bezeichnender Fehlschlag. 

2. Der Mich elson- Versuch. Aus dem Michels on- Versuch schließt 
die RTH, daß die relative Lichtausbreitungsgeschwindigkeit für den 
Beobachter in allen Richtungen dieselbe ist. 

Diese Folgerung ist unrichtig. Die Isotropie der Interferenzwelle 
schließt nicht diejenige der F ortpflanzungswelle in sich 1 ). 

Man kann höchstens daraus schließen, daß das Mittel, in welchem sich 
das Licht ausbreitet, Äther oder sonstwie genannt, nur unter bestimmten 
Bedingungen homogen und isotrop in bezug auf ein gegebenes Bezugs- 
system ist. 

Gibt n län zu, daß der Äther von der Schwerkraft beeinflußt wird, 
so kann sogar das Ausbreitungsgesetz den folgenden Bedingungen ge- 
nügen : 

a) Es ist ein Bezugssystem S vorhanden, derartig beschaffen, daß das 
F ortp fl anzungs mittel in jeder von den materiellen Massen entfernten 
Gegend in bezug auf S homogen und isotrop ist. 

b) Für jede unveränderlich an dasselbe Bezugssystem gebundene 
Lichtquelle ist die Interferenzwelle in einem speziellen Gebiet isotrop. 

e) Für jede an eine materielle Masse gebundene und von ihr mit- 
geführte Lichtquelle ist die Interferenzwelle gleichfalls in einem speziellen 
Gebiete isotrop. 

Es gibt unendlich viele Lösungen, deren gemeinsame Eigenschaften 
leicht festzustellen sind. 

Die genaue Analyse des Phänomens erlaubt also nicht die sonderbaren 
Folgerungen, welche die Grundlage der speziellen Relativität bilden. Die 
sehr genauen Ergebnisse der neuen Versuche von Miller sind von höchstem 
Interesse, weil sie uns dazu verhelfen können, daß wir den Einfluß der 

*) J. Le Roux, „Relativite restreinte et geometrie des systemes ondulatoirs“, S. 21 
(Paris 1922). Journal de Mathematiques, S. 223 (1922). 


21 



Materie auf die Bedingungen der Fortpflanzung des Lichtes kennen- 
lernen. 

3. Die relativistische Erklärung des Michels on-V ersuchs. 
Nachdem die relativistische Schule unrichtige F olgerungen aus dem 
Michelson-V ersuch gezogen hat, versucht sie, sie zu erklären. Da die 
Gleichung mit partiellen Ableitungen für die Ausbreitung der W eilen 
für die analytische Transformation, die eine geradlinige gleichmäßige 
Translation darstellt, nicht standhält, ändert man den Sinn der Worte. 
Die Transformation von Y oigt-Lorentz, welche die analytische Form der 
in Rede stehenden Gleichung behält, wird mit dem Namen „Translation 4 * 
getauft. 

Das ist eine lächerliche Taschenspielerei. Die Translation ist ein 
Ding, die V oigt-Lorentz sehe Transformation ein anderes. Es gibt eine 
Gruppe von Translationen wie es eine Voigt-Lorentz sehe Gruppe gibt. Die 
beiden Gruppen haben in der Mathematik jede ihr eigenes Gebiet und ihre 
genaue Bedeutung. Da dies Angelegenheiten der Definition sind, kann 
man sie nicht vermengen. 

Um die V oigt-Lorentz sehe Gruppe heranzuziehen, nimmt Einstein 
zwei Bezugssysteme an; jedem von ihnen ist ein Beobachter beigegeben, 
der mit einem vollständigen Satz von Maß staben und Zeitmessern aus- 
gerüstet ist. Jeder der beiden führt in seinem eigenen System die Längen- 
messungen aus, und zwar durch Verlegung der Maßstäbe, nach den Me- 
thoden der euklidischen Geometrie. Die Beobachter und die Gegenstände 
haben dauernde Existenz und können sogar, wie es heißt, von einem 
System zum anderen übergehen. Schließlich wird die Beziehung zwischen 
den Koordinaten eines und desselben, auf beide Systeme bezogenen Er- 
eignispunktes durch die Formeln von Lorentz hergestellt. 

Man bemerkt sofort, daß diese Hypothesen nichts mit den Verhält- 
nissen, wie sie beim Mich elson- Versuch vorliegen, gemeinsam haben, 
wo nur ein einziger Beobachter vorhanden ist, der weder seinen Zeitmesser 
zu betragen noch den Zahlenwert der Lichtgeschwindigkeit festzu- 
setzen hat. 

4. Unvereinbarkeit der ^Voraussetzungen Einsteins. Aber 

noch mehr: Einsteins Hypothesen sind miteinander selbst logisch un- 
vereinbar. 

Es mögen zwei Systeme mit Variablen S (X, y, Z, t) und S' (x\ y\ Z\ V) 

einander gemäß den Formeln von Lorentz entsprechen. Soll ein Punkt 

im . System S fest sein, so müssen x / , y\ z' konstant sein, während t' 

beliebig bleibt. Die Gleichung, welche t' bestimmt, spielt alsdann keine 
Rolle. 

Unter ^ diesen Umstanden erleiden zwar sämtliche an S r gebundene 
j . un ]? e . e 3 ne geradlinige gleichförmige Translation in bezug auf S ; aber 
f ie * ^nablen x , y , z bedeuten nicht kartesische rechtwinklige Koordi- 
naten im Sinne von S. Entsprechendes gilt offensichtlich, wenn man 
^ fest und t sls beliebig ^nniinint* 

Einstein hat nicht unterschieden zwischen den festen Momentanwerten 


22 



und den veränderlichen beliebigen Werten von t und t\ zwischen einem 
dauernden Gegenstand und einem Momentereignis . 

Nun müssen aber die Beobachter, ihre Maßstäbe und Zeitmesser in 
dem System, an das sie gebunden sind, als dauernde Dinge betrachtet 
werden. 

Nach der einen von Einsteins Grundhypothesen bezüglich der Längen- 
maße in einem der Systeme werden zwei gleiche Gegenstände, die im 
selben Systeme liegen, mittels einer an den 'Variablen dieses Systems 
vor genommenen euklidischen T ransformation aufeinander bezogen. 

Andererseits werden nach den gemachten Hypothesen die Beobachter, 
die Maßstäbe und die Zeitmesser wechselseitig von einem System auf 
das andere bezogen. Das Gesamte dieser Voraussetzungen würde er- 
fordern, daß die Umformung einer euklidischen Substitution mittels einer 
Lorentz-Transformation noch immer eine euklidische Substitution bleibt — 
was nicht der Fall ist. 

Die Einsteinsche Auslegung der Lorentz- Gruppe stößt also auf einen 
logischen Widerspruch. Die gesamte spezielle RTH beruht auf dieser 
zerbrechlichen Grundlage. 

5. Raum und Räume. In der Allgemeinen RTH findet sich eine 
Vermengung von zwei Dingen, welche die Mathematiker unrechtmäßiger- 
weise mit demselben Namen bezeichnen : dem geometrischen Raum und 
den analytischen Räumen. 

In den Fällen, wo 11 Variable auftret en, geben die Analytiker häufig 
einem System von Zahlenwerten, die diesen Variablen zu geteilt werden, 
den Namen „Analytischer Punkt 46 und der Gesamtheit dieser Punkte 
den Namen „Analytischer Raum 44 . Die Zahl der Dimensionen des 
ins Auge gefaßten analytischen Raumes ist die Zahl der Variablen, die 
ihn zusammensetzen. 

Diese Definitionen sind rein analytisch und unabhängig von den kon- 
kreten Bedeutungen der gegebenen Variablen. 

Der Gesichtspunkt des Geometers ist ein anderer. Für ihn ist die Zahl 
der Dimensionen nicht eine Eigenschaft des Raumes, sondern eine Eigen- 
schaft des Raum -Elementes. 

Dies erfordert eine Erläuterung. 

Die Lage eines geometrischen Punktes wird durch drei Koordinaten 
bestimmt. Die Gesamtheit der Lagen der geometrischen Punkte würde 
also einen analytischen dreidimensionalen Raum bilden. Aber eine Gerade 
wird durch vier Zahlen bestimmt, die ebenfalls ihre Koordinaten genannt 
werden; die Lage eines festen Körpers wird durch sechs Koordinaten 
bestimmt, usw. Wenn man die Gerade als Element betrachtet, bildet 
die Gesamtheit der möglichen Lagen einen analytischen Raum von vier 
Dimensionen (Plückers geordneter Raum). Die Gesamtheit der Lagen 
eines festen Körpers würde ebenso einen sechsdimensionalen analytischen 
Raum bestimmen. 

Für den Geometer ist der Ort der Punkte derselbe wie derjenige der 
Geraden oder der festen Körper : Er ist immer derselbe Raum. 


23 



Der im Sinne des Geometers als Ort betrachtete Raum hat also keine 
bestimmte Zahl von Dimensionen. 

Die klassische Mechanik betrachtet Systeme, deren Lage von einer 
beliebigen Zahl n von Parametern abhängt. Die Gesamtheit der mög- 
lichen Lagen dieses Systems bildet einen analytischen Raum von tl Dimen- 
sionen ; der Ort dieser möglichen Lagen gehört immer demselben un- 
bestimmten Raum der Geometer an. 

Der Punkt eines Ereignisses im relativistischen Sinne wird durch 
drei Lagekoordinaten, die mit einem Zeitwert verbunden sind, bestimmt. 
Deren Gesamtheit bildet einen vierdimensionalen analytischen Raum. 
Wenn aber das Ereignis aus der gleichzeitigen Betrachtung zweier 
Punktlagen und eines Zeitwertes zusammengesetzt ist, bildet das Gesamte 
einen analytischen Raum von sieben Dimensionen. 

Die Gesamtheit der möglichen Verbindungen zweier gänzlich unab- 
hängiger Ereignispunkte würde einen analytischen Raum von acht 
Dimensionen bilden. 

W eitere Beispiele sind überflüssig. Die hier gegebenen genügen, um 
klar zu machen, welcher wesentliche Unterschied für den Geometer 
zwischen dem Ortsraum und den Gesamträumen besteht. Es sind 
zwei verschiedene Begriffe, die mit demselben Namen bezeichnet werden* 

6. Die relativistische Raumzeit und der analytische Raum 
der Bewtonschen Gravitation. Die Relativität hat nur eine vier- 
dimensionale Raumzeit im Auge, die sie in der Form von quadratischen 
Differentialen untersucht ; diese soll eine ähnliche Rolle spielen wie beim 
Limenelement einer Oberfläche in der Geometrie. 

Die Schwerkraft würde hiernach durch Ausgehen von dieser quadra- 
tischen Form bestimmt werden. Die natürliche Bewegung eines materi- 
ellen Punktes würde durch eine geodätische Linie von der in Rede stehen- 
den Differentialform dargestellt sein. Diese geodätische Linie ist seine 
Weltlinie. Jedem Bewegten entspricht eine geodätische Linie. 

ln der klassischen Mechanik findet sich etwas Ähnliches. Das Prinzip 
der kleinsten Wirkung führt dazu, daß man bei der Darstellung der Be- 
wegung eines Systems von einer geodätischen Linie in der Form quadra- 
tischer Differentiale ausgeht. Aber man hat dabei die Bewegung eines 
ganzen Systems, das als ein festes Ganzes betrachtet wird, im Äuge, und 
mehr diejenige eines einzigen Elementes. 

Die quadratische Form umfaßt alsdann so viele Variablen als nötig 

San , um die vage des Systems zu bestimmen, und es ist die Bewegung 

es Ganzen, die durch eine Linie von der in Rede stehenden Form dar- 
gestellt wird. 

1u P en ^ t U1 ^ n s i c k z. B. das Universum als von einer Gesamtheit von 
^ assenpuim.ie s i gebildet., so wird die Lage des Ganzen von 3n Variablen 
a^taagem Der entsprechende analytische Raum wird 3tl Dimensionen 
a . * e " Cli ' bildet keine ergänzende Koordinate, denn die Bewegung 

^ 1ÖeS ^ er * mes 8ers * welcher Art er auch sei, führt von der Gesamtheit der 
Bewegungen des Universums hinweg. 

24 



Die erwähnte quadratische Form ist folgende : 

U Z mds 2 . 

U bezeichnet in ihr eine Funktion der Koordinaten des Systems. 

Die Berechnung bringt die Einführung einer Hilfsvariablen t mit sieh, 
die durch die Gleichung 

V mds 2 

dt 2 =* 

2 U 

bestimmt wird. Diese gestattet die Zurückführung der geodätischen 
Differentialgleichungen auf die gewöhnliche Form der Gleichungen der 
Mechanik. Diese Hilfsvariable t ist die kanonische Zeit der klassischen 
Mechanik. 

Das kanonische Bezugssystem ist dasjenige, für welches die 
kinetische Energie des beobachtbaren Universums Minima ist. 

Wenn man endlich U nach einer Minimum Voraussetzung für die 
Energie der Beschleunigungen bestimmt, so findet man 

U = f 2’ m k + h 

r ik 

worin nt} und die Massen zweier Elemente und T& ihre Entfernung 
bezeichnen. Dies ist das erste Gesetz Newtons. Die Bewegungsgleichungen 
haben dann die Form 

d 2 Xi dV 
m ‘ dt* = dx,. 

Diese Gleichungen enthalten nicht nur die Koordinaten des be- 
trachteten Punktes, sondern auch diejenigen aller anderen Punkte des 
Systems, womit die Geschlossenheit des Ganzen gegeben ist *). 

Eine interessante Tatsache der Relativität, welche die klassische 
Mechanik aufdeckt, aber der Schule Einsteins entgangen ist, ist der 
relative Charakter des Prinzips der Gleichheit von Wirkung und Gegen- 
wirkung. Dieses Prinzip spricht nicht eine Eigenschaft der Materie aus: 
es ist eine Eigenschaft, die von der Wahl des Bezugssystems herkommt. 

7. Uber die U nmö glich keit der Darstellung der Phänomene 
der Schwerkraft durch die Theorie Einsteins. Es bleibt noch zu 
beweisen, daß es unmöglich ist, die Phänomene der Schwerkraft dar- 
zustellen, wenn man von der Grundhypothese Einsteins ausgeht. 

Es sei T eine quadratische Form von Differentialen von vier Variablen 
Xi* x 2 , x a , x 4 . Die Gleichungen der geodätischen Linien dieser Form lassen 
sich folgendermaßen schreiben : 


dT _ 

d (dx,) 

dT 

d (dx,) 


dT 


dT 

d dx, 

dT 


d T 

dxt 


d (dxk). 


J ) J. Le Roux, .,Principes mathematiques de la Theorie de la Gravitation“. 
Paris 1930. 


25 



Sie erlauben es, drei der Koordinaten als Funktion der vierten und 
sechs beliebiger Integrationskonstanten auszudrücken. Zwei Lösungen 
unterscheiden sich einzig und allein durch die Zahlenwerte dieser sechs 
Konstanten. 

Betrachten wir zwei Lösungen, welche die Bewegungen zw r eier be- 
liebigen materiellen Elemente darstellen. Es seien unter fp y 2 > 7s’ y* 
die Koordinaten der Elemente der ersten, unter z 3 , z 2 , z 3 , z 4 diej enigen 
der zweiten zu verstehen. Man kann z. B. unterstellen, daß y l9 ys 
als Funktion von y 4 aus ge drückt sind, und ebenso z 4 , z 2 , z 3 als Funktion 
von z 4 . Aber es gibt keine notwendige Beziehung zwischen y 4 und z 4 : 
es gibt im allgemeinen keine notwendige Beziehung von Element zu 
Element zwischen zwei geodätischen Linien. Man könnte offenbar eine 
solche herstelien, indem man z. B. y 4 — z 4 — t setzt, wobei t eine Zeit 
bezeichnet. Diese Übereinkunft ist aber keineswegs wesentlich. An den 
Differentialgleichungen (2) wäre nichts geändert, wenn man für die erste 
Linie y 4 = t und für die zweite z 4 = t + a setzte, wobei a eine beliebige 
Konstante bedeutet. 

Das Fehlen einer regelmäßigen Beziehung zwischen den Ereignis- 
punkten zweier verschiedenen geodätischen Linien ist der Hauptgrund 
dafür, daß die Theorie Einsteins ungeeignet ist, die Schwerkraftsphänomene 
darzustellen. Man kann aus der Theorie Differentialgleichungen her- 
lei ten, die sich mehr oder weniger denjenigen der Bewegung eines einzigen 
Punktes nähern werden; man wird aber niemals daraus die Gleichungen 
für die Bewegung eines, gleichviel welchen, festen Systems entnehmen 
können. An dem Seheitem der Versuche, die man in diesem Sinne ge- 
macht hat, ist nicht die Schwierigkeit des Problems oder die Unfähigkeit 
der Autoren schuld, sondern es ist in dem wesentlichen Widerspruche 
begründet, der zwischen dem Prinzip der Theorie Einsteins und dem 
Faktum der Geschlossenheit besteht. 

Ls ist nicht einmal gelungen, die Gleichungen für die Bewegung eines 
Systems von zwei Körpern aufzustellen, die auf ein Bezugssystem be- 
zogen werden, das nicht als Ausgangspunkt einen dieser Körper hat. 

Das Geheimnis dieser Ohnmacht liegt in der Beschränkung des dem 
Problem der Gravitation entsprechenden analytischen Raumes auf vier 
Dimensionen. 

Die analytische Mechanik, die von dem Aberglauben der Raumzeit 
irei ist, löst das Problem reinlich und genau, indem sie die notwendige 
Zahl von \ ariablen einführt. 

Die relativistische Mechanik stampft auf demselben Fleck, unfähig, 
aus ihrem vierdimensionalen Gefängnis herauszukommen. 

Der vierdimensionale analytische Raum Einsteins enthält nicht die 
3 n-dimensionalen analytischen Punkte, welche jeder Lage eines Ganzen 
von n materiellen Elementen entsprechen. 

Während aus diesem Grunde die Relativität die Elemente nur einzeln 
behandeln kann, behandelt die klassische Mechanik das Gesamte des 
beobachtbaren Universums in seiner Totalität. 

26 



8. Die Schwerkraft ist eine Eigenschaft des in seiner Ge- 
samtheit betrachteten beobachtbaren Universums. Man be- 
trachtet gemeinhin die Schwerkraft als ein Gesetz der Beschleunigung 
oder Wechselwirkung. Auf diese Art wird aber das Problem seiner wahren 
Natur beraubt. Die sog. Newtons che Wirkung, die umgekehrt proportional 
dem Quadrat der Entfernung ist, gilt einzig und allein für die auf be- 
stimmte Bezugssysteme bezogenen Bewegungen. Da diese Systeme nach 
dem Sternhimmel orientiert sind, hängen sie in Wirklichkeit von dem 
Gesamten der beobachteten Gestirne ab. 

Der W ortlaut des Anziehungsgesetzes setzt gleichfalls die Wahl 
eines besonderen Merkpunktes für die Zeit voraus, damit die Beschleuni- 
gung bestimmt werden kann. Diese kanonische Zeit ist ebenfalls fest- 
gesetzt, theoretisch durch die Betrachtung des Gesamtuniversums, prak- 
tisch durch die scheinbare Umdrehung des Sternhimmels. Immer ist es 
das Gesamte des Universums, das zur Geltung kommt. 

Der Begriff zweier gleichen und direkt entgegengesetzten F emwirkungen 
scheint zunächst unserem Verstände zu widerstreben. Wir beweisen 
jedoch, daß : 

W elcher Art auch ein bewegtes Ganzes sei, welches auch 
die Bewegungen der Elemente, die es zusammensetzen, seien 
— es immer Bezugssysteme gibt, die so beschallen sind, daß 
die relative Bewegung des Gesamten in bezug auf eine be- 
liebige einzelne in ihm einzig und allein auf Grund von zwei 
gegenseitigen, gleichen und direkt entgegengesetzten Wir- 
kungen zu erfolgen scheint. 

Die gegenseitigen Fern Wirkungen sind daher im wesentlichen eine 
Tatsache der Relativität, die sich aus der Bestimmung des Bezugs- 
systems ergibt. 

Einsteins Methode machte es nicht möglich, dieses bedeutende Ergebnis 
aufzudecken. 

Um endlich das Gesetz der gegenseitigen Wirkung in einer von der 
Wahl der Bezugs variablen unabhängigen Form auszudrücken, müßte 
man die Gesamtheit der Parameter, die zur Bestimmung der Lage des 
beobachtbaren Gesamtuniversums dienen, heranziehen. 

Auch das überschreitet die Möglichkeiten der Methode Einsteins. 

Die von der relativistischen Schule bestätigten Ergebnisse erscheinen 
nur dann als befriedigend, wenn man sie ohne Kritik zugibt. Dies gilt 
z. B. von der täuschenden Angabe von 42" für den Merkur anstatt 374" 
und der Unfähigkeit der Methode, den Rest zu erklären. 

9. Schlußfolgerung. Diese allgemeinen Feststellungen machen ein Ein- 
gehen auf verschiedene Unregelmäßigkeiten der Methode und auf die pseudo- 
geometrischen Theorien der Relativität entbehrlich. Man gewinnt bei ihnen 
denselben Eindruck und findet denselben Mangel an Kritik, verbunden 
mit einigen Behauptungen, die regelrechte Absurditäten bedeuten. 

Meine höchst klare Schlußfolgerung ist die, daß die RTH Einsteins 
nicht zum Gebiet der positiven Wissenschaft gehört. 


27 



Professor Dr. P. F. LINKE / JENA 

RELATIVITÄTSTHEORIE UND PSYCHOLOGISCHE ZEIT 

Meine Gegnerschaft gegen die RTH beginnt, sobald diese glaubt, 
philosophisch- weltanschauliche Aussagen machen zu können* 

An und für sich kann es keinem Physiker verwehrt sein, seine Wissen- 
schaft, wie jetzt üblich, in ein (ganz oder doch in seinen wesentlichen 
Punkten) positivistisch-instrumentalistisches Erkenntnissy- 
stem einzubauen und etwa zu sagen : physikalische Sätze sind „wahr“, 
wenn es mit ihrer Hilfe möglich ist, auf Grund von Beobachtung gewisser 
Erscheinungen andere Erscheinungen zu berechnen und demgemäß richtig 
„vorauszusagen“. 

In das Gebäude einer so verstandenen Physik ordnet sich die RTH 
♦ nicht nur zwanglos ein, sondern bildet auch einen besonders eindring- 
lichen Beweis für ihre Durchführbarkeit. 

Die Frage ist nur, ob diese Durchführbarkeit nicht auf Kosten der- 
jenigen Aufgabe der Forschung zu erreichen ist, die bisher als ihre wert- 
vollste, ja als ihre eigentliche und, soweit Weltanschauungsfragen in Be- 
tracht kommen, entscheidende angesehen wurde; der Ergxündung 
der Wahrheit. 

Denn „Wahrheit“ im Sinne der positivistisch verstandenen Physik 
ist fundamental verschieden von dem, was der natürliche Mensch unter 
W ahrheit versteht und zu verstehen ein Recht hat. Während die echte 
Wahrheit sich stets auf ein an sich bestehendes Sein bezieht, will die 
positivistische „Wahrheit“ nichts sein, als ein bloßes Instrument zur 
Berechnung der Erscheinungen und verträgt darum eine Grundlegung 
durch Prinzipien, die im Sinne der echten Wahrheit falsch, ja wider- 
spruchsvoll sein können : sie enthüllt sich damit als eine — - im weiteren 
Sinne technische Angelegenheit von peripherem Erkenntnis wert, 
Weltan schauun gsproble me ohne Bedeutung ist: denn denen kann 
der Natur der Sache nach nur mit der echten W ahrheit gedient sein. — 

Daii ein Zuendedenken der kategorialen Grundlagen der RTH tat- 
sächlich auf logische Schwierigkeiten führt, ist beinahe ein offenes Ge- 
heimnis. Eine dieser Schwierigkeiten, die gerade, weil sie zu den elemen- 
tarsten Voraussetzungen der fraglichen Theorie gehört, oft übersehen 
wird, sei hier kurz skizziert. 

R. Weinmann hat darauf hingewiesen, daß Einstein bei seiner physi- 
kalischen Definition der Gleichzeitigkeit die Gleichzeitigkeit schon voraus - 
setirt; „Zwei voneinander entfernte Lichtzeichen, A und B, sind für ihn 
gleichzeitig, wenn sie sich in der Mitte M „treffen“ — nämlich (was auch 
körnte dies sonst heißen?) gleichzeitig treffen“ 1 ). 

Man wird erwidern : Einsteins Definition betreffe selbstverständlich 
nur die Gleichzeitigkeit von Geschehnissen an verschiedenen Orten: sie 
allem s tehe in Frage. Die Gleichzeitigkeit zweier Ereignisse an demselben 

der spwäeßen RTH“ (Natur u. Kultur, Heft 4). Tyrolia, 
Innsbruck- W len-München 1930. 

28 



Orte (oder an zwei unmittelbar benachbarten) sei gänzlich unproble- 
matisch. 

Ist das aber der Fall? Gleichzeitigkeit setzt Zeit voraus und da es 
nach der RTH mehrere gleichberechtigte Zeiten gibt, darf gefragt werden, 
im Sinne welcher Zeit hier Gleichzeitigkeit vorliegt. Hugo Bergmann 
gibt (für diesen wie für ähnliche h alle) im Anschluß an Bergson die Ant- 
wort, daß hier die psychologische Zeit in die Physik hineinragt 1 ). 
In der Tat ist ja der Physiker immer, wenn er Zeitfeststellungen macht, 
genötigt, unmittelbar erlebte Gleichzeitigkeiten (nämlich die des zu er- 
forschenden physikalischen Geschehnisses mit der Zeigerstellung seiner 
Uhr) zu konstatieren und also eine unmittelbar erlebte Zeit in seine 
Ergebnisse einzubeziehen. 

Bergmann erkennt es als Widerspruch an, „daß die Physik nicht 
imstande ist, die psychologische Zeit vollständig aus ihrem Begriffs- 
gebäude auszuschließen, aber auch nicht imstande ist, sie mit ihren Be- 
griffen zu bewältigen 4 * 2 ). Freilich soll das dennoch nichts Wesentliches 
gegen den kategorialen Aufbau der modernen Physik (und also auch der 
RTH) besagen, denn — so heißt es weiter — „die Welt der Physik ist eine 
Welt der Abstraktion, und wir dürfen von der Physik nicht mehr er- 
warten, als daß innerhalb ihrer Begriffsmittel die Abstraktion rein durch- 
geführt wird 44 . 

Das ist nun gewiß richtig, nur müßte das eine seltsame Abstraktion 
sein, die imstande wäre, in das Abstraktionsergebnis Widersprüche hinein- 
zutragen, die in dem, woraus abstrahiert wird, nicht vorhanden sind. 
Wenn ich aus den Begriffen von Tischen, Stühlen, Bänken, Schränken und 
Betten den des Möbels abstrahiere, so wäre diese meine Abstraktion sicher 
fehlerhaft, wenn sich im Begriff des Möbels ein W iderspruch aufweisen ließe. 

Vor allem aber gibt es eine psychologische Zeit in dem hier voraus- 
gesetzten Bergsonschen Sinne (als etwas der physikalischen Zeit Koordi- 
niertes) überhaupt nicht. Die sog. psychologische Zeit ist vielmehr das 
Zeiterlebnis im Gegensatz zur Zeit selbst; die im Erleben aufgefaßte 
und durch die Auffassung mehr oder minder modifizierte Zeit. Sie verhält 
sich zur Zeit selbst wie sich die von uns im unmittelbaren Erlebnis auf- 
gefaßte Anzahl (etwa einer Punkt gruppe) zur faktisch vorliegenden Anzahl 
verhält. Von einer psychologischen Zeit in einem anderen als diesem ganz 
sekundären Sinne zu reden, ist in der Tat ebenso verkehrt, als wenn man 
von einer psychologischen Anzahl reden und etwa sagen wollte, wenn 
125 wahrgenommene Punkte auf 60 geschätzt werden, so sei hier eine be- 
sondere psychologische Anzahl von 60 Punkten vorhanden. 

Wenn es nun keine besondere psychologische Zeit gibt, so kann sie 
auch nicht verwendet werden, um die oben von uns aufgedeckte logische 
Unstimmigkeit zu beseitigen. Vielmehr bleibt diese ungeändert als solche 
bestehen. 

«ä — 

• l ) .„Über einige philosophische Argumente gegen die RTH“. Kantstudien Bd. 33, 

S. 38r ff. 

*) a. a. 0., S. 404. 


29 



Übrigens: von einer eigentlichen. Beseitigung der fraglichen Un- 
stimmigkeit ist auch bei Bergmann keine Rede, Was er unternimmt, 
ist lediglich, sie zu mildern, sie gleichsam auf ein totes Gleis zu schieben. 
Aber vorhanden ist sie auch für ihn, und es bleibt immerhin zu beachten, 
daß ein so überzeugter Verfechter der RTH wie Hugo Bergmann hier 
eine ihrer fundamentalsten Schwächen erkannt und hervorgehoben hat. 

Vgl. d. V. „RTH nn d Relativismus 44 , Ajan. d. PhiL II, 3, 1921, 

Professor Dr. STEN LOTHXGXUS / STOCKHOLM 

DAS KLASSISCHE PRINZIP DER RELATIVITÄT IST 
GÜLTIG FÜR DIE PHYSIK IM GANZEN UND GROSSEN 
UND AUCH FÜR DIE OPTI SCH - ELEKTRI SCHE WELT 1 ) 

Während physikalische Theorien im allgemeinen auf das Prinzip 
der üblichen Geschwindigkeit gegründet sind, so macht hiervon die Theorie 
für die Interferenz des Lichtes eine Ausnahme. Sie hat zum Eckstein 
die umgekehrte Geschwindigkeit gewählt. An und für sich ist das kein 
F ehler. 

Wenn man bei Rechnungen den Eckstein einer Theorie vergißt und 
Rechenoperationen ausführt, welche diesem widerstreiten, wird man auf 
Steine des Anstoßes treffen. In diesem Falle, wo man sich auf eine an 
und für sich richtige Theorie verläßt, ist ein Lapsus sehr verzeihlich. Er 
kann dem Besten geschehen : Nemo Omnibus horis sapit. Solche Reihen« 
fehler sind indessen äußerst ärgerlich und schwer zu entdecken und, ein- 
mal gemacht, haben sie die Tendenz, chronisch zu werden. Auch, nachdem 
man getänden hatte, daß die logischen Konsequenzen unsinnig waren 
und dadurch ein Rechenfehler entstand, konnte man ziemlich lange 
nachdenken, worauf dieser innere Widerspruch sich gründete. Man wollte 
durchaus eine Theorie nicht aufgehen, welche auch bei einer wiederholten 
Prüfung sich als korrekt erwies. Es bleibt nur übrig, in logischer Weise 
die letz te Grundlage der Theorie zu betrachten und nachzudenken, ob diese 
die einzig denkbare ist oder eine andere Möglichkeit vorliegt, und, in 
solchem Falle, die Übereinstimmung zwischen diesen anderen Grundlagen 
und die Reichweite einer jeden klarzumachen. 

r u 611 * 31 ^ Lichtes im Wasser bezeichnet wird, mit c die 

Geschwindigkeit des Lichtes im Vakuum, mit w diejenige im stillstehenden 
asser und dem Wasser die Geschwindigkeit v erteilt wird, hat Fizeau 

. "I Bef Verfasser mmmt, betreffs, des Lichtes, einen ganz mechanistischen Standpunkt 
wfii E l eraehtet ’ daß Ficht strahlen and die Elektronen elastische Drähte sind, deren 
SwT s3^I92oT ^ Notwendi Skrit irgendeines Äthers stattfinden (Esqmsse 

die TrJrf 8dt ? em T Jahre 1922 ’ der Verfasser als seine Ansicht hervorhebt daß 

Nf S T 1 Lorcnt2 * vom mathematischen Gesichtspunkte ans, fehlerhaft ist. 

seiner Im geben in deutscher Übersetzung einen kurzen Auszug ; aus 

und die SchildkrÖt^ m scßwe< hscher Sprache herausgekommenen Arbeit : „Achilles 

30 



gemäß seinem berühmten Experiment betreffs der Geschwindigkeit des 
Lichtes im laufenden Wasser, laut der Theorie der Interferenz, als ge- 
suchten Gangunterschied gefunden: 


& 


.w 


V 


c 

w 4* v, 


2v 


W 


2v 16 

c 9. 


Nach der Division mit der Wellenlänge erreichte er einen Wert noch ein- 
mal so groß als der, welchen das Experiment auswies, und, deswegen und im 
Anschluß an Fresnels Theorie 1 ), erklärte er, der Mi tführungsko effizient 
sei in diesem speziellen Falle 7 / 16 . — 

Nun zum Problem betreffend Achilles und die Schildkröte. Jetzt 
aber beschäftigen wir uns nicht mit der Zeit, die es für ihn erfordert, sie 
zu erreichen, sondern wir berechnen den gemachten Weg des beweglichen 

man, wie wir es gegenwärtig machen, in einer theoretischen 
Weise die Verschiebung der Interferenz zu berechnen wünscht, die zufolge 
der verschiedenen Geschwindigkeiten von zwei Lichtstrahlen entstanden, 
ist es selbstverständlich notwendig, zuerst den W eguntersehied zu wissen, 
bevor man sich darauf einlassen kann, mit der Wellenlänge zu dividieren. 

Wenn c die Geschwindigkeit von Achilles und w die Geschwindigkeit 
von Schildkröten ist, wird man, da eine Schildkröte mit der Geschwindig- 
keit von W *4“ V läuft und eine andere nur mit der Geschwindigkeit von 
W — V, den Wegunterschied finden : 



Systems. 

Wenn 


2 v 


c. 


Wenn der Ausdruck L mit der Wellenlänge dividiert wird, erhält 

c 


man numerisch die von Fizeau durch Experimentieren gefundene Ver- 
schiebung der Fransen der Interferenzen. Dies bedeutet einen Sieg für 
das klassische Prinzip der Relativität, weil bewiesen ist, daß die Ge- 
schwindigkeit des Lichtes um 4: v geändert wird, was die Geschwindig- 
keit des Wasserstromes war. 


Professor Dr. HJ. MELLIN /HEL SIN GFORS 

DIE UNHALTRARKEIT DER RELATIVITÄTSTHEORIE 

Für einen in logischen Dingen Sachverständigen läßt sieh die Un- 
haltbarkeit der RTH überaus kurz und einfach darlegen. Denn der 
Gleichzeitigkeitsbegriff und der ebenso zentrale Existenzbegriff 
— die beide zu den undefinierbaren letzten Gegebenheiten oder Grund- * 

l ) Der Gedanke von Fresnel beschäftigt sich mit verschiedenen Dichten. In meinem 
stillen Sinn gehe ich davon aus, daß, wenn man eine Karaffe mit Wasser auf dem Tische 
hat und danach mit der Karaffe im Zimmer umherspaziert, das Wasser in den beiden 
Fällen dieselbe Dichte haben wird. Fresnel war der Ansicht, daß ein Teil des Äthers blieb 
und ein anderer Teil mitgerissen wurde — es ist eine gewagte und einigermaßen willkür- 
liche Rechenoperation, die arithmetische Durchschnittszahl aus dem Kampfe des Ziehens 
zwischen diesen beiden „Äthern zu berechnen. 


31 


begriffen gehören* ohne welche kein Denken möglich ist — sind mit- 
einander derart imtrennbar verbunden, daß mit der Gleichzeitigkeit auch 
die Existenz von gewissen Dingen gedacht und behauptet wird: in der 
Mathematik die Existenz von Gedankendingen, in der Physik die Existenz 
von wirklichen Dingen» Umgekehrt ist auch Existenz ohne absolut 
gleichzeitige Dinge das absolute Nichts. Da die RTH die absolute 
Gleichzeitigkeit bestreitet, so bestreitet sie damit (unbewußt) nicht nur 
die Mathematik, sondern auch die empirische Wirklichkeit. So fabelhaft 
kurz und einfach läßt sich ein zwingender Nachweis der empirischen 
und logischen Unhaltbarkeit dieser „Theorie 44 gestalten. 

Der Kernpunkt in der ungeheuren relativistischen Begriffsverwirrung 
verdient indes etwas ausführlicher im Zusammenhang mit anderen funda- 
mentalen Begriffen auseinandergelegt zu werden. Ohne die soeben ge- 
nannten beiden Grundbegriffe ist, wie gesagt, kein Denken möglich. 
Schon der undefinierbare Mengenbegriff (z. B.) erfordert, daß die 
betreffenden Objekte als gleichzeitig existierende gedacht oder 
postuliert werden, gleichviel ob sie sich bewegen oder nicht. Leugnet 
man die Gleichzeitigkeit, so leugnet man offenbar auch den Zahl- 
begriff. Ohne Gleichzeitigkeit kann auch von Gleichförmigkeit, 
Ungl eichförmigkeit , Geschwindigkeit und Beschleunigung gar 
nicht die Rede sein. Betrachten wir in der Tat den allgemeinsten Fall, 
wo sich zwei Körper oder Punkte P und Q längs ihren resp. B ahnkurv en 
von den Anfangslagen Pq, Q 0 aus gleichzeitig bewegen. Dabei mögen 
die Bahnkurven in bezug auf einander ruhen oder sich bewegen wie sie 
wollen. Jedenfalls sagen wir f daß die Bewegung von P gleichförmig 
in bezug aut die von Q ist, falls das Verhältnis der gleichzeitig zurück- 
geiegten Wegstrecken (Bahnstrecken) P 0 P : Q 0 Q fortdauernd in jedem 
Augenblick (Zeitpunkt) denselben konstanten Wert C beibehält (oder 
kürzer : falls beliebigen aber gleichen von Q zurückgelegten Wegstrecken 
immer gleiche proportionale von P zurückgelegte Wegstrecken ent- 
sprechen). C heißt die Geschwindigkeit von P, wenn die Bewegung 
von Q als Normalbewegung oder Zeit betrachtet wird. Dies ist eine 
Definition im eigentlichen oder wahren Sinne* die mit N amenerklärungen 
(Nominaldefimtionen) nicht verwechselt werden darf. 

Hier müssen also absolut gleichzeitige Lagen von P und Q un- 
bedingt. postuliert werden, wenn man den Gleichförmigkeits- und den 
Geschwindigkeitsbegriff überhaupt bilden und anwenden will. Bei dieser 
Defini tion handelt es sich nur um ein. gedachtes Vergleichen, keine» - 
wegs aber um Beobachtungen, geschweige denn um Messungen. 
Denken ist Vergleichen und Festsetzen von Relationen 1 ). Der 
ern punkt der relativistischen Begriffsverwirrung liegt nun gerade in 
der grundfalschen Auffassung, daß ein (physikalischer) Begriff durch 
Messungen und Beobachtungen definiert werden könnte. Das Merk- 

} Im dem eigentlichen Denken rechnen wir hierbei nicht das allem Denken zu 
Dnmde hegende Vorstellen. 

32 



würdige hierbei ist, daß eine exakte Auffassung in dieser Frage nur die 
elementarsten Kenntnisse in der Größenlehre erfordert. Den Relativisten 
mangeln also die elementarsten Kenntnisse in der Größenlehre, trotzdem 
sie auch Mathematiker sein wollen ! In der Tat muß man ja vor allem 
wissen, was man messen soll, bevor man überhaupt messen kann. Der 
Begriff (die Größe) muß somit im Bewußtsein entweder als undefinierbare 
Gegebenheit oder als schon definierter Begriff vorhanden sein. Der be- 
treffende Begriff ist mit anderen Worten in allen Fallen eine empirische 
und logische Voraussetzung des Messens : eine empirische, weil das 
Messen nicht realisiert, eine logische, weil es nicht gedacht werden 
kann, ohne daß zuvor der Begriff als eine zu messende Bestimmtheit 
gedacht worden ist. Kurz gesagt : der Begriff ist empirisch und logisch 
das Primäre, F rühere (a priori), das Messen das Sekundäre, Spä- 
tere (a posteriori). 

Messungen und Beobachtungen setzen also ohne Ausnahme immer 
etwas zu Messendes bzw. zu Beobachtendes, d. h. einen schon 
fertigen Begriff voraus. Will also die Physik eine empirisch und 
logisch exakte Wissenschaft heißen, so darf sie niemals einen Begriff 
durch Messungen und Beobachtungen definieren. Dadurch entsteht un- 
fehlbar ein logischer Zirkel. 

Hat man sich diese un umstößlichen logischen W ahrheiten klargemacht, 
so ist auch die empirische und logische U nh altb axkeit der RTH ohne 
weiteres klar. Sie ist empirisch unhaltbar, vor allem weil sie die absolute 
Gleichzeitigkeit bestreitet, ohne welche die empirische Wirklichkeit 
gar nicht gedacht werden kann. Denn das Wesen dieser Wirklichkeit ist, 
daß die materiellen Dinge gleichzeitig existieren, wie sie sich auch 
bewegen mögen. Sie ist eine logische Unmöglichkeit, vor allem weil sie 
die absolute Gleichzeitigkeit bestreitet, ohne welche die gleichförmig 
bewegten Inertialsysteme« die sie voraussetzt, gar keinen Sinn haben. 
Denn ohne die absolute Gleichzeitigkeit kann von Gleichförmigkeit gar 
keine Rede sein. 

Dies sind die F olgen des ungeheuren Irrtums der RTH, daß sie das 
logische Vergleichen durch das technische Messen ersetzt. Sie 
weiß nicht einmal genau, was Gleichförmigkeit und Geschwindigkeit 
ist, denn sonst wüßte sie, daß von diesen Begriffen ohne die absolute 
Gleichzeitigkeit gar keine Rede sein kann, und noch weniger würde 
sie sich die sinnlose Aufgabe stellen, , , Gleichzeitigkeit zu messen**, 
was schon deshalb eine Unmöglichkeit ist, weil Gleichzeitigkeit keine 
„Größe 64 ist! Zur Lösung dieser sinnlosen Aufgabe wird eine „Vor- 
schrift 64 festgelegt ! Solche s innl osen „ Forschriften 44 heißen „Zuordnungs- 
definitionen 44 , und zwar heißen sie so in der relativistischen „Axio- 
matik 66 ! — Die RTH ist die monströse Mißgeburt eines unlogischen 
Denkens und wird für alle Zeiten ein warnendes Beispiel einer unkritischen 
Zeit verbleiben. 

Das oben Dargelegte ist offenbar von allen philosophischen Ansichten 
über Zeit und Raum unabhängig. Kur die elementarsten Kenntnisse aus 

m 


3 Einstein 


der Größenlehre sind oben benutzt worden. Es dürfte somit keine er- 
heblichen Schwierigkeiten darbieten, der Allgemeinheit eine richtige Aul- 
fassung von der Unhaltbarkeit der RTH beizubringen. 


Ausführung 


„Der Äther und die 


J. A WA w MV— Tr — ^ 7 — — - 

— „Der Äther und die Ätherspannung"', ebenda XXX (45 S.). — .. . 

Ätherspannung“, ebenda XXX (10 S.). — „Das ^ eltgebäude im Lichte der f ? 
nung u , ebenda XXX (36 S.). — Separate: Akademische Buchhandlung, Heismgto *. 


LOTHAR MITIS/ WIEN 
SACHVERHALT UND EIN STEIN 


Der von Einstein falsch dargestellte Sachverhalt läßt sich richtig 
folgendermaßen punktweise zusammenfassen : 

1. Alle normalen Naturerscheinungen, ob sie nun energetisch oaet 
materiell aufgefaßt werden, unterliegen ausnahmslos dem gewaltigsten a u 
Monismen, der Gravitation, Sie sind schwer. Zu ihnen zählt besonders 
auch das Schallmedium Luft und das Lichtmedium Äther. 


2. Für Schall und Licht bestehen, abgesehen von der barischen 

ihrer F ortpflanzungsmittel, auch sonst noch zahlreiche weitgehen e 

Analogien : Beide Phänomene sind Erschütterungen, in welche ihre Me eß 

durch schwingende, bzw, leuchtende Körper versetzt werden. Beide legen 

unter sonst gleichen Umständen in gleichen Zeiten gleiche Wege 

rück, benötigen also zur Fortpflanzung eine bestimmte Zeit. Im gleic^ö 

Medium erfolgt ihre Fortpflanzung geradlinig. Beide werden reflekti e 

oder sonstwie ab gelenkt. Beide bewegen sich wellenförmig. Zwecks e 

Wahrnehmung haben sieh in den sensitiven Lebewesen eigene Orgaüjj 

aus gebildet. Und so fort. Die sich auf die Barik der Medien von ^ ^ 

und Licht beziehende Analogie ist also geradezu eine Selbstverständlic 

keit. Das gleiche Ergebnis erfolgt auch aus dem Planckschen Satze» 

Wellenbewegung stets mit Korpuskularbewegung Zusammenfalle, * eT1ie m 

auch nach Broglie, der für das Licht gleichfalls körperliche Welten a 
nimmt. 




3. Die Ätherschwere muß sich daher normalerweise auch darin — , 

, a 5™ Lichtstrahl bei entsprechender Annäherung an ein Schweiß 0 
üurch Anziehung mindestens gekrümmt wird. Solche Krümmung 
uurch Eddington auch konstatiert. 

4. Infolge der Luftschwere sollte niemand auf die Idee verfall^ 51 ’ ^ 

* akustisch nachweisen zu wollen, indem etwa angenomJ^ 

wurde, daß die Geschwindigkeit der SchallweUen verschieden sein 
j nac em diese in der Richtung der Erdbewegung oder in einer an f , 
^chtung beobachtet werden. Denn der Schall wird in aüen Fällen 

irdÄ T ' S0Üte niemand ^ Erdbewegung optisch gf 

,rd,8chc Lichtstrahlen) nachweisen wollen. Michekon, dek die A** 


34 



schwere noch fremd war, wollte diesen optischen Nachweis erbringen, 
erzielte jedoch keinerlei Erfolg. Der gescheiterte Versuch bewies, daß 
Erde und irdischer Lichtstrahl demselben Bewegungs System an gehören, 
daß der Lichtäther schwer ist. 

Wie reagiert nun Einstein auf all diese Erkenntnisse, die sich dem 
nüchternen Philosophen, Physiker und Astronomen als nackte Binsen- 
wahrheiten darstellen ? 

Den Punkt 1 (Ätherschwere) stellt er in Abrede. Das Licht ist für ihn 
ein rein abstraktes, immaterielles und daher ab arisches Wunderding. 

Dem Punkt 2 (Analogie für Schall und Licht) weicht er aus. Auch aus 
den Sätzen von Planck und Broglie zieht er keine oder doch nicht die hier 
einschlägigen Konsequenzen. 

Den Punkt 3 (b arische Krümmung der Licht strahlen) behandelt er 
gleichfalls mit Ausschaltung der Gravitation. Diese Krümmung soll 
nicht infolge Attraktion, sondern aus Gründen erfolgen, die auf 
dem phantastischen Begriff des gekrümmten und endlichen Raumes 
basieren. 

Aus seiner ab arischen Einstellung bezüglich Punkt 4 jedoch (Michelson- 
Versuch) resultieren die aller abenteuerlichsten Weltwunder, die sich bei 
Erkenntnis der gleichmäßigen Mitführung von Luft und Äther unmittelbar 
verflüchtigen, Zwecks Aufklärung des „negativen" 18 Ergebnisses des 
Michelson -Versuches * — für den Bariker ist dieses Ergebnis positiv — 
stellt Einstein zwei „Postulate“ (unbewiesene Voraussetzungen) wunder- 
liebster Sorte auf, und zwar: 

Postulat 1 bezeichnet die Lichtgeschwindigkeit c (= 300000 km) 
als co (unendlich groß) mit allen mathematischen Privilegien dieser größten 
Größe. Nun rechnet die Astronomie mit zahllosen Lichtjahren. Da aber c 
nur ein verschwindender Bruchteil eines einzigen Lichtjahres ist, so ist 
die Gleichsetzung dieses winzigen Wegleins mit oo ein Ättentat auf alle 
Vernunft. 

Diesen frevel benutzt Einstein zur Aufstellung des Postulats 2 
„Konstanz der Lichtgeschwindigkeit % welches besagt: co = c = 

300 000 km = c 4-n, das heißt: Im V ergleich zu jeder anderen Ge- 
schwindigkeit bleibt c (wegen c = co = co -J- n = c) konstant, und 
zwar nicht etwa approximativ (im praktischen Sinne), sondern in 
strengster Theorie. 

Auf solch unbillige Weise kann sich nun allenfalls auch die Relativität 
der Zeit und im übertragenen Wirkungskreis auch jene des Raumes er- 
geben. Denn wenn derselbe Lichtstrahl im V ergleich zu verschieden 
bewegten Systemen dieselbe Geschwindigkeit (c = c — m = c - — n) haben 
soll, so soll dieses Wunder emstemisch durch ein neuerliches Wunder, 
nämlich dadurch „erklärt 1 werden, daß die Zeit- und Raumeinheiten der 
verschieden bewegten Beobachter ungleich (bald größer, bald kleiner) 
sind. 

Diese RTH ist das kranke Produkt einer kranken Zeit. s 

Vgl. d. V. „Einsteins Grundirrtum“. Hillmann, Leipzig 1930. 


3 * 


35 



Dr. VINCENZ NACHREINER / NEUSTADT a. d. Haardt 
GEGEN DIE EINSTEIN SCHE RELATIVITÄTSTHEORIE 

Philosophie: Das „Raumzeitding“ der RTH widerspricht der un- 
bezweifelbaren Kant- Schopenhauers chen Lehre von Raum, Zeit und 
Materie. 

Analytische Mechanik: Bei Änderung des Gravitationsgesetzes 
kann man selbst für kugelförmige Himmelskörper die Massen nicht als 
im Mittelpunkt konzentriert in Rechnung bringen. 

Dr. K. 0. PETRASCHEK / MÜNCHEN 

DIE SPEZIELLE RELATIVITÄTSTHEORIE ALS LÖSUNG 
EINES SCHEINPROBLEMS 

1. Das von Einstein seiner speziellen RTH zugrunde gelegte Prinzip 
der absoluten Konstanz der Lichtgeschwindigkeit, welches in der Voraus- 
setzung besteht, daß sich das Licht für den Beobachter stets mit derselben 
Geschwindigkeit fortpflanzt, gleichviel ob dieser vor dem ankommenden 
Lichtstrahl flieht oder demselben entgegengeht (S. 2) 1 ), schließt zwar 
, einen Widerspruch im formal-logischen Sion nicht ein (S. 53), da die 
Annahme, eine vorausgesetzte objektive, d. h. in der außerbewußten 
Körperwelt sich ereignende Geschwindigkeit sänderung brauche sich, nicht 
auch subjektiv im Bewußtsein des Beobachters als solche zu bekunden, 
keine Denkunmöglichkeit enthält, wohl aber im material-logischen oder 
eigentlich erkenntnistheoretischen Sinn. Dies ist so zu verstehen. Das 
Prinzip der Konstanz der Lichtgeschwindigkeit ist gleich der sich auf ihm 
aufbauenden speziellen RTH eine physikalische Theorie und ergreift als 
solche primär reale Dinge und Vorgänge in der Außenwelt (S. 54). Die 
Theorie steht daher auf dem Boden des kritischen Realismus, wonach es 
eine vom Einzelbewußtsein unabhängige, zeitlich-räumliche Körperwelt 
gint (o. oi, A). boll nun diese räumlich-zeitliche Beschaffenheit der vor- 
ausgesetzten realen W eit nicht jeden Erklärungswert einbüßen, so müssen 
die objektiven Daseinsformen des Raumes und der Zeit als mit den sub- 
jektiven Anschauungsformen der gleichen Kategorie übereinstimmend 
angenommen werden (S. 52). Die gegenteilige Annahme würde der Pro- 
klamierung des Widerspruchs als Erkenntnismittel gleichkommen und 
damit den völligen Bankrott aller wirklichen,, d. i. über die bloße spiele - 
rische Betrachtung logischer Möglichkeiten und des eigenen Bewußtseins- 
miieiLs hinausreichenden Erkenntnis bedeuten (S. 54). Da nun di© Be- 
hauptung von der Un Veränderlichkeit der Lichtgeschwindigkeit und mit 
i die spezielle RTH jene gegenteilige Annahme tatsächlich macht, 
w jene ebenso wie diese vom realistischen Erkenntnisstandpunkt als eine 
m Sie ^ widersprechende Lehre zu betrachten, die deshalb einer Bestäti- 

iT-ii 1 Y* »’Der Grundwiderspruch in der speziellen RTH und seine Folgen ." 4 

mllmann, Leipzig 1922. r 

36 



gung — und freilich auch einer Widerlegung — durch die Erfahrung 
so gewiß unfähig ist, als der Experimentator keinen Standpunkt außerhalb 
seines Bewußtseins einzunehmen vermag, der es ihm ermöglichte, die im 
Spiegel seiner Sinnlichkeit erschauten Größenverhältnisse mit den ihnen 
entsprechenden wirklichen Größenverhältnissen nach einem gemeinsamen 
Maßstab zu vergleichen (S. 53). 

2. Der (logische oder psychologische) erkenntnistheoretische Idealismus 
kann der Entscheidung über die im material-logischen Sinne wider- 
spruchsvolle Beschaffenheit des Prinzips der Konstanz der Lichtgeschwin- 
digkeit und der vornehmlich auf ihm fußenden speziellen RPH nur aus- 
weichen, keineswegs kann er die Frage (bejahend oder verneinend) beant- 
worten ; andererseits darf er ihre Beantwortung auch nicht der Physik 
überlassen (S. 51, A). Da aber eine Beantwortung nun einmal gefordert 
werden muß, so zeigt sich gerade am Beispiel der E ins teins chen 
Relativitätslehre besonders deutlich die Notwendigkeit, von einem 
idealistischen zu einem realistischen Erkenntnis Standpunkt fortznschreiten 
(vgl. Petras chek, „Die Logik des Unbewußten" % München 1926, Bd. II, 
S. 542, Text und Anmerkung). 

3. Das Prinzip der Konstanz der Lichtgeschwindigkeit, desgleichen die 
für die spezielle RTH infolge der Akzeptierung dieser widerspruchsvollen 
Grundannahme allerdings notwendig gewordene Relativierung räumlicher 
und zeitlicher Abstände — und damit auch der Gleichzeitigkeit — (S. 69) 
können auch nicht als eine den raumperspektivischen Verschiebungen 
analoge Erscheinung oder als ein die (gleichviel ob subjektiven oder objek- 
tiven) Anschauungsformen des Raumes und der Zeit selber ergreifender 
Vorgang verständlich gemacht werden (S. 48 f., 73 f.). Mit der erwähnten 
Relativierung hat das moderne Relativität sprinzip , welches nur die 
Gleichwertigkeit aller gegeneinander geradlinig- gleichförmig bewegten 
Systeme für die Formulierung der allgemeinen Naturgesetze besagt 
(& 20), an und für sich nichts zu tun (S. 29). 

4. Da das Prinzip der absoluten Konstanz der Lichtgeschwindigkeit 
auch als Prinzip der Unabhängigkeit der mit Bezug auf den Beobachter 
zu verstehenden Lichtgeschwindigkeit von einer etwaigen Bewegung der 
Lichtquelle im Verhältnis zu eben diesem Beobachter formuliert werden 
kann, bei dem von Michelson und Morley angestellten Interferenzversuch 
aber, auf dessen negatives Ergebnis sich die spezielle RTH zur Bestätigung 
der Richtigkeit des von ihr zugrunde gelegten Prinzips der Konstanz der 
Lichtgeschwindigkeit zu berufen pflegt, eine Bewegung des Beobachters 
in bezug auf die Lichtquelle nicht in Frage kommt, so bildet dieser V ersuch 
keine mögliche Grundlage für die Entscheidung der Frage nach der Ab- 
hängigkeit der Lichtgeschwindigkeit vom Bewegungszustand der Licht- 
quelle (S. 19) und mithin auch keine mögliche Bestätigung oder Wider- 
legung der speziellen RTH. 

5. Die aus der widerspruchsvollen Grundvoraussetzung von der 
s chlech thinnigen U nveränderlichkeit der Lichtgeschwindigkeit abgeleiteten 



Gleichungen für die Koordinatenverwandlung gegeneinander gerad- 
linig gleichförmig bewegter Systeme sind trotz ihrer äußerlichen Über- 
einstimmung mit den aus dem Gesichtspunkt der Lorentzschen Kontrak- 
tionshypothese abgeleiteten Transformationsgleichungen falsch, weil der 
Ausdruck eines widersprechenden Sachverhalts ; der Widerspruch, den 
sie bloß verhüllen, ohne ihn beseitigen zu können, tritt in seiner vollen 
Stärke erst in der erweiterten Bedeutung hervor, die ihnen Einstein 
durch die verfehlte Anwendung des modernen Relativitätsprinzips 
nicht bloß auf die Ableitung, sondern auch auf das Ergebnis erteilt hat 

(S. 35, 39). 

6, Mit den Lorentz-Transformationen in der Deutung Einsteins teilt 
das von diesem aufgestellte Additionstheorem der Geschwindigkeiten die 
widerspruchsvolle Beschaffenheit. Der Widerspruch tritt zudem hier in 
einer Form auf, die die spezielle RTH entweder zu dem Eingeständnis 
ihrer Unfähigkeit, die tatsächliche Geschwindigkeit einer Bewegung zu 
bestimmen, oder aber zur Aufhebung ihrer eigenen Grundlage fuhren 
muß (S. 61, 63). 

7. Als Folge des Prinzips der Konstanz der Lichtgeschwindigkeit ist 
die Behauptung von der Unmöglichkeit einer die Ausbreitun gs gesch win- 
digkeit des Lichtes übersteigenden Bewegungsgeschwindigkeit ebenso ab- 
zulehnen wie die im relativistischen Sinne verstandene Grundformel für 
die Abhängigkeit der Maße eines bewegten Körpers von der Geschwindigkeit 
seiner Bewegung ; die Frage nach der Berechtigung der Annahme einer 
solchen Abhängigkeit sowie einer unüberschreitbaren Grenzgeschwindig- 
keit, die sich auf die Beobachtung von Tatsachen beruft, wird dadurch 
nicht berührt (S. 66). 

8* Die Behauptung, daß alle Gleichzeitigkeit nur relativ zu verstehen 
sei, besagt dem tatsächlichen Inhalt der betreffenden Darlegungen Ein- 
steins und anderer Relativisten zufolge nur, daß bei Verwendung von 
Lichtsignalen zur Feststellung der Gleichzeitigkeit zweier Ereignisse diese 
Gleichzeitigkeit solange nicht im absoluten Sinne genommen werden darf, 
als man unter Zugrundelegung der Äthertheorie des Lichtes die Bewegung 
des Signalempfängers (und der beiden Ereignisorte) gegen den hypothe- 
tischen Lichtäther und damit den genauen Wert der Geschwindigkeit der 
beiderseitigen Lichtsignale im Verhältnis zum Signalempfänger nicht kennt. 
Hier wird also entgegen der Auffassung der speziellen RTH mit der Möglich- 
keit verschiedener Lichtgeschwindigkeiten gerechnet (S. 68 f.) und demnach 
eine „Relativität* 6 der Gleichzeitigkeit und damit der Zeitmaße überhaupt 
vorausgesetzt, welche sich zur Einführung in das Verständnis der von der 
speziellen RTH eigentlich gemeinten Relativität zeitlicher (und örtlicher} 
Abstände als gänzlich ungeeignet erweist (S. 69 f.). 

9. Die spezielle RTH bemüht sich um die Lösung eines Scheinproblems . 
Deshalb muß sie mit der Dürchschauung des Scheines das Schicksal des 
Problemes teilen, beiseite gelegt zu werden (S. 76). 


38 



Dr. WALTHER RAUSCHENBERGER / FRANKFURT 
ANTI- EIN STEIN 


1. Im Michels onschen Versuch liegt kein grundsätzliches Problem. 

Er erklärt sich auf die einfachste Weise dadurch, daß die Lichtstrahlen 
von der Erde mitgeführt werden, was ohne allen Zweifel der Fall ist. Die 
Lichtstrahlen werden ebenso mitgeführt wie elektrische Wellen der 
drahtlosen Telegraphie. Hier wundert sich niemand, daß die elektrischen 
Wellen in der Richtung der Erdbewegung ebenso schnell laufen wie nach 
entgegengesetzter Richtung. 

2. Die Grundsinnlosigkeit der speziellen RTH ist die Annahme, 
daß ein und derselbe Lichtstrahl gegenüber beliebig beweg- 
ten Körpern die gleiche Geschwindigkeit besitzen soll!!! 
Dies ist absolut unmöglich — es ist ein völlig irrsinniger 
Gedanke. 

Es ist nur natürlich, daß sich aus diesem Gedanken, wenn man ihn 
weiter aus spinnt, weitere Sinnlosigkeiten ergeben, deren Aufzählung im 
einzelnen nicht notwendig ist. Erwähnt seien lediglich zur Illustration 
folgende. Eine W id ersinnigkeit ist es, daß die Zeit still stehe oder gar 
in die Vergangenheit laufe, daß Körper zu zweidimensionalen Wesen 
werden, wenn man sich mit Licht ges chwindigkeit bzw. Überlichtgeschwin- 
digkeit bewege. Diese Widersinnigkeit wird nicht dadurch aufgehoben, 
daß sich niemand mit Lichtgeschwindigkeit bewegen kann, oder daß die 
Überlichtgeschwindigkeit von den Relati vis ten „verboten“ wird. Die 
Richtung der Zeit nach vorwärts ist a priori gewiß. Sie ist die gewisseste 
Tatsache, die es gibt. Sie ist mit dem Geschehen selbst gesetzt. Überall N 
da, wo Bewegung statt findet, gibt es einen Zeitablauf, auch dann, wenn 
man sich einen Körper mit Lichtgeschwindigkeit bewegt denkt. Zwei- 
dimensionale Wesen gibt es in Wirklichkeit überhaupt nicht, dagegen ist 
es sehr wohl möglich, daß es eine schnellere Bewegung gibt als das Licht, 
z. B. die Gravitation. Nicht minder widersinnig ist die Annahme, daß 
Zeit und Raum sich ausdehnen oder zusammenziehen. Körper können 
sich in Raum und Zeit ausdehnen oder zusammenziehen, niemals die Zeit 
und der Raum selbst. Der Gipfel des Aberwitzes ist es, für die RTH eine 
Bestätigung in der Erfahrung finden zu wollen. 

3. Die Messung eines Körpers durch einen Beobachter, der mit dem 
Körper fest verbunden ist, ihm gegenüber ruht, hat unter allen Um- 
ständen den Charakter der Richtigkeit, zumal das Ergebnis des Ge- 
sichtssinns j ederzeit durch andere Sinne, z. B. den Tastsinn, bestätigt 
oder korrigiert werden kann. Jede andere Beobachtung von einem bewegten 
System aus ist demgegenüber sub j ektiv verschoben, sofern sie zu anderen 
Resultaten gelangt. Unsere Auffassung, die Art und Weise, wie wir die 
Dinge sehen, können durch das Licht beeinflußt werden, niemals die 
Dinge selbst. 

4. Völlig absurd ist die Annahme, daß die Gleichzeitigkeit relativ sei. 

39 



Jeder Zeitpunkt ist mit sich selbst identisch. Nun gibt es zwar keine 
Zeitpunkte in der Wirklichkeit, sondern nur zeitlich ausgedehnte Vor- 
gänge. Aber es kann ein Vorgang der Wirklichkeit, z. B. das Aufblitzen 
eines Lichtes, als Einheit auf gef aßt, und es können alle Vorgänge der 
Wirklichkeit auf den genannten Vorgang rechnerisch bezogen werden. 
Dies ist nur dann nicht möglich, wenn es noch schnellere V orgänge gibt 
als die Lichtbewegung . Aus diesem Grunde ist der schnellste Vorgang 
die Grundlage der Zeitmessung. Nur insofern hat also das Licht eine 
Bedeutung für die Zeit. Sollte eine noch schnellere Bewegung, etwa in 
der Gravitation, in Zukunft nachgewiesen werden, so wäre diese der zeit- 
liche Maßstab für alle Vorgänge im Weltall. 

5. Viel rätselhafter als der Inhalt der RTH ist die Tatsache, daß sie 
weite Verbreitung gefunden hat. Die Vernunft und die Logik scheinen 
zu einfach und selbstverständlich zu sein, als daß sie die Menschen auf 
die Dauer befriedigen könnten. Vielmehr müssen hier anscheinend von 
Zeit zu Zeit Rückschläge und Katastrophen (wie Kriege in der Kultur - 
* geschichte der Menschheit) eintreten, damit die Vernunft sich aufs neue 
erheben und ihr Licht der Menschheit wieder sichtbar werden kann. 
Die Anerkennung der RTH wird als eine der merkwürdigsten Verirrungen 
des menschlichen Geistes denkwürdig bleiben. 

Vgl. d. V. „Das Absolute in der Bewegung“, Archiv f, System. Philos., Bd. 29, 
Heft 3/4; „Zur RTH“, Leipz. Tagebl. 1922; „Zur RTH“, Frankf. Univ.-Zeitung, 
31. 12. 1921. 

Dr. ARVID REUTERDAHL / ST. PAUL, Minn., U. S.A. 

DER EINSTEINISMUS / 

SEINE TRUGSCHLÜSSE UND TÄUSCHUNGEN 

(Übersetzt von Dr. E. Rnckhaber) 

Die Klassische Relativität ist richtig, aber der Emsteinismus ist 
falsch. Der Ausdruck „Relativität 64 darf deshalb nicht mit dem Ein- 
steinismus assoziiert werden. Die moderne Verdrehung der wahren Rela- 
tivität muß als , ,Emsteimsmus 6 etikettiert werden, damit gesunde Wissen- 
schaftsmänner und gesunde Wissenschaft, welche mit Tatsachen und 
nicht mit mathematischen Fiktionen arbeiten, gegen falschen Verdacht 
geschützt werden. 

Seine hauptsächlichsten Trugschlüsse. 

1. Der Trugschluß der absoluten Lichtgeschwindigkeit. 

Einsteins Postulat, daß die Lichtgeschwindigkeit absolut ist, ist 

gänzlich falsch. Das Postulat eines Absoluten als Gegenstück zu den 

Relativitäten vernichtet die Relativität als wahres allgemeines Prinzip. 

Einsteins erste Schrift (1905) ist mathematisch falsch, weil er aus seiner 

Lichtquelle eine sphärische Wellenfront anstatt einer ellipsoidischen ab- 
leitet. 


40 



Alles, was sich bewegt, einschließlich des Lichtes, hat in bezug auf 
den Beobachter eine relative und nicht eine absolute Geschwindigkeit. 
Wenn das Licht von diesem Gesetz ausgenommen wird, so wird die 
universale Bedeutung eines Gesetzes zu einem W ortmißbrauch . Die Tat- 
sachen widersprechen dem Postulat Einsteins. 

2. Der Trugschluß der Fitzgerald-Lorentz-V er kür zun g. 

Die Fitzgerald-Lorentz sehe Verkürzungshypothese ist eine rein mathe- 
matische Fiktion, die durch keine bekannte und beobachtbare Tatsache 
unterstützt wird. Sie wurde erfunden, um das angebliche negative Er- 
gebnis des Mich eis on -Morley s chen Interferometerversuchs zu erklären. 

Wenn die Zeit für beide Wege im Interferometer dieselbe ist, so ist der 
Grund für dieses Ergebnis die Wirkung äußerer F aktoren im Baume und 
nicht ein angebliches Schrumpfen eines Interferometerarmes . Wenn 
eine wirkliche Schrumpfung statt findet, dann kann sie, gemäß wahrer 
Wis s enschaft , gemessen werden. Diese angebliche Schrumpfung ist nun 
niemals gemessen worden. Sie ist daher eine reine Fiktion. 

Wenn in der Zeit der beiden Wege ein Unterschied ist, dann ist die 
relative Bewegung zwischen der Erde und dem Äther eine Tatsache. 

In beiden Fällen schrumpft Einsteins Postulat der absoluten Licht- 
geschwindigkeit zu nichts zusammen. 

* * _ 

3. Der Trugschluß des Aqui Valenzprinzips. 

Der Einsteinismus behauptet die Äquivalenz von Beschleunigung 
und Gravitation. Mit anderen W orten : Er lehrt, daß eine Wirkung 
( Beschleunigung) äquivalent ihrer Ursache (Gravitation) ist. Diese 
These ist eine plumpe Absurdität. 

4. Der Trugschluß der „Raum-Zeit“. 

Der Einsteinismus meint, daß die wirkliche Raum-Zeit nur eins 
ist und daß sowohl Raum als Zeit künstliche Produkte des Verstandes 
sind. Dies ist ein Trugschluß. Die Wahrheit ist, daß, obwohl Raum und 
Zeit in dieser phänomenalen W irkungs weit immer verbunden sind, nichts- 
destoweniger sich der Raum von der Zeit so fundamental unterscheidet, 
daß sich keine Einheit aufstellen läßt. Im Gegenteil, ein Dualismus 
zwischen beiden ist für das richtige Verständnis physikalischer Wirkung 
wesentlich. Der Raum ist umkehrbar. Die Zeit ist nicht umkehrbar. Der 
Raum ist statisch. Die Zeit ist dynamisch. Beide zusammen stellen das 
Geschehen dar, welches sowohl Lage als auch Veränderung der Lage 
einschließt. 

Die Zeit kann nicht, weder durch den Einsteinismu s noch durch 
irgendwelche andere Art von Alchemie, in tatsächlichen Raum als dessen 
eine Koordinate verwandelt werden. Der fiktive mathematische Begriff, 
der als „Wurzel aus minus 1 bekannt ist« ist zu ohnmächtig, um eine 
Realität in eine andere Realität zu verwandeln. 


41 



5. Der Trugs ehiiiß d es gekrümmten Raumes. 

Materie kann nur andere Materie affizieren. Sie kann keine Ände- 
rungen an Prinzipien und Gesetzen hervorbringen. Raum und Zeit sind 
keine Materie, Daher kann die Existenz von Materie in Raum-Zeit nicht 
die Natur des Raumes und der Zeit ändern. Der Raum ist kein materielles 
Ding, welches wie die Wände einer Kiste etwas abschließen kann. Er ist 
nicht gekrümmt, weil eine Krümmung nur materiellen im Raume vor- 
handenen Gegenständen zukommen kann. F olglich ist der Raum nicht 
begrenzt und einhüllend. Der Raum ist ein elementares Faktum — 
urgründlich, wie ein Prinzip, weil seine Anwendungsmoglichkeiten un- 
begrenzt sind. 

6. Die Erzeugung von Raum und Zeit durch den Beobachter — 

Ein Trugschluß. 

Der Emsteinismus lehrt, daß der Mensch mittels Meßstangen und 
Uhren Raum und Zeit machen kann. Das ist reine Sophistik. Was ge- 
messen wird, ist vorhanden, ehe der Messende erscheint. Raum und Zeit 
kommen nicht durch den Akt des Messens zur Welt. Im Gegenteil, das 
Messen ist eine quantitative Bewertung des Betrages einer Realität. Da 
< Raum und Zeit elementare Realitäten sind, können alle normalen 
Köpfe dieselben Schlüsse über ihre Natur ziehen. 

7. Mathematische Berechnungen bestimmen die Natur von 

Raum und Zeit — - Ein Trugschluß. 

Trotz gegenteiliger Behauptungen lehrt der Einsteinismus praktisch, 
daß der Charakter des Raumes und der Zeit durch mathematische Speku- 
lation bestimmt wird. Der Trugschluß, der darin liegt, leuchtet sofort 
ein. Die wirkliche Aufgabe der Mathematik ist die genaue und gedrängte 
Darstellung der Erscheinungen. Die Mathematik kann aber nichts er- 
schaffen — nicht einmal vier- oder II -dimensionale Räume. 

8. Die Auffassungen des molluskischen Bezugssystems und 
des Einheftsfel del — Machwerke der Einbildungskraft ohne 

Kontakt mit der Wirklichkeit. 

Einsteins Gaußische Bezugsmolluske besteht, gleich dem Tier, nach 
dem sie benannt ist, hauptsächlich aus einer Schale. Innerhalb der Schale 
ist nichts außer der eitlen Hoffnung, daß der Apparat funktionieren 
wird. Da die Molluske keinen Kontakt mit der Wirklichkeit hat, kann sie 
sich nicht einmal selbst aus dem Sumpfe von Ungereimtheiten, der sie 
geboren hat, emporheben. 

Dieselbe Kritik gilt für Einsteins neuestes Spekulationserzeugnis — ■ 
das Einheitsfeld, das in seiner Schrift „Zur einheitlichen Feldtheorie^ 
(1929) dargelegt ist. Als verallgemeinerndes Prinzip verallgemeinert es, 
bis jede Spur einer Realität fort gefegt ist, und wirbelt einen mathematischen 
Staub auf, der die Eins tein- Düpierten völlig blind macht. 

42 


9. Angebliche Beweise durch Beobachtung — Entweder wert- 

los oder gänzlich ohne Schlußkraft. 

a) Ablenkung des Lichts. 

Die Photographien wurden so gewählt, daß sie Einsteins Hypothese 
bestätigen sollten. Diej enigen, die gewählt wurden, bestätigten sie nicht 
um 1 Prozent, eine Differenz, die in gesunder und ehrlicher wissenschaft- 
licher Arbeit nicht erlaubt ist. Außerdem zieht Einstein nicht die von der 
gasigen Atmosphäre der Sonne verursachte Refraktion in Rechnung. 

b) Drehung der Ebene des Planeten Merkur. 

Einstein sah sich zu einer Amputation seiner Theorie gezwungen, um 
in zauberhafter Art Gerbers Newtonische Formel enthüllen zu können, 
die er, ohne sie zu erwähnen, benutzte, um seine Berechnungen zu machen . 
Die Bewegung der Merkureb ene beweist daher die Richtigkeit von Gerbers 
Newtoniseher Berechnung, aber nicht die Richtigkeit des Einsteinismus. 

c) Verschiebung der SpektraUinien. 

Die Beobachtungen über die Verschiebung der Linie nach dem Rot 
hin sind ohne S chlußkr aft . Die vorsichtigen Arbeiten von Bums, Curtis, 
Meggers und anderen widersprechen glatt den Ansprüchen Einsteins. Die 
Beobachtung kann eine andere Theorie als diej eilige Einsteins bestätigen 
und so ihren Ans pruch, die einzige in bezug auf die Spektrallinien zu sein, 
entkräften. Dies gilt auch für den Shapley- Effekt. 

10. Der Einsteinismus — Ein spekulatives Netzwerk gegen- 

seitiger Widersprüche. 

Da der Emsteinismus aus fiktiven und zusammenhanglosen basem 
gesponnen ist, ist das ganze System voll von gegenseitigen Widersprüchen. 

Im Jahre 1911 leitete Einsteins Theorie eine Lichtablenkung gleich 
0,83 B ogensekunden ab. 1916 fand Einstein die Ablenkung gleich 
1,7 Bogensekunden. Letztere ist rund das Zweifache der ersteren. Ein- 
stein gibt keine Entschuldigungen oder Erklärungen für diese grellen 
W idersprüche . So bleiben sie in seinem Werk als dauernde Denkmäler 
des kolossalsten wissenschaftlichen Streichs aller Zeiten. 

Im Jahre 1919 kündigte Einstein kühn an, daß es keinen Äther gibt. 
In seinem Vortrage in Leiden aber (5. Mai 1920) änderte er seinen Sinn 
und versuchte an die Stelle eines realen Mediums ein Mathematisches 
Kontinuum zu setzen. Indessen Lichtwellen können nicht aus X*s und 
Y’s gemacht werden. 

In 8 einer Speziellen Theorie behauptet Einstein, daß die Licht- 
geschwindigkeit in allen Richtungen im Raume dieselbe ist, unabhängig 
von der Geschwindigkeit der Lichtquelle und derjenigen des Beobachters. 
Jedoch in seiner Allgemeinen Theorie verwirft er dieses angebliche 
Gesetz und behauptet kühn, daß es in einem Schwerefeld wie demjenigen 
der Sonne nicht gilt. Gesetze, die einander widersprechen, sind der Kern 
und das Wesen in Einsteins lächerlichem Bau. 


43 



1L Die ästhetischen Ansprüche und Behauptungen faetr. 

Einzigheit — Falsch. 

In der Wissenschaft kann nur das, was wahr ist, Anspruch auf Schön- 
heit erheben. Der Einsteinismus ist daher, da er falsch ist, nicht schön. 

Alle Probleme Einsteins können ohne Zuflucht zu seinen phantastischen 
mathematischen Spekulationen gelöst werden. Daher fällt sein Argument, 
daß seine Theorien wahr sind, weil sie angeblich die einzigen sind, ins 

Wasser. 

Die Täuschungen, des Einsteini smus. 

1. Bombastische Reklame. 

Als der Einsteinismus wie eine Sintflutwelle die Welt überschwemmte, 
bezeichnet© ich Einstein wegen der bombastischen Reklame seiner närri- 
schen Einfälle als den Bamum der Wissenschaft. Da diese unwissenschaft- 
liche Reklame nicht nachgelassen hat, besteht die Anschuldigung noch 
zu Recht. 

2. Eine bloße mathematische Spekulation. 

Sein gesamter Bau ruht nicht auf Tatsachen, sondern auf mathemati- 
schen Spekulationen, welche die Wortspielereien und Sophistereien der 
ungezügelten Scholasten noch überbieten. 

3. Der Nobelpreis. 

Einstein erhielt den Nobelpreis auf Grund seines Gesetzes bezüglich 
des photo-elektrischen Effekts. Dieses Gesetz war vorher durch die For- 
schungen des amerikanischen Physikers R. A. Milli kan als falsch erwiesen 
worden (s. dessen Werk „Das Elektron 64 , S. 230, Ausgabe 1917). 

Dt. O. E. Westin in Schweden brachte diese Täuschung ans Licht. 
Durch Einsteins ungerechtfertigten Wortrag über den Gegenstand „Rela- 
tivität 44 , welcher die Bestimmungen des Nobelpreis »Direktorats verletzte, 
wurde die Welt zu dem Glauben verleitet, das Nobelpreis-Direktorat 
hätte seine Zustimmung zum Einsteinismus als einer gesunden und experi- 
mentell bewiesenen Theorie gegeben. Das Nobelpreis-Direktorat stellte 

aber in seiner Preiszuerkennung ausdrücklich fest, daß dies nicht der 
Fall ist. 

Das Direktorat verlangt von jedem Empfänger eines Nobelpreises 
einen Vortrag über den Gegenstand, auf Grund dessen die Belohnung 
meilt wird, innerhalb einer angegebenen Zeit. In Finnin« Fall wurde der 

: reia nicht für die Relativität, sondern für sein trügerisches Gesetz bezgl- 
des photo- elektrischen Effekts erteilt. 

4. Einsteins Priorität? 

a) Minkowski und Einstein adoptierten, aber entstellten die ursprüng- 
behe Idee von Melchior Palägyi, des großen ungarischen Philosophen, 
betreffend die Zeit als eine mit dem Raum verbundene Dimension, 
r alagyi führte auch den Ausdruck „Wurzel aus minus eins“ in bezug »nt 

44 



die Zeit ein. Pafägyis Arbeit wurde im Jahre 1901 veröffentlicht. Ein- 
steins erste Schrift trägt das Datum 1905. Minkowskis erste Schrift 
erschien 1907. 

Palägyi lehrte jedoch nicht die Einheit von Raum und Zeit, noch 
sagte er jemals, daß die Länge eines Meßstabes von der Zeit seiner Beob- 
achtung abhänge. 

b) Einsteins Formel vom Jahre 1911 für die Lichtablenkung ist im 
Kerne dieselbe wie diej eilige von Johann Georg von Soldner vom Jahre 
1801. Soldners Formel beruhte auf der Newtoni sehen Himmelsmechanik 
von Laplace* Entgegen den Ausführungen von Dr. Robert Trumpier 
habe ich nachgewiesen, daß Soldners Verwendung der Größe 2 g anstatt g 
zu re chtfertigen ist. 

c) Paul Gerbers Formel vom Jahre 1898 wurde von Einstein im 
Jahre 1916 verwendet, um den Betrag der Drehung der Ebene des Pla- 
neten Merkur zu bestimmen. 

d) Verfasser des vorliegenden Schriftstücks entwarf im Jahre 1902 
den Gedanken eines Einheitsfeldes, welches alle Arten von Kr alt umfaßte, 
und zwar in einem Vortrage, welcher „Das Atom der Elektrochemie 5 **" 
hieß und in der Amerikanischen Elektrochemischen Gesellschaft gehalten 
wurde. Im Jahre 1913 prägte ich den Bindestrichausdruck „Raum-Zeit% 
der 1915 Copyright erhielt, und zwar gelegentlich meines Vortrages (ge- 
halten im Kansas State Agricultural College und in der Universität Kansas) 
und betitelt „Das Raum -Zeit- Potential, eine neue Auffassung von der 
Schwerkraft und der Elektrizität 44 . Einsteins Molluskenbezugssystem ist 
nach dem Plane meines Potentialzonensystems gebaut worden, nur mit 
den i wichtigen Unterschiede, daß meine Bezugszone auf Grund von Tat- 
sachen aufgebaut und auf wirkliche physikalische Feststellungen an- 
gewendet wurde, während Einsteins Molluske ein bloßer mythischer Bau 
ist, der keinen Kontakt mit der Wirklichkeit hat. 

Meine Raum-Zeit-Kinematrix vom Jahre 1923 umfaßt alle Arten von 
Wirkung, die der Schwerkraft, die elektrische, thermische, mechanische 
usw. Auch diese wurde an definitiven Feststellungen verwendet. Ein- 
steins Einheitsfeld von 1929 — ein Stück rein mathematischer Fiktion — 
weist keine wirkliche Anwendungsfähigkeit auf, und zwar deshalb, weil 
es nicht auf Tatsachen, sondern auf mathematische Spekulationen, denen 
trügerische Annahmen unterliegen, gegründet ist. 

Dr. GUSTAV RICHTER / BOZEN 

DIE RELATIVIERUNG DES RÄUMLICH-ZEITLICHEN 
MASSTABES KANN NUR MIT HILFE EINES ABSOLUTEN 
MASSTABES FESTGESTELLT WERDEN 

Die RTH Einsteins mag in der Wissenschaft welche Rolle immer 
spielen, für die Philosophie ist sie entweder eine Banalität oder ein Unsinn. ** 
Sie ist banal, wenn sie mit Rücksicht auf die verschiedenen Urteile, welche 


45 



verschiedene Beobachtungen über die zeitliche Ordnung oder die zeitliche 
Dauer bestimmter Ereignisse machen, sich auf den skeptischen Standpunkt 
stellt und behauptet, daß jede Beobachtung relativ ist, d, h. von den 
Begleitumständen abhängig ist und daher niemand mit absoluter Sicher- 
heit behaupten könne, daß sein Urteil absolut wahr sei. 

Dies ergibt sich bereits aus der Relativität aller Bewegungen. 

Ein Unsinn ist es jedoch zu behaupten, daß wir diese Relativität der 
verschiedenen Beobachtungsmöglichkeiten gerade als das Absolute auf- 
zufassen haben, während wir unser Bedürfnis, das sich W ider sprechende 
aufzuklären und ein einheitliches, logisch korrektes Weltbild herzustellen 
bzw. wenigstens an die Möglichkeit einer solchen Vereinheitlichung zu 
glauben, als veraltet in die Rumpelkammer werfen sollen. 

Der Relativist urteilt, wenn er ehrlich ist, folgendermaßen : Auch ich 
strebe nach Einheit des Weltbildes, ich sehe jedoch diese Einheit in der 
Einheit des Naturgesetzes d. h. in dem klaglosen Funktionieren der hierfür 
gefundenen mathematischen Formeln bzw. darin, daß die mathematisch 
aufgestellten Gleichungen restlos auf gehen. 

Da sie nun in Wahrheit nicht restlos aufgehen, sondern überall ein 
Rest, wenn auch nur ein kleiner übrig bleibt, so bin ich bereit, der Einheit 
des Naturgesetzes die Einheit des Raum- und Zeitmaßes aufzuopfem, 
d, h. für diese Abweichungen die mit den verschiedenen räumlichen und 
zeitlichen Stellungen bzw. mit der Bewegung des Beobachters wechselnden 
Raum- und Zeitmaße verantwortlich zu machen. 

Dies ist an und für sich nicht unlogisch. Unsinnig wird erst der daraus 
abgeleitete Schluß, daß die verschiedenen Raum- und Zeitmaße nicht 
relativen, sondern absoluten Charakter haben, d.h. den Raum und die Zeit 
absolut richtig messen. 

Denn entweder läßt sich diese V erschiedenheit feststellen oder nicht. 
Laßt sie sich nicht fest stellen, dann hätte die Theorie keinen Sinn. Läßt 

sich aber teststellen, dann muß man über den relativen Raum- und 
Zeitmaßen noch ein absolutes Raum- und Zeitmaß voraussetzen, mit 
dessen HiKe man diese Verschiedenheit feststellen kann. 

Und dieses Maß ist für die RTH eben das Naturgesetz, die Formel* 

Aus der Abweichung des Ortes bzw. des Zeitpunktes des Ereignisses von 

dieser Formel läßt sich gemäß der selbstgemachten Annahme die genaue 

Änderung des Raum- und Zeitmaßes gegenüber dem absoluten Raum- 
und Zeitmaße errechnen. 


Mögen sich also auch die räumlichen und zeitlichen Verhältnisse je 
nach Ort und (Geschwindigkeit ändern, so können wir doch die Ände- 
rungen feststellen und rechnen also mit einem Maß, welches von Ort und 
^Geschwindigkeit unabhängig ist. Und mit Hilfe dieses Maßes konstruieren 

absohiten Raum und eine absolute Zeit, da wir unserem Be- 
w 8 . uac * ® meI einheitlichen Weltordnung nicht Gewalt antun können. 

Ende gedacht * ZUgä>t ’ der hat den relativistischen Gedanken nicht zu 


46 



Dr. ERICH RUCKHABER /BERLIN 

DIE VÖLLIGE UNLOGIK DER RELATIVITÄT STHEORIE 

Daß jede Messung relativ ist, hat nicht erst Einstein entdeckt. Ein- 
stein verwechselt aber subjektive und objektive Relativität. Das 
Metermaß ist eine Relation zum Erdumfang. Selbstverständliche Voraus- 
setzung für seinen allgemeinen Gebrauch ist es nun, daß alle Menschen es 
von der gleichen Entfernung, im gleichen Abstande vom zu messenden 
Körper, nicht aber der eine aus dieser, der andere aus jener Entfernung 
gebrauchen. Ist eine Messung durch Herantragen des Meßstabes an den 
Körper, also aus der Entfernung Null, nicht möglich, so muß sie mittelbar 
geschehen ; die rechnerische Berücksichtigung der Entfernung korrigiert 
dann die Messung und bringt sie in Übereinstimmung mit der allein 
gültigen ob j ektiv-relativen Messung aus der Entfernung Null. 

Für die Zeitmessungen gilt genau dasselbe wie für die Raummessungen. 
Einstein leistet sich aber den Scherz, daß er Zeitmessungen aus ver- 
schiedenen Entfernungen die gleiche obj ektive Gültigkeit verleiht, 
subjektive Standpunkte objektiviert und damit auch das von der mensch- 
lichen Beobachtung ganz unabhängige transsubjektive Weltgeschehen 
selbst relativiert. Nicht genug, daß nach ihm ein und dasselbe Ereignis 
zugleich zweierlei Zeiten haben kann, wird der Mensch zu einem all- 
mächtigen Wesen, zu einem kleinen Gott, denn er kann ja die Dinge, 
ihre Größen und Zeiten, ihre Schwere usw. beliebig ändern, indem er nichts 
weiter zu tun hat als seinen Standpunkt zu verlegen. 

Der fundamentale Irrtum Einsteins, wie auch derjenige seiner Vor- 
gänger Mach, Petzoldt u. a., ist ein rein logischer und besteht ganz 
unabhängig von irgendwelcher Erkenntnistheorie oder Metaphysik. Aller 
wissenschaftlicher Fortschritt besteht gerade darin, durch Aufdeckung 
der subjektiven Relativität zur obj ektiven Relativität zu gelangen, und die 
große Tat des Kopernikus besteht ebenso für den Phänomenalsten wie für 
den Idealisten wie für den Realisten, für den Skeptiker wie für den Dogma- 
tiker ; denn für alle gilt dieselbe eine Logik, die Identität der Begriffe, das 
eindeutige Einhalten gemachter V oraussetzungen. Es ist für die Logik 
gleichgültig, welches Zeitmaß wir wählen, ob wir den Mond, die Erde oder die 
Sonne, eine Sand- oder Federuhr dafür benutzen : allein darauf kommt es an, 
daß die einmal getroffene Vereinbarung eindeutig eingehalten wird. 

Einstein merkt nicht, daß er die Logik einfach mit Füßen tritt. Aus 
der Verletzung des Identitätsprinzips, der Erhebung der Mehrdeutigkeit 
zum Prinzip, folgen mit Notwendigkeit Verletzungen anderer Denkgesetze. 
Nach Einstein sind die Aussagen „Der Stein fällt gerade 6 * und „Der 
Stein fällt krumm 64 objektiv gleichberechtigt, d. h. derselbe Stein kann 
nach ihm zugleich zw r ei verschiedene Wege einschlagen, zwei verschiedene 
Räume einnehmen. Einstein widerspricht sich selbst, wenn er von einem 
Steine spricht, da dieser ja gerade das von ihm geleugnete transsub j ektive 
Dritte sein würde. Einstein fragt auch nicht, warum der Stein für den 
einen Standpunkt gerade, für den anderen krumm fällt, eine Frage, deren 





Beantwortung die subjektive Relativität auf hebt und eine objektive 
ergibt» Einstein mißachtet also ebenso das Prinzip des Widerspruchs 

wie das des Grundes. 

Ein, schwerer rein logischer Fehler ist es auch, vom gekrümmten 
Raum zu sprechen, da „Krümmung 4 * ein motorischer Begriff ist und 
* jede Bewegung, also auch jede Krümmung, bereits den Raum voraussetzt. 

Mur die Verwechslung geduldiger mathematischer Formeln mit der 
Wirklichkeit, die sich wenig um sie kümmert, laßt verstehen, wie Einstein 
die Länge eines Körpers von der Zeit, in der er sich vorwärtsbewegt, 
abhängig machen kann. Die Reduzierung der Zeit auf den Räum ist 
dasselbe, als ob man die Bewegung auf die Ruhe reduzieren wollte. Auch 
hier liegt eine schwere Äquivokation vor. Man kann wohl die Statik ah 
Spezialfall der Dynamik erklären, nicht aber die Dynamik, das Urfaktum, 
auf die Statik reduzieren, und es ist der Gipfel der Absurdität, zu sagen, 
der Raum habe den Äther und die Zeit verschlungen. 

Der Michels on-Y ersuch kann niemals Anlaß zu einer Relativierung 
der Zeit werden, da zahlreiche dynamische Faktoren die scheinbare 
Anomalie zu erklären imstande sind, außerdem die Berechnungen Ein- 
steins, wie Dr. Israel bewiesen hat, gerade nach Einsteins eigenen V oraus- 
setzungen (Nichtmitführung des Lichtstrahls) falsch sind. 

Der Y ersuch Einsteins, den ihm vorgehaltenen Widerspruch zwischen 
der speziellen und der allgemeinen RTH, nach welch letzterer das Licht 
doch beeinflußbar ist, zu beseitigen^ ist völlig mißglückt, da aus dem 
hierzu herangezogenen Vergleich mit der Elektrostatik und «dynamik 
gerade das Gegenteil von Einsteins Folgerung folgt, nämlich die prin- 
zipielle Beeinflußbarkeit des Lichtstrahls. Auch hier liegt ein ganz sonder - 
barer Mangel an Logik vor. 

Einsteins „Schluß“, daß es keine größere Geschwindigkeit als di® 
Lichtgeschwindigkeit geben kann, ist kein Schluß, sondern eine willkürliche 
durch nichts gerechtfertigte Annahme. Wenn auch in dem Ausdruck 



der Wert unter der Wurzei kleiner als 1 wird, so ist er trotzdem 


nicht imaginär. In einem Aufsatze in den „Annalen der Philosophie“. 
Bd. 10 (1930), Heit 8/10, habe ich den Nachweis geliefert, daß auch die 
negativen Zahlen immer reale Werte vertreten, woraus von selbst folgt, 
daß es keine imaginären Zahlen gibt. Dem Ausdruck unter der Wurzel 
entspricht daher ein realer, gleichviel welcher Wert, auf keinen Fall be- 
deutet er „Größe unter Null“. Bausteins „Schluß“ ist also erstens über- 
haupt kein Schluß, zweitens wäre, wenn es ein wirklicher Schluß wäre, 
die Voraussetzung, auf die er sich gründet, falsch. 

Die Relativitätstheorie ist eine mathematische Maskerade, hinter der 
sich ein fast unentwirrbares Knäuel von Begriffsvertauschungen, Wider- 
sprachen, Trugschlüssen, willkürlichen Annahmen und Mißachtungen ge- 
sunder Logik verbirgt. Die Welt wird zu einem aus unendlich vielen mög- 
lichen Koordinatensystemen zusammengesetzten Bündel gemacht, m 

48 



dem jede Dynamik und Ursächlichkeit, damit aber auch jede eigentliche 
Physik verschwindet. Diese Relativitätswelt ist ein aus geblasenes Ei. 
Ihren Rekord erreicht die Theorie mit der Relativierung und Umkehr- 
barkeit der Begriffe Y orher und N aehher, Ursache und "Wirkung, und 
ähnlichen Kinoscherzen, die wenigstens das Gute haben, daß sie auch 
demjenigen, der sich durch dieses ganze Gedankenchaos nicht hindurch- 
finden kann, die Augen öffnen. 

Was noch mehr zu bekämpfen ist als diese unsinnige Theorie selbst, 
das ist die Dreistigkeit eines Teiles der Presse, der sich alle erdenkliche 
Mühe gibt, solch ein nie da gewesenes Meisterstück von Unlogik als die 
Weltanschauung der Zukunft auszuposaunen und unter Verschweigung, 
daß die Gegnerschaft weit großer ist als die ernst zu nehmende Anhänger- 
schaft, die 0 ffentlichkeit irrezuführen. 

Vgl. d. V. „Die RTH widerlegt durch das W iderspruchsprinzip und die natürliche 
Erklärung des Michelson-V ersuchs 44 (HiJlmann, Leipzig) und die Satire „Relativia, der 
Roman eines Propheten 44 (Dr. W. Kuntz, Berlin» Spandau). 


Professor Dr. STREHL / HOF 

RELATIVITÄT DER RELATIVITÄTSTHEORIE 

Die Theorie von Einstein ist für mich eine funktionale Umformung der 
W irklichkeit . Sein Bezugssystem : Veränderlicher Raum- und Zeit m aß - 
stab, unveränderliche Lichtgeschwindigkeit (trotz veränderlichem Brech- 
wert) ist nicht mein Geschmack. 

Vgl. d. V. ,, W ellenoptik* 4 (samt Literatur ; Zentr. Zeit. f. Optik, 1926/27). 

Dr. KARL VOGTHERR /KARLSRUHE 
WIDERLEGUNG DER RELATIVITÄTSTHEORIE 

Die RTH kann widerlegt werden, wenn es gelingt, eine ihrer grund- 
legenden Voraussetzungen als unrichtig nachzuweisen. Als solche wollen 
wir die Behauptung Einsteins heraus greifen, daß man über die zu messende 
Gleichzeitigkeit (Glz.) von Ereignissen an verschiedenen Orten „eine 
Festsetzung nach freiem Ermessen treffen kann 46 J ~) oder, wie es H. Reichen- 
bach ausdrückt, daß diese Glz. (innerhalb der von der raschesten Wir- 
kungsübertragung offen gelassenen Zeitspanne) „kein Gegenstand der 
Erkenntnis sondern einer willkürlichen Festsetzung sei 462 ). — Wir fragen 
uns zunächst, was wissen wir mi t Sicherheit vom Raume und der Zeit, 
bevor wir messen ? Jedermann muß, solange er bei gesundem V erstände 
ist, zugeben, daß eine Gerade d. h. Linie von unveränderter Richtung 
keine geschlossene in sich zurücklaufende Linie sein kann, ebenso, daß 
nicht mehrere voneinander abweichende Gerade durch dieselben zwei 


x ) Über die spezielle und allgemeine RTH» 5. AufL, S. 15. 
2 ) Philosophie der Raumzeitlehre, S. 150, 1928. 


4 Einstein 


49 


Punkte gehen können. (Wenn es sieh in der „höheren“ Geometrie anders 
verhalten soll, so wird diese dadurch für das unverdorbene anschauliche 
Denken gänzlich ungenießbar, zu einem sinnleeren Spiel mit Worten, 
denen nichts Faßbares zugrunde liegt.) Diese Axiome sind apodiktisch, 
a priori gewiß und Jeder Berichtigung durch künftige verfeinerte Beob- 
achtung und Messung von vornherein entzogen. Ausnahmslose Allgemein- 
heit und strenge Notwendigkeit, d. h. die Ü nmÖ glichkeit sich ein gegen- 
teiliges Verhalten vorzustellen, sind ihre Kennzeichen. Aus Sätzen dieser 
Art läßt sich nun die gesamte Geometrie ableiten, ja wir benötigen dazu 
nur drei eigentlich geometrische Axiome: 1. Zwei gegebene Punkte be- 
stimmen vollständig eine und nur eine Richtung und eine und nur eine 
Strecke 1 ). 2. Strecken und Winkeln kommt stetige Größe zu. 3. Es 
gibt zu jeder gegebenen Strecke und zu jedem gegebenen Winkel eine 
kongruente Strecke und einen kongruenten Winkel in beliebiger Lage. 
Alle übrigen benötigten Axiome sind a priori gewisse Sätze von allgemei- 
nerer Bedeutung. — Dies vorausgesetzt läßt sich der übrigens auch un- 
mittelbar einleuchtende Satz beweisen, daß es zu jedem gegebenen Drei- 
eck ein kongruentes in beliebiger Lage geben muß 2 ). Daß ferner die 
W inkelsumme im Dreieck nicht größer als zwei Rechte sein kann, läßt 
sich, wie längst bekannt, aus dem Satz der einzigen Geraden durch zwei 
Punkte, also aus Axiom 1 ableiten. Daß aber die Winkelsumme auch nicht 
kleiner als zwei Rechte sein kann, ergibt sich auf folgende Weise: Die 
Gerade definieren wir als die Linie von unveränderter , identisch- 
gleicher Richtung. Teilstrecken derselben Geraden haben also identisch- 
gleiche Richtung zueinander. Aus dieser Definition ergibt sich, daß zwei 
Gerade oder beliebige Teilstrecken derselben nur in einer Richtungs- 
beziehung zueinander stehen können, ebenso wie z. B. ein Gegenstand 
von durchweg gleicher Farbe mit einem anderen ebensolchen nur in einer 
Farbenbeziehung (hinsichtlich Art und Grad der Farbenverschiedenheit) 
stehen kann. Zwei Gerade, welche sich schneiden, haben verschiedene Rich- 
tung und einen Richtungs unterschied, welcher den gebildeten spitzen W in- 
keln entspricht. Wird nun ein Halbstrahl a, der von dem Punkt B einer 
wagrecht vorgestellten Geraden c aus geht und einen nach rechts und oben 
geöffneten spitzen Winkel mit dieser bildet, derart gegen c gedreht, daß 
dieser Winkel immer spitzer wird und kleiner als jeder noch so kleine ge- 
gebene Winkel werden kann, so gilt der Satz, daß die Richtung von a 
sich der Richtung von c ohne Ende nähert. Wird in gleicher Weise ein 
Halbstrahl b, der von dem Punkt A der Geraden c links von B aus gehen 
möge und mit c einen nach links und oben geöffneten spitzen Winkel 

s ) Es wird auch wohl die Richtung A B von der Richtung B A als dieser entgegen- 
gesetzt unterschieden, was allerdings die Bewegungs Vorstellung voraussetzt, also nicht 
streng geometrisch gedacht ist. Jedoch würde auch bei dieser Auffassung der folgende 
ile weis sich durchführen lassen und nur die Darstellungsweise etwas geändert werden 
müssen. 

ä ) Der Beweis läßt sich aus dem Wesen der Geraden bzw. der Richtung führen und 
soll an anderer Stelle dargetan werden, 

50 



bildet, gegen c gedreht, so daß dieser Winkei immer mehr und mehr ab« 
nimmt, so gilt der Satz, daß die Richtung von b sich der Richtung von c 
ohne Ende nähert. Dies alles bleibt auch unverändert in Geltung, wenn 
etwa bei diesen Drehungen der Abstand AB der Drehpunkte sich ver- 
größert, da dies an den Richtungsbeziehungen nichts ändert. Aus beiden 
Sätzen folgt, daß bei solcher Bewegung, richtiger bei der Kontinuität 
solcher Lagen, die Richtung von a und die von b sich der gleichen Richtung 
ohne Ende nähern, was auch aus der Betrachtung der Figur unmittelbar 
einleuchtet. Anders ausgedrückt : Richtungsgleichheit (identisch- gleiche 
Richtung) ist die Grenze, der sich die Richtung von a und die von b ohne 
Ende nähern. Wenn nun die geradlinigen Verlängerungen von a und b sich 
irgendwo schneiden, so muß auch von den diesem Schnittpunkt € un- 
mittelbar anliegenden Teilstrecken das gleiche gelten, auch sie müssen 
sich identisch -gleicher Richtung ohne Ende nähern, können also nicht 
einen konstanten Winkel und Richtungsunterschied von z. B. 90°, d. h. 
das Maximum möglicher Richtungs Verschiedenheit, unverändert aufweisen, 
da ja zwei Gerade nur in einer Richtungsbeziehung stehen können und 
da die Richtung der C anliegenden Teilstrecken identisch ist mit der 
Richtung der A und B anliegenden Teilstrecken. Hiermit ist das „zwei- 
fach-asymptotische Dreieck“ der hyperbolischen Geometrie und damit 
deren Voraussetzung, daß die Dreiecks winkelsumme kleiner als zwei 
Rechte sein kann, als unmöglich nachgewiesen 1 }. Somit gilt allein 
die euklidische Geometrie, deren sämtliche Sätze a priori wahr und 
apodiktisch gewiß sind. 

Auf dem Gebiete der mathematischen Zeit finden wir folgende 
unmittelbar gewisse Einsichten : 1. Die Zeit ist ein eindimensionales Kon- 
tinuum. 2. Die Zeit verläuft emsinnig, d. h. es gibt nur einen Übergang 
von früher zu später, nicht aber umgekehrt. 3. Die Zeitpunkte trennen 

J ) Das logische (bzw. relationstheoretische) Gerüst dieses Beweises ist von seinem 
besonderen Inhalt unabhängig. Man setze z. B. statt Richtungen Strecken, Zahlen, Farben 
oder Töne, die in den gleichen Beziehungen der Gleichheit — Verschiedenheit und des sich 
stetigen Näheras stehen, und man gelangt auf gleiche Weise zu einem der Form nach 
gleichen Ergebnis. Daraus geht auch hervor, daß die Bewegung, also die Zeit Vorstellung, 
für unseren Beweis nicht wesentlich ist, denn auch Zahlen z. B. können sich nicht in der 
Zeit bewegen. Die Bewegung dient uns nur zur einfacheren und kürzeren Ausdrucksweise 
an Stelle der Folge von Richtungen b J9 %!%*.. usw., zwischen denen ein stetiger Über- 
gang besteht. — Der angebliche Beweis der Unbeweisbarkeit des fünften Postulats des 
Euklid un d der Widerspruchslos! gkeit der nicht-euklidischen Geometrien hat die bisher 
üblichen Grundbegriffe und Grundsätze zur Voraussetzung (wobei man übrigens, was 
den „sphärischen Raum“ betrifft, den Satz der einzigen Geraden durch zwei Punkte 
nach stillschweigendem Übereinkommen ignoriert). Er entfällt, wenn man einen weiteren 
Grundbegriff aus der (reinen, unsinnlichen) Anschauung unmittelbar entnimmt, der, 
wiewohl jedermann geläufig, in der Schulgeometrie nicht gebraucht wird, nämlich den 
der Richtung. Ebenso verliert der Beweis der Widerspruchslosigkcit der nicht -euklidi- 
schen Geometrien durch Zurückführung derselben auf die Widerspruchslosigkeit der 
Arithmetik natürlich jede Gültigkeit, wenn man erstere in die Beleuchtung eines Begriffes 
stellt, der wie Richtung gar kein Größenbegriff ist. Die nicht-euklidische Geometrie ist 
somit Geometrie nach Ausschaltung der Richtungsvorstellung, also eine Art unvoll- 
ständiger oder verstümmelter Geometrie. 


4 * 


51 


Zeitstreckeil ab, welchen mathematische Große zukommt. 4. Die Zeit ist 
(wie der Raum) grenzenlos. 5. Es gibt eine eindeutige und allgemein- 
gültige Glz. an verschiedenen Orten. — Letzteres läßt sich auf folgende 
Art erläutern : man denke sich den einen Schenkel eines geradlinigen 
Winkels gegen den anderen gedreht, dann begegnen sich, wenn beide 
zusammenfallen, je zwei gleichweit vom Scheitelpunkt abstehende Punkte 
der beiden Schenkel gleichzeitig. Ebenso, wenn zwei gleichgroße 
Winkel in der Art gegeneinander bewegt werden, daß zwei der Schenkel 
stets zusammenfallen und die andern beiden parallel verlaufen, dann 
begegnen sich je zwei von den Scheitelpunkten gleich weit abstehende 
Punkte der parallelen Schenkel gleichzeitig, und das gleiche gilt von 
den Endpunkten zweier gleichlanger Strecken, die auf einer Geraden gegen- 
einander bewegt werden (s. S. 58 oben, Schrift 7, S. 617). Diese mathema- 
tische Glz. ist „absolut“, d. h. eindeutig, a priori evident und von unend- 
licher punktmäßiger Genauigkeit. Sie läßt sich nicht „umdefinieren“ und 
willkürlich durch eine andere ersetzen, ohne daß man mit geometrischen 
Wahrheiten in tödlichen Konflikt gerät. Von Wichtigkeit ist ferner, daß 
aus diesen einfachsten Gleichzeitigkeitssätzen, die übrigens leicht in ein 
einziges Axiom zusammengefaßt werden können, der sog. Satz vom Paralle- 
logramm der Geschwindigkeiten (das Additionstheorem der „klassischen“ 
Physik) sich beweisen läßt, daß sie also nebst den Sätzen der Geometrie 
zur Grundlegung der gesamten (reinen) Kinematik ausreichen, welche 
somit gleichfalls, ebenso wie die reine Kaum- und Zeitlehre, eine Wissen- 
schaft a priori von apodiktischer Art ist. 

Nun handelt es sich für den Physiker jedoch darum, den Ort und die 
Gestalt von wirklichen Gegenständen und Zeit von wirklichen Ereignissen 
durch Messung zu bestimmen und es erhebt sich die Frage, welche Gewähr 
besteht, daß die von ihm benutzten Meßinstrumente, die Zirkel, Maßstäbe, 
Lineale, Lichtstrahlen und Ehren „richtig“ messen, d. h. daß sie tatsäch- 
lich starr bzw. gerade sind bzw. gleiche Zeitstrecken abgrenzen ? Dies 
läßt sich natürlich nicht selbst wieder durch Messungen von gewöhn- 
licher Art ermitteln, ebensowenig aber ohne weiteres voraussetzen. Ist 
unter diesen Umständen eine willkürfreie Definition der Meßinstrumente 
überhaupt möglich ? Nun, was zunächst den Raum betrifft, so kann 
„richtig messen“ hier keinen andern Sinn haben als daß die als Meß- 
instrumente benutzten physischen Geraden und physischen Strecken hin- 
sichtlich der Koinzidenzen bei den mit ihnen aus geführten Konstruktionen 
und Lagerungen den von der Geometrie für Gerade und Strecken gefor- 
derten Koinzidenzen aufs Genaueste entsprechen. Denn es gibt nur eine 
a priori gewisse Geometrie und auch der Physik und physikalischen 
Messung Hegt die geometrische Vorstellung des Raumes zugrunde und 
muß ihnen zugrunde liegen, der sie also nicht wider sprech en können. 
Kurz gesagt : mehrere auseinanderweichende physische Gerade können 
ebensowenig durch dieselben zwei Punkte gehen wie Gerade der reinen 
Geometrie, weil sie eben realisierte geometrische Gerade sein sollen und 
Analoges gilt für die physische Strecke. Erfahrungsgemäß stellt sich 

52 



heraus, daß die so definierten physischen Geraden und Strecken zugleich 
in kausaler Beziehung ausgezeichnet sind, es sind die festen Körper unter 
konstanten Bedingungen {der Temperatur, des Zuges, Druckes usw.) 
und die Lichtstrahlen in homogenen Medien, auf welche keine seitlichen 
Einflüsse wirken (Sehr. 9, S. 100). Allerdings läßt sich, wenn man rein 
mathematisch denkt, der Einwand machen, daß die so definierten starren 
Körper und physischen Geraden bei ihrer Übertragung an einen andern 
Ort sog. „eineindeutigen stetigen Punkttransformationen 4 4 unterliegen 
könnten, somit sich dehnen und krümmen würden, ohne daß sich dies durch 
eine Änderung der beobachteten Koinzidenzen jemals verriete. Physi- 
kalisch betrachtet ist aber eine derartige Annahme einer ursachlosen 
Veränderung bzw. uns grundsätzlich für immer verborgener Ursachen und 
Kräfte eine höchst phantastische Hypothese und bloße mathematische 
Fiktion. Und wenn wir derartige höchst unwahrscheinliche Annahmen 
abiehnen und an deren Stelle das nach unserem ganzen sonstigen Natur- 
wissen höchst Wahrscheinliche setzen, so handeln wir keineswegs ’vviU- 
k (Irlich . S o mit impliziert unsere Definition der räumlichen Meßinstru- 
mente allenfalls eine Hypothese von sehr hoher Wahrscheinlichkeit, sie 
bleibt aber frei von jeder Willkür. 

Was die Definition der „Uhr betrifft, so besteht formal gedacht die 
Möglichkeit, die Dauer von sich folgenden gleichen Vorgängen unter 
gleichen Bedingungen entweder gleichen oder ungleichen mathematischen 
Zeitstrecken einzuordnen. Tun wir letzteres , so resultieren Beschleunigungen 
oder V erzögerungen von gleichen Vorgängen unter gleichen Bedingungen 
und wir müßten in diesem F alle entweder auf den Satz vom Grunde hin- 
sichtlich der Zeitdauer physischer V orgänge verzichten oder uns vorstellen, 
daß auch diese Beschleunigungen und V erzögerungen einen Grund haben 
in uns verborgenen Ursachen und Kräften. Wir verfahren aber keines- 
wegs willkürlich, wenn wir an dem Satz vom Grunde durchgehend 
fest halten und andererseits derartige verborgene, den W eltablauf im 
ganzen in überall gleicher Weise beschleunigende oder verzögernde 
Einflüsse als phantastisch und höchst unwahrscheinlich ablehnen, 
wofür wir die gleichen Gründe geltend machen können wie bei den 
Deformationen im Raume. Somit läßt sich auch die Uhr in willkür- 
freier Weise definieren als ein Mechanismus, der von selbst, d. h. durch 
den Naturablauf, gleiche Vorgänge unter gleichen Bedingungen lückenlos 
aneinander reiht, indem er sich die Anfangsbedingungen immer wieder 
selbst her stellt. 

Die Messung der Zeit von Ereignissen erfordert jedoch nicht nur die 
„Uhr 44 am gleichen Orte, sondern „Uhren 44 an verschiedenen Orten, welche 
gleiche Zeit anzeigen, d. h. den Synchronismus. Wie läßt sich die Glz. 
durch Messung feststellen ? Angenommen die Bewegung eines Körpers 
öder die Fortpflanzung eines Signals erfolgt von A nach B unter genau 
gleichen Bedingungen wie von B nach A oder wie von A nach € oder von 
C nach D {wenn AB m AC — CD), so braucht sie auf diesen Wegen 
gleichlange Zeit und bestimmt somit die Glz. an verschiedenen Orten 

53 



(Sehr. 7, S. 4} 1 ). Dies wissen wir schon bevor wir messen aus dem Kau- 
salprinzip und wir benutzen diese Erkenntnis zur Messung der (j!z. Ein 
Schallsignal z, B. bestimmt bei Windstille und überall gleichen Verhält- 
nissen {der Temperatur, des Luftdrucks usw.) die Glz. an allen gleichweit 
vom Ausgangspunkt abstehenden Punkten. Würde nämlich, obwohl die 
ursächlichen Bedingungen die gleichen sind, auf dem einen Wege AB mehr 
Zeit benötigt als auf dem andern AC, so würde der Körper oder Aus- 
breitungsvorgang am einen Endpunkte (bzw. an einem von zwei gleich- 
weit von A abstehenden Punkten) eine größere Momentangeschwindigkeit 
und damit eine größere kinetische Energie besitzen als am andern, z. B. 
hier einen elektrischen Stromkreis schließen können, dort nicht. Aus 
gleichen Ursachen könnten somit ungleiche Wirkungen entstehen, was 
nach dem K ausalprinzip unmöglich ist. Da gleiche Bedingungen auf gleich- 
langen Wegen möglich sind bzw. eine unendliche Annäherung an sie, so 
ist auch die „absolute 64 und eindeutige Glz. an verschiedenen Orten mög- 
lich bzw. eine unendliche Annäherung an dieselbe, und zwar schon bevor 
wir messen und unabhängig von der Art der Messung. Die physische Glz. 
ist also ebenso wie die reine mathematische Glz. notwendig eindeutig, 
allgemeingültig und durch die Sache selbst bestimmt, mithin nicht 
willkürlich festsetzbar und nicht „umdefinierbar 44 2 ). 

Es muß aber aus praktischen Gründen der Meßgenauigkeit die 
Glz. durch Licht- (oder elektrische) Signale ermittelt werden. Wir machen 
nun die Annahme, daß es an jedem Orte ein System (einen Raum) gibt 
und nur eines (es sei gegenüber dem eingenommenen Standpunkt bewegt 
oder unbewegt), bezogen auf welches im Vakuum und nach Eliminierung 
aller von der Materie etwa ausgehender Einflüsse das Licht auf allen 
Wegen gleiche Fortpflanzungsbedingungen und folglich gleiche Ge- 
schwindigkeit hat, und nennen es ein imÄther ruhendes System 3 ). Ferner 
nehmen wir an, daß eine Kontraktion der starren Körper bei ihrer Be- 
wegung durch den Äther nicht eint ritt. Aus beiden Annahmen und dem 
negativen Ausfall des Michels on -Versuchs sowie den im vorherigen ent- 
wickelten Raum-Zeitaxiomen und Prinzipien der raum -zeitlichen Metrik 
(vor allem den zur Theorie des Michels on-V ersuchs benötigten, oben an- 

1 ) Diese Glz. ist der durch ein Signal von unendlich großer Geschwindigkeit ermittelten 
Glz. logisch äquivalent. 

B ) Diese objektive eindeutige Glz. von Ereignissen, auch wenn sie nicht gemessen und 
(mit Wahrscheinlichkeit) ermittelt werden könnte, widerlegt bereits die RTH, wenigstens 
sofern sie mit H. Reichenbach behauptet, daß die Gangverlangsamung der bewegten 
Uhr „von selbst und ohne menschliches Zutun“ erfolgt. Dies führt nämlich bei ent- 
sprechender Anordnung dazu, daß wahrnehmbare Dinge oder Ereignisse, die im einen 
System dauernd vorhanden sind bzw. vor sich gehen, von einem dazu bewegten System 
aus betrachtet nicht mehr existieren bzw. niemals sich ereignen (vgl. 3, 6, S. 52, 8, S. 16). 

3 ) Die Annahme des Äthers als des homogenen Mediums der Lichtwellen kann sich 
au * Induktion berufen, nämlich auf Verallgemeinerung der Beobachtungen sonstiger 
^ eiienhewegungen, wie sie an festen Körpern, Flüssigkeiten und Gasen sich vorfinden, 
in weichen f allen wir das Medium der Wellenbewegung sinnlich greifbar vor Augen 
haben und die Konstanz der Weilengeschwindigkeit relativ zum (homogenen) Medium 
direkt beobachten können. Die Induktion aber ist kein willkürliches Prinzip. 

54 



geführten Glz. -Sätzen) folgt, daß das Äthersystem an der Erdoberfläche 
nahezu oder völlig ruht, zum mindesten an der Translationsbewegung 
der Erde teilnimmt 3 ). Die nun nötige Erklärung der Fixstemaberration 
habe ich früher gegeben (Sehr. 2, 4, 5), sie beruht auf der Annahme, 
daß die Trägheit der Lichtenergie bei Übertritt des Lichts in Äther von 
anderem Bewegungszustand die von der ursprünglichen Wellenlehre ge- 
forderte Richtungsänderung verzögert oder auf hebt 2 ). Diese drei An- 

nahmen sind keineswegs willkürliche Voraussetzungen oder Festsetzungen 
und sie stehen mit der gegenteiligen Annahme keineswegs prinzipiell 
auf gleicher Stufe. Vielmehr sind sie echte Hypothesen, Annahmen über 
ein w ah rscheinliches Verhalten, die prinzipiell, d. h. bei genügend 
fortgeschrittener Feinheit der Beobachtung durch das Experiment geprüft 
werden können 3 ). Da der Michels on -V ersuch zeigt, daß der Äther an 
der Erdoberfläche ruht bzw, seine Relativbewegung zur Erde bisher 
unterhalb der Beobachtungsgenauigkeit bleibt, so bedarf es bei Ermitt- 

k ) Nach dem Ergebnis des Experimentes von Michelson und Gale muß man an- 
nehmeEt, daß die Ätherhülle der Erde an der täglichen Erdrotation nicht teilnimmt. was 
mit der Annahme, daß der Äther reibungslos ist und nur durch Gravitation an der 
Erdoberfläche lest gehalten wird, in Übereinstimmung steht. 

Es erscheint nicht unmöglich, hei verbesserter V ersuchsanordnung nach Trouton- 
Noble die Beobachtungsgenauigkeit noch weiter zu steigern und die angenommene 
Relativbewegung des Äthers zur Erdoberfläche (am Äquator 463 m/sec) nachzuweisen, 
womit die RTH zum Überfluß auch experimentell widerlegt wäre. Wir möchten dieses 
experimentum crucis hiermit in Vorschlag bringen. 

2 ) Diese Annahme hat auch die Zustimmung eines Physikers vom Range P. Lenards 
gefunden, welcher seine Hypothese, daß ein besonderer Stoff, den er „Uräther“ nennt, 
die Führung des Lichts im Falle der Aberration übernehmen soll, neuerdings aufgegeben 
zu haben scheint. (Siehe Sitz.-Ber. Heidelb. Ak. d. W., 1929, 8. Ahhandl., S. 21.) 

3 ) Ein Versuch zum Nachweis des Äthersystems ist in der Anmerkung 1, S. 59, vor- 
geschlagen. — Was die Lorentzkontraktion (im Sinne von Lorentz selbst) betrifft, so ist 
auch diese infolge der mit ihr verbundenen Deformation der Erdoberfläche und Polhöhen- 
änderung der Erdorte prinzipiell beobachtbar, sofern sie vorhanden ist, wie Courvoisier 
gezeigt hat (Astr. Nachr. 226, S. 241). Diese Versuche bedürfen allerdings noch der 
Nachprüfung und wir glauben daher die Lorentzkontraktion bis auf weiteres als unwahr- 
scheinlich ahlehnen zu dürfen. Doch ist es theoretisch von Interesse, daß auch bei Vor- 
handensein einer Lorentzkontraktion die Bewegung des Äthersystems und damit die Glz. 
objektiv ermittelt werden könnte, was meist übersehen wird. — Eine allerdings nur als 
Gedankenexperiment mögliche Ermittlung des Bewegungszustandes des Äthersy Sterns 
und damit der objektiven Glz., die unabhängig von der Annahme einer Lorentzkontraktion 

läßt sich auf folgende Art bewerkstelligen : Man verbinde drei Stangen nach Art eines 
rechtwinkligen Achsenkreuzes miteinander, bringe in dem Schnittpunkt derselben eine 
Lichtquelle an und an den Stangen an sechs gleichweit von der Lichtquelle entfernten 
Punkten je einen äußerst empfindlichen Apparat, der die Intensität der Lichtstrahlung 
2u messen gestattet. Es ist klar, daß nur dann gleiche Intensität an allen sechs Punkten 
vorhanden sein kann, wenn der Apparat im Äthersystem ruht, und man kann durch 
Probieren heraus finden, in welchem von zueinander bewegten Inertialsystemen dies statt- 
findet. Dieses Gedankenexperiment setzt keinen weiteren kinematischen Satz voraus als 
den, daß die Lichtbewegung in einem bestimmten System, dem „Äthersystem“, nach 
allen Richtungen die gleiche ist, und widerlegt somit die Behauptung, daß es nicht nur 
technisch, sondern prinzipiell unmöglich sei, die Glz. zu ermitteln, ohne eine will- 
kürliche Festsetzung (Definition) derselben oder sonst ein willkürliches kinematisches 
Postulat voranzuschicken (s. H. Reichenbach a. a. O.). — Über astronomische Messungen, 
welche die dritte Annahme zu prüfen gestatten, s. Sehr. 4 und 5, 


55 



lung der Glz. an der Erdoberfläche durch Lichtsignale bis jetzt keiner 
Korrektur* welche der Ätherbewegung Rechnung trägt. Und da unsere 
sämtlichen Voraussetzungen teils a priori wahre Sätze, teils hypothetische 
Annahmen sind, kann auch in den F olgerungen keinerlei Willkür enthalten 
sein und ist somit auf die angegebene Weise die nach unseren jetzigen 
Kenntnissen wahrscheinlichste Glz. in willkürfreier Weise ermittelt. 
Dies aber macht die willkürliche Festsetzung der Glz. überflüssig, ja 
unerlaubt und die erste und wichtigste Voraussetzung der RTH ist so- 
mit als ihr ntp&üov ipsvdog nachgewiesen. 

Oder sollte vielleicht Einstein die von ihm entdeckte relative und viel- 
deutige Glz. selbst nicht richtig verstanden haben und ebensowenig die 
von ihm autorisierten Interpreten seiner Lehre ? W äre es nicht denkbar, 
daß auch die Einsteinsche Glz. nicht willkürlich, sondern hypothetisch ist 
oder als Aussage über die wahrscheinliche physisch-reale Glz. wenigstens 
gedacht werden kann ? Aus allem, was wir bereits aus geführt haben, 
geht hervor, daß dies unmöglich ist und der Entdecker der relativen 
Glz. diese ganz richtig eingeschätzt hat. Da, wie gezeigt, sowohl die 
mathematische wie physische, der Messung vorhergehende Glz. ein- 
deutig und absolut ist, so kann sie unmöglich mit W ahrscheinlichkeit als 
relativ und vieldeutig ermittelt werden. Ja selbst wenn die physische 
Glz. in der Tat nur willkürlich festgesetzt werden könnte, was aber nicht 
zutrifft, wäre die Einsteinsche Glz. abzulehnen. Denn die Vorstellung 
von Zeit und Glz., die wir vor deren Messung bereits besitzen und die 
Voraussetzung der Messung ist, kann durch die Messung nicht aufgehoben 
und beseitigt werden und würde auch bei der willkürlichen Festsetzung 
der Glz. zu Zwecken der Messung gebieterisch Berücksichtigung fordern. 

Erwähnung verdient vor allem noch, daß die RTH auch mit dem 
wahren Begriff der physischen Bewegung unvereinbar ist. Die Bewegung 
eines Gegenstandes oder die Ruhe eines Gegenstandes (oder Koordinaten- 
systems) ist ob j ekti v und physikalisch betrachtet so bedeutungslos wie das 
Oben und Unten, Rechts und Links und dient nur der sinnlichen Ver- 
anschaulichung. Der wahre physikalische Begriff der Bewegung ist der 
der Abstands- und Lageänderung. Physische wie mathematische Be- 
wegung ist eine Relation zwischen zwei oder mehreren Gegenständen, 
ebenso wie z. B. „Brudersein“ eine Relation zwischen zwei oder mehreren 
Personen ist ( Sehr. 8, S. 9 ff. und 34 ff.). Die Behauptung der RTH, eine 
bewegte Uhr gehe stets langsamer als eine gleichbeschaffene ruhende, 
kann durch die bloße Abstands änderung nicht aus ge drückt werden und 
steht auf gleicher Stufe mit der Behauptung, eine rechts befindliche Ohr 
gehe stets langsamer als eine links befindliche. Ja nicht einmal als will- 
kürliche Festsetzung oder Folge aus solcher wäre derartiges erlaubt, da 
es ja gar nichts Physikalisches zum Gegenstand hat. Um so schlimmer 
aber, wenn die Ohren der RTH „von selbst und ohne menschliches Zu- 
tun“ sich so verhalten sollen. 1 ) — - Unverständlich ist es auch, wenn man 

Siehe S. H. Reichenbach, Axiomatik der Eansteinschen Raumzeitlehre, 1924* S. 70. 


56 



Experimente sich ausdenkt, um die Konsequenzen aus der doch angeb- 
lich willkürlichen Glz. -Definition zu prüfen (z. B. die Gangverlangsamung 
der bewegten Uhr als „transversaler Doppler-Effekt“). Das ist nichts 
anderes, wie wenn jemand willkürlich „festsetzte“, in einem vor ihm 
stehenden Gefäß seien 15643 Weizenkörner enthalten und sich sodann 
daranmachen wollte nachzuzählen, ob es stimmt. Leider sind diese 
Experimente nicht ausführbar, da sie eine Meßgenauigkeit verlangen, die 
bisher nicht erreicht ist. 

Was für wunderliche Schrullen die Philosophie der Relativitäts- 
theoretiker zeitigt, geht auch aus folgendem hervor : Die Zeitfolge an 
demselben Ort wird, obwohl ein unmittelbar Gegebenes, von H. Reichen - 
bach „definiert 1 "”, nämlich: „Ist E 2 die Wirkung von E 19 so heißt E 2 später 
als £ r Dies ist die topologische Zuordnungsdefinition der Zeitfolge“ 
(Philosoph ie der Raum-Zeitlehre, S. 161). Zuordnungsdefinitionen sind 
aber, wie Reichenbach immer wieder hervorhebt, willkürliche Fest- 
setzungen. „Sie sind wie alle Definitionen willkürlich; von ihrer Wahl 
hängt erst das Begriffssystem ab, welches man mit Fortschreiten der Er- 
kenntnis erhält’ “ (ebenda, S. 23). Demnach wäre es also eine willkürliche 
Festsetzung, daß die Wirkung später ist als die zugehörige Ursache und das 
Gegenteil „prinzipiell gleichberechtigt“ ! Die Konsequenzen dieser Art 
von Philosophie sind wahrhaft ungeheuerlich. Man denke z. B. an die 
Rechtspflege. Kann sie es dulden, daß Angeklagte auf Grund einer will- 
kürlichen Festsetzung verurteilt wurden und immer noch verurteilt 
werden ? Unzählige Prozesse, in denen wegen eines nachgewiesenen 
Alibis eine Freisprechung erfolgte oder auf Grund von den zeitlichen Zu- 
sammenhang betreffenden Indizien eine Verurteilung, müßten schleunigst 
revidiert werden ! Jeder so Verurteilte könnte unter Berufung auf die 
RTH zum mindesten Aufschub des Strafvollzugs verlangen, bis die Frage 
wissenschaftlich geklärt ist. Was sagen die Rechts gelehrten, was sagt 
das Reichsgericht dazu ? Eine Doktorfrage für angehende Relativitäts- 
theoretiker wäre es auch, wie bei der gegenteiligen Festsetzung ein Selbst- 
mord möglich ist. Kann ein Toter den Entschluß fassen, sich zu töten 
und ihn zur Ausführung bringen ? 

Was die allgemeine RTH betrifft, so sei nur kurz darauf hingewiesen, 
daß es schlechterdings unm öglich ist, ein Gravitationsfeld als relativen, 
„kovarianten 46 Begriff aufzufas s en . Ein unwirkliches Gravitationsfeld 
aämlich wäre Nonsens, ein wirkliches aber kann nicht relativ sein, denn 
eine relative Wirklichkeit ist gleichfalls Nonsens 3 ) . Ferner ist die allgemeine 
RTH schon aus dem Grunde abzulehnen, weil, wie gezeigt, eine nicht- 
euklidische Geometrie a priori unmöglich ist, also nicht Form der physi- 

3 ) Das gleiche Argument muß auch gegen die Relativität und Reziprozität 
der physischen Bewegung in der hericö mznlichen Auffassung voigcbracht werden. 
Bie physische Bewegung, sei sie nur kinematisch oder dynamisch betrachtet, muß 
ris «invariant“, d, Jbu vom Koordinatensystem oder Bezugskörper unabhängig auf- 
gefaßt werden wie dies allein für die gegenseitige Abstands- und Lageänderung zutrifft 
(Sehr. 8). 


57 



scheu Realität sein kann 1 )* Es muß auch hervorgehoben werden, daß die 
Newtonsche Dynamik keineswegs die Vorstellung des absoluten Raumes 
im Sinne Newtons voraussetzt, vielmehr von dieser unabhängig in erkenntnis* 
theoretisch einwandfreier Weise vorgetragen werden kann, man also 
keineswegs zur Entscheidung absoluter Raum oder RTH sich gedrängt 
sieht, wie dies von seiten der Anhänger letzterer meist so hingestellt wird 

(Sehr. 8, S. 34) 2 ). 


Vgl. d. V.: 1. „Über die kosmischen Bewegungen des Äthers“, N aturwissenschaft- 
liche Wochenschrift Bd. 20, S. 393, 1921. — 2. „Über Fragen der Aberration und licht - 
ausbreitung“, ebenda Bd. 21, S. 20, 1922. — 3. „Ein neues Uhrenparadoxon*% ebenda 
Bd. 21, S. 497, 1922. — 4. „Über Aberration und Michelson- Versuch“, Astronom. Nach- 
richten Bd. 217, Nr. 5203, 1922. — 5. „Bemerkungen zur Lichtausbreitung im bewegten 
Äther“, ebenda Bd. 222, Nr. 5317, 1924. — 6. „Wohin führt die RTH?“. Kritische Be- 
trachtungen vom physikalischen und erkenntnistheoretischen Standpunkt aus. Hillmann, 
Leipzig 1923. — 7. „Betrachtungen über die Zeit und Zeitmessung“, Physika!. Zeit« 
Schrift, Jahrg. 25, S. 609 — 617, 1924. — 8. „Ist die Schwerkraft relativ?“. Kritische 
Betrachtungen über den Relativismus in der neuesten Physik. Macklot, Karlsruhe 1926. — 
9. „Relativitätstheorie und Logik“, Annalen der Philosophie, Bd. 7, Heft 2 u. 3, 1928. 


Professor Dr. W. WALTE / HAMBURG 

EINIGE EINWENDUNGEN 

GEGEN EINSTEINS RELATIVITÄTSTHEORIE 


1. Einsteins Annahme, daß die Vakuumlichtgeschwindigkeit konstant 
sei, widerspricht dem bisher allgemein anerkannten Satze, daß, wenn 
zwei Geschwindigkeiten a und b auf eine Masse unter einem Winkel a 
gleichzeitig übertragen werden, diese sich zu einer Resultierenden zu- 
sammensetzen, deren Größe und Richtung durch die Diagonale des aus 
den beiden Geschwindigkeiten gebildeten Parallelogramms bestimmt wird. 
Wenn ein Lichtstrahl mit der sich um die Sonne bewegenden Erde zu- 
sammenstößt und dabei reflektiert wird, so haften an dem Träger des 
Lichtes, dem Elektron, zwei Geschwindigkeiten, die des reflektierten 
Lichts und die von der Bewegung der Erde neu hinzugefügte. Seine An- 
nahme würde nur richtig sein, wenn diese Diagonale immer dieselbe Größe 
batte wie die die Vakuumgeschwindigkeit darstellende Komponente. Dies 

b 


findet aber nur in dem Ausnahmefall statt, wenn cos (2 R — ■ ix) 


2a’ 


wo 


*) Was nützen alle „Gaußschen Koordinaten“, wenn Gauß selbst sagt: „Es leidet 
keinen Zweifel, daß jene Unmöglichkeit fvon Dreiecken, deren W inkelsumme 180 0 über- 
steigt) sich auf das allerstrengste beweisen läßt“ (Werke, Bd. 8, S. 186, 174, 190). Somit 
kann nach Gauß die Unmöglichkeit der allgemeinen RTH „in aller Strenge“ bewiesen 
werden ! 

*) Die angeblichen empirischen Bestätigungen der allgemeinen RTH durch die 
Beobachtung liegen teils nicht einwandfrei vor (Rotverschiebung), teils stimmen sie nicht 
mit dem empirisch ermittelten Betrag genügend überein (Perihelahweichung des Merkur), 
teils lassen sie ungezwungen eine andere Erklärun g ^ (Lichtablenkung am Soxmenrand). 
Von einer einwandfreien empirischen Bestätig ung (die übrigens bei einer erkenntnis- 
theoretisch unmöglichen Theorie von vornherein ausgeschlossen ist, da stets andere 
Deutungsmöglichkeiten bestehen) kann also keine Rede sein. 

58 



b die kleinere Geschwindigkeit, also b < a ist. Ehe er demnach seine 
Hypothese wagte, hätte er den genannten Satz als falsch nachweisen 
müssen. Dieser Nachweis fehlt bis jetzt. 

2. Besteht dieser allgemein bekannte Satz noch zu Recht, so ist der 
Michelsonsche Versuch mit den bisherigen Vorstellungen ohne jede Schwie- 
rigkeit zu erklären, wie in dem Buch: Walte, „Kraft und Energie“ (Otto 
Hillmann, Leipzig) , Nr. 110, S. 132 ff* dargelegt wird. Dann fällt für Ein- 


stein der einzige Anlaß fort, der ihn zur Aufstellung seiner Theorie ver- 
anlaßt hat. Auch die Lorentzsche Hypothese ist damit als erledigt an- 
zusehen. 


3. Aus seiner Formel für t f folgert Einstein, daß von zwei an und für 
sich genau gleichgehenden Uhren die eine, wenn sie am Nordpol auf- 
gestellt ist, schneller geht als die andere, wenn diese sich auf einem Punkt 
des Äquators befindet, und zwar deshalb, weil der Pol ruht, dagegen der 
Äquatorpunkt sich in 24 Stunden einmal um die Erdachse dreht. Die 
Formel für %' setzt voraus, daß x und v dieselbe Richtung haben. Sind 
die Richtungen verschieden, so kann von v nur die Projektion auf die 
Richtung von x in Frage kommen. Da aber x, der Blick des Beobachters 
am Pol nach dem Äquator, und v, der Weg des Äquatorpunktes, auf- 
einander senkrecht stehen, so ist die Projektion von v auf x gleich Null, 
also t / == t. Demnach hat Einstein aus seiner eigenen Formel einen falschen 
Schluß gezogen. 

4. In der Formel für t' können v und x auch entgegengesetzte Rich- 


tungen haben ; dann ist vx negativ und — — 2 - positiv, dann muH t f größer 

c 

als t werden, während es nach Einstein immer kleiner sein soll. 

5. Von zwei an sich genau gleichgehenden Uhren befinde sich die 
eine wieder am Nordpol, die andere auf dem Äquator in einem nach 
Süden fahrenden Zuge, die Minutenzeiger auf beiden nach Osten ge- 
richtet, so daß sich deren Spitzen nach Süden bewegen. Am Pol ist die 

i 

X *. X 

Geschwindigkeit der Zeigerspitze — , am Äquator . Zwischen diesen 

beiden Geschwindigkeiten kann ein Unterschied, wenigstens nach Ein- 
stein, bestehen; aber er muß sehr gering sein, weil diese Geschwindig- 
keiten den durch sie gemessenen Zeiten proportional sein müssen, diese 
aber nach Einstein einen so geringen Unterschied aufweisen, daß er durch 
unsere empfindlichsten Instrumente nicht festgestellt werden kann. Dann 

ist Durch Einsetzung der Einsteinschen Werte für x' und t' 

erhält man eine Gleichung, die nach gehöriger Reduktion in t ~ c über- 


geht. Die Geschwindigkeit der Zeigerspitze des Minutenzeigers in der 
Uhr am Nordpol beträgt dann annähernd die Lichtgeschwindigkeit. 

Das ist aber ein Unsinn. 


59 




Aus seinen F undamentalformein leitet Einstein die Gleichung her: 



und folgert daraus, daß, da der Nenner rechts kleiner 


als 1 ist, x\ — x' 2 größer als x x — x 2 ist, daß also eine Länge im ruhen- 
den System einen Längenzuwachs im bewegten System erhält, also ein 
Körper einen Körper Zuwachs gewinnt. Mit diesem Zuwachs ist aber eine 
Veränderung des Naturzustandes verbunden ; eine solche ist ohne Ver- 
lagerung von Energie gar nicht möglich, wenigstens solange das Energie - 
prinzip als richtig anerkannt wird. Denn wenn Energie weder verschwinden 
noch neu geschaffen werden kann, kann eine Veränderung der Natur nur 
durch Ortswechsel von Energie hervorgerufen werden ; und der einzige 
Grund für den letzteren ist die Verschiedenheit der Niveauhöhe der 


Energie an benachbarten Stellen, verbunden mit dem Streben jeder 
Energie, die Niveaudifferenz zu beseitigen. Demnach steht die aus Ein- 
steins Formeln abgeleitete Vergrößerung eines Körpers ohne Energie- 
aufwand mit dem Energieprinzip in Widerspruch. 


Dr. RUDOLF WEINMANN / BERLIN 
DIE SPEZIELLE RELATIVITÄTSTHEORIE 

Der unzureichende Anlaß — Die falsche Voraussetzung — 

Die absurden Konsequenzen — Die anderen Möglichkeiten 

Eine Theorie, die den Anspruch erhebt, unser ganzes Weltbild um- 
zugestalten unter, zugestandenermaßen !, unerhörten Zumutungen an 
unser Denken und unter Verzicht auf jede Anschaulichkeit, hat die er- 
höhte Verpflichtung, ihre Notwendigkeit darzutun, indem sie alle anderen, 
einfacheren Möglichkeiten aus schaltet und den zwingenden Anlaß für 
ihre Aufstellung nachweist. 

Beides kann die spezielle RTH nicht. 

Der Anlaß ist: Michels on- Versuch, „Widerspruch 66 zwischen diesem 
und dem Fizeau -Versuch, Aufrechterhaltung des klassischen Relativitäts- 
prinzips in Verbindung mit dem vorrelativistischen Gesetz der Konstanz 
der Lichtgeschwindigkeit. Dieser Anlaß, bei seiner konkret-optischen 
Natur an sich in groteskem Mißverhältnis zu einer Gesamtweltbild- 
umgestaltung, hält nicht Stich und führt nicht zur Einsteins chen ab- 
soluten Konstanz der Lichtgeschwindigkeit, dem Kern und 
eigentlichen Inhalt der speziellen RTH, mit der diese, d. h. die Rela- 
tivierung von Raum und Zeit, steht und fällt. 

1 . Der Mi c h el s o n - V ersuch beweist, mit oder ohne Annahme eines 
Äthers, unter allen Umständen Verbundenheit der Lichtfortpflanzung mit 
der Bewegung des Weltkörpers (Erde), nicht aber mit innerirdischen 
Systemen ( Eisenbahn zögen usw.). Ein Michelson- V ersuch für letztere 
liegt nicht vor! — und kann nicht vorliegen. Denn mit phoron omischer 
Evidenz ist durch Konstanz d. L, zu W eltkörpern (== c) V arianz 


60 



zu bewegten Systemen auf Weltkörpern (= c ± v) bedingt. Ein und 
derselbe bewegte Punkt kann nicht zu verschieden bewegten Punkten 
die gleiche Geschwindigkeit haben. Ein schlechthin un vollziehbarer Ge- 
danke ! (Übrigens : warum versuchen die relativitätstheoretischen Physiker 
nicht endlich den — * freilich nur für sie diskutierbaren — experimen- 
tellen Nachweis der absoluten Konstanz d. L. durch Michelson- V ersuch 
in Eisenbahnzug oder Flugzeug ? !) 

2. Der Fizeau- V ersuch bestätigt den Michelson- Versuch, statt 
ihm zu widersprechen : auch er beweist mit der Konstanz d. L. zur 
Röhre (unabhängig von den bewegten Medien Wasser, Luft usw.) die 
Konstanz zu dem mit der Röhre fest verbundenen Erdsystem, d. h. 
er spricht — auch sofern man am Äther festhält — nicht für ruhenden, 
sondern nur für zur Erde ruhenden Äther, genau wie der Michelson- 
V ersuch. Und er macht deutlich, daß auch ein Michelson- Versuch bezogen 
auf eine innerirdische Bewegung eben nicht c liefern würde. 

3. Das Relativitätsprinzip schließt in sich Konstanz des Natur- 
geschehens zum jeweils übergeordneten System, aber ausdrücklich 
Varianz der Geschwindigkeit zu beigeordneten Systemen 1 ). Das 
„Naturgeschehen* 6 ist in unserem Falle nicht die Geschwindigkeit eines 
und desselben Licht Strahles oder -punktes, sondern die Geschwindigkeit 
des Lichtes. Diese ist konstant dem System gegenüber, dem das Licht 
— - dynamisch! — zugehört: Erde, Weltkörper. (Beweis : eben der 
Michelson- und Fizeau- Versuch !) Der einzelne Lichtstrahl (-punkt) 
aber ist, je nachdem, konstant oder variant. Einstein verknüpft rein 
mathematisch und ganz allgemein die eine Lichtbewegung mit allen 
beliebigen Koordinatensystemen, ohne diese als reale — über- oder 
nebengeordnete — Körper Systeme zu unterscheiden. (Wodurch 
Raum und Zeit dem rechnerischen Ansatz zuliebe ihren eindeutigen Be- 
stand verlieren ; genau wie wenn man ein und denselben Schall, 
fliegenden Vogel, fahrenden Wagen usw. konstant setzte zu verschieden 
bewegten Körpern, statt je Schall usw, zu je Körper.) Einstein hebt 
das Relativitätsprinzip auf, während er sich zugleich darauf 

bezieht. — 

Die Lösung kann nur sein: Wenn Licht, auch Sternenlicht, Welt- 
körperrt gegenüber — nur um diese kann es sich nach dem Gesagten 
handeln — unter allen Umständen konstant ist, so findet Spaltung, 
Teilung des Lichtes, Verteilung der Lichtstrahlen auf die in 
ungeheuren Entfernungen voneinander und keineswegs in entfern ungs- 
loser Translation (wie Bahndamm und Zug) befindlichen Weltkörper in 
der Weise statt, daß sie in deren Bewegung jeweils eingehen (sei 
es durch Gravitation oder sonstwie durch dynamische Verknüpfung), 
unabhängig von der Bewegung der Lichtquelle. 

Diese Annahme genügt in einfachster Weise der durch das Relativ!- 

*) SJEmstem. gemeinverst., S. 8. — S. 12 wird das Gegent eil davon behauptet, S. 13 
das „Dilemma 4 1 hieraus konstatiert und als — Lösung dieses s e 1 b s t g e s c h a f f e u e n 
Dilemmas die spezielle RTH postuliert. 


61 



tätsprinzip allein geforderten und allein möglichen relativen Kon- 
stanz d. L. Gäbe es aber selbst entfernungslos e Translation zwischen 
Weltkörpern, gälte auf der anderen Seite wirklich c auch gegenüber 
Eisenbahnzug usw., so wäre eben auch hier Mitführung entweder des 
geteilten Lichtmediums oder eines abgespaltenen Lichtstrahls anzunehmen. 
Selbstverständlich ohne die hierbei überflüssige Raum- und Zeitverände- 
rung. (Wie Schall bei Luft mit Führung jeweils konstante, bei Nicht - 
mitführung Variante Geschwindigkeit zu bewegten Körpern aufweist.) 

Diese physikalische Hypothese gibt statt einer, kausal wesenlosen, 
mathematischen Fiktion eine anschauliche kausale Zurechtlegung 1 ), 
ist vereinbar mit jeder Lichttheorie (auch und gerade der Quantentheorie ) , 
läßt — im Sinne der gesamten übrigen Physik ! — unsere Denkgesetze und 
unsere Raum- und Zeit ans chauung unangetastet und bewahrt uns vor 
sämtlichen Absurditäten (euphemistisch : Schwierigkeiten) der Einstein- 
Theorie ; nämlich Zeitdehnung, R aum Verkürzung , Zurückbleiben der 
Uhren, Schrumpfung der Körper — „vom Standpunkt des ruhenden 
Beobachters aus** ; ferner Relativität der Gleichzeitigkeit, Aufstellung 
einer Grenzgeschwindigkeit. Diese abstrusen, rein rechnerischen Kon- 
sequenzen der absoluten Konstanz d. L. entlarven ihre Voraussetzung, 
eben diese Konstanz, als falsch und unmöglich, sind daher auch durch 
den evtl, richtigen mathematischen Weg nicht zu retten und be- 
deuten eine vollkommen grund- und sinnlose Zerstörung jedes, natür- 
lichen und erkenntnistheoretischen, Wirklichkeitsbegriifes. Da der 
Wechsel des Standpunktes theoretisch jederzeit vollziehbar ist, gäbe es 
nach der RTH beliebig viele Wirklichkeiten : die Erde z. B. existierte 
einmal in ihrer ganzen uns bekannten Fülle, zugleich und ebenso wirklich, 
bei entsprechender Wahl des Beobachterkoordinatensystems, als dünne 
Scheibe, d. h. so gut wie gar nicht. N aturwirklichkeit hat aufgehört, ein 
vorstell-, ein denkbares stabiles Etwas zu sein. 

„Der Be ob achtungs Standpunkt 4 4 widerstreitet dem Sinn der 
Physik, die den Überstandpunkt liehen Ausgleich aller Standpunkte, 
bei beliebiger Postierung des Beobachters, zum Ziel hat. 

Wollte man aber der RTH eine andere Logik, andere Gesetze des 
Denkens und der Anschauung zubilligen — an sich ein unmögliches Unter- 
fangen, denn diese Gesetze sind zeitlos und daher keinem Wechsel unter- 
worden — , so hebt man damit die RTH selbst auf, die sich mit ihren 
Schlüssen und Beweisen notwendig an die Instanz der allgemein gül- 
tigen menschlichen Vernunft wendet — an wen auch sonst?! 

Darum: selbst wenn die angedeuteten Möglichkeiten positiver Er- 
klärung nicht in Betracht kämen und die Lösung der einschlägigen Fragen, 
wozu noch die — ebenfalls rein optischen — der Aberration, des Doppler- 
effektes usw. kommen, zunächst offen bzw. weiterer lichttheoretischer 

i ) Wohlgemerkt : Der Michelson-V ersuch, somit ein realer irdischer Vorgang, soll 
doch erklärt werden, nicht fiktives, kinematisches Geschehen im gravitationsfreien 
Raum ! Aber auch dieses erklärt die RTH nicht, sie konstatiert nur — schief — 
das Ergebnis des M.-V. 

62 



Forschung überlassen bleiben müßte (sofern man nicht längst vorliegende, 
nicht-relativitätstheoretische Erklärungsversuche von großer Einfachheit 
gelten lassen will) — • die Einsteinsche Losung ist unter allen Um- 
standen unannehmbar. 

Gan® und gar nicht kann von einer positiven er kenntnis theoreti- 
schen Bedeutung der MTB die Rede sein* Schon methodologisch führt 
kein Weg von physikalischer Beobachtung zu erkenntnistheoretischen 
Positionen. Der Phänomenalismus und Subjektivismus* aber auch der 
erkenntnis theoretische Idealismus jeglicher Spielart, hat doppelt unrecht, 
m der RTH eine Art „empirischer Bestätigung * 4 zu sehen : der physika- 
lische B e ob achtungs Standpunkt hat nichts zu tun mit dem erkennt- 
nistheoretischen Bezugssystem des menschlichen Bewußtseins über- 
haupt — und gerade der idealistische Erkenntnistheoretiker muß mit 
dem von ihm proklamierten Primat des Bewußtseins die Gesetze dieses 
Bewußtseins jeglicher Erfahrung voranstellen. Der Realist wird aus 
naheliegenden Gründen die RTH von vornherein als ontologisch wie 
logisch unmöglich ablehnen. Der Phanomenöloge endlich muß die Ein- 
steinsche Relativierung von Raum und Zeit als sinnwidrig, der Idee . 
beider entgegen, zurückweisen. — 

Was ist denn nun aber der Tatbestand, der zu den verwirrten und 
verwirrenden Behauptungen der RTH den Anlaß gab ? 

Licht und Lichtsignale, eingeschlossen in das allgemeine kosmische 
Bewegungsspiele noch dazu auf eine wohl sehr komplizierte, vielleicht nie 
ganz bestimmbare Art, ermöglichen keine absoluten Zeit- und Raum- 
messungen im Kosmos, die nur möglich wären in einem absolut ruhenden 
Raum gegenüber absolut in ihm bewegten Körpern. Selbst der „ruhende 
Äther * 6 - — bei evtl, positivem Ausfall des Miehelson- Versuchs oder zur 
Erklärung der Aberration oder auch im Sinne von Lorentz — wäre ja 
zunächst nur gleichbedeutend mit einem mit der Sonne (statt mit der 
Erde) fest verbundenen System. 

Der mitbewegte (mit ruhende) Beobachter allein erzielt der Korrektur 
nicht bedürfende oder ohne weiteres korrigierbare Meßresultate, sei es 
durch Maßstabanlegung, sei es durch subordinierte Signale (ob Licht, 
ob Schall usw.) in seinem Eigensystem. Bei Licht also hinsichtlich Erde 
{Weltkörper) bzw. der auf ihnen bewegten Körper (Züge usw.). Die 
Einsteinsche Postulierung eines allen Körpern zugleich subordinierten 
Signales vergewaltigt Natur und Vernunft und widerlegt sich selbst durch 
die abstrusen Konsequenzen der abstrusen phoronomischen Voraussetzung. 
Sinnvoll kann nur die Behauptung der zum Weltkörper jeweiligen 
Konstanz d. L. d. h. der subordinierten Signale sein. Darum hat für 
jeden mitbewegten Beobachter „das 66 Licht, d. h. sein Lichtstrahl 
die Geschwindigkeit c zum Eigenweltkörpersystem, aber natürlich c — V 
zu dem dagegen bewegten Weltkörpersystem (bei gleicher Bewegungs- 
richtung von Signal und Körper) — während dessen mitbewegter Beob- 
achter für seinen Lichtstrahl c mißt. Diese jeweilige Konstanz des 
Lichts führt nicht zur Zeit- Ra umrelati vierung, d* h. zum Nachgehen 

63 



der Uhren durch Bewegung und zur Verkürzung von Strecken für 
den ruhenden Beobachter, sondern nur zu einem verschiedenen Stellen 
der Uhren durch Lichtsignale von einem gemeinsamen Ausgangspunkt 
aus bei schon statt findender Bewegung der Systeme* Ganz das 
gleiche wäre natürlich bei akustischen Signalen, z. B. auf der Erde, 
der Fall — - infolge der verschiedenen, sich jeweils einfügenden 
Impulse ! Bei Synchronisierung auf der Basis gegenseitiger Ruhe 
kann die nachher einsetzende Bewegung selbstverständlich keinen 
Effekt her Vorbringen, was schon nach dem von Einstein ja vorausge- 
setzten Relati vit ät sprinzip — EinfluBlosigkeit der gleichförmigen Be- 
wegung auf alle Vorgänge! — unmöglich ist: Die Uhren bleiben gleich 
und behalten übereinstimmende Zeigerstellungen. Der Spuk der Ein- 
steinschen Paradoxe zerstiebt in nichts. Die Möglichkeit der durch Lieht - 
signale unter Umständen verschieden gestellten Uhren auf Welt körpern 
bleibt auch in der oben zugegebenen harmlosen Form ein müßiges 
Gedankenspiel. Für unsere, nun einmal von der Erde aus orientierte 
Astronomie kann sie keinerlei Ergebnisse haben. Noch weniger natürlich 
in der Einsteinsehen Form! Die angeblichen astronomischen Be- 
stätigungen müssen zufällige oder willkürlich abgeleitete sein — denn 
es liegt in der Natur der Theorie, daß sie über Wirklichkeiten keine 
Aussage machen kann. 

Es spricht nicht zuletzt gegen die spezielle RTH, daß die Allgemeine 
RTH sie auf den Bereich des gravitationsfreien Raumes eins ehr änkt, den 
es in der wirklichen Körperwelt nicht gibt; daß die Frage nach der 
Konstanz der Lichtgeschwindigkeit in der allgemeinen RTH vollkommen 
vergessen ist. — 

Einstein hat die Wissenschaft weder so noch so über das klassische, 
d. h. das eine und wirkliche und ewige, Relativitätsprinzip hinaus geführt. 
Auch das Licht, auch die Elektrodynamik gehorcht diesem, selbstver- 
ständlich, sofern man die Lichtbewegung dem kosmischen Geschehen 
sinnvoll einordnet. Verstand, Anschauung, Natur lassen sich nicht 
dikti eren, daß c + v — c sei. Das ginge nur, wenn c unendlich groß 
oder v unendlich klein ist. Praktisch, konkret betrachtet ist es ja 
ungefähr so. Und darum kann Einstein praktisch keinen Schaden an- 
richt en. Aber vor dem Forum der Wissenschaft, der Wahrheit ver- 
mag seine Theorie nicht zu bestehen, c = c i v zerstört den Sinn der 
Zahl und damit den Sinn gerade der Mathematik, auf die sich die RTH 
immer wieder beruft. 

Ohne Einstein und gegen ihn bleibt der Gedanke der Relativität 
und das Relativitätsprinzip unangetastet, aber sie f ühr en nicht, wie bei 

ihm, über die absolute Konstanz der Lichtgeschwindigkeit zum absoluten 
Chaos. 

Vgl. d. V. „V ersuch einer endgültigen Widerlegung der speziellen RTH W . Hill- 
mann, Leipzig 1926. - — „Anti- Einstein- Quintessenz“, Archiv f. System. Philosophie, 
Bd. 30, Heft 3 u. 4. — „Der Widersinn und die Überflüssigkeit der speziellen RTH* 4 , 
Annalen L Philosophie 1929, Bd. 8, Heft 1 u. 2* — „Die Unhaltbarkeit der speziellen 
RTH“, Natur u. Kultur 1930, 27. Jahrg., Nr. 4. 

64 



GEORG WENDEL /LI ER STADT (Ostpreußen) 

35 THESEN 

WIDER DIE EIN STEIN SCHE RELATIVITÄTSTHEORIE 

1* R* e Grundlagen, auf denen Einstein seine RTH auf baut, sind höchst 
problematischer Natur. Er nimmt gewisse Irrtümer älterer Phy- 
siker oder Mathematiker ohne weiteres als Tatsachen an und baut eine 
Theorie darauf, ohne irgendwelche zureichende Gründe zu geben. 
Er stellt nur Behauptungen auf. So akzeptiert er den vierdimensiona- 
lea Raum, ein Gedanke, den Riemann und H elmholt m (man muß 
sagen, in ihren schwächsten Stunden) einmal gehabt haben, während es 
einen vierdimensionalen Raum niemals geben kann. Aus der bloß fik- 
tiven Möglichkeit, die nicht einmal das ist, macht er eine Tatsache. Ebenso 
akzeptiert er die Irrtümer der nicht- euklidischen Geometrie, wo 
es sich hier bloß um andere Nominaldefinitionen handelt, der Euklidische 
Raum aber in W irklichkeit immer derselbe bleibt und nur drei Dimensionen 
des Raumes möglich sind. Er akzeptiert die Lehre von einem endlichen 
Raum, während der Raum niemals endlich sein kann und sich nach allen 
beiten hin notwendig ins Unendliche erstrecken muß. Das hatten Kant 
und Schopenhauer längst klar erkannt. 

2. Einstein verwechselt Maßraum und wirklichen Raum, ge- 
messene Zeit und wirklichen Zeitverlauf. Raum und Zeit, die 
grundsätzlich verschieden sind (der Raum hat drei Dimensionen, die Zeit 
nur eine und ist auch in uns), betrachtet er als eine Einheit und stellt 
so den falschen Begriff einer Raum-Zeit- Union auf, der philosophisch 
unhaltbar ist (nur zu physikalischen Zwecken kann man Raum und Zeit 
bei gewissen Berechnungen vereinigen, was aber eine rein mathematische 
Angelegenheit ist). Der philosophische Begriff einer Raum-Zeit-Union 
würde dasselbe besagen, als ob jemand etwa Wasser und Eisen für das- 
selbe erklärte und von einer W asser-Eisen- U nion spräche. 

3. Einstein verwechselt Raum und Masse. Der Raum klebt ihm an 
den Gegenständen, während vielmehr die Gegenstände im Raume sind; 
ja er ist ihm ein Gegenstand, so daß jedem Körper eine besondere Art von 
Raum zukäme. Der Raum ist ihm ein Stück Materie. Er weiß nichts 
von der Anschauungsform des Raumes, von den großen Entdeckungen 
Kants, den er wahrscheinlich gar nicht gelesen hat. Der Raum hat mit 
den Körpern und der Materie an sich überhaupt nichts zu tun; nur daß 
die Körper im Raume sind. 

4. Der erste Satz seiner angeblichen RTH ist total falsch. Einstein 
statuiert die völlige Relativität der Bewegung und behauptet, daß 
die Aussagen über Bewegungen, z. B. ob der aus einem fahrenden Zug 
geworfene Stein senkrecht oder in der Parabel fällt, gleichberechtigt 
seien. Jeden subjektiven Augenschein erklärt er also für gleich wahr, 
demnach fiele der Stein in den verschiedensten Kurven oder Linien, und 
jede Behauptung darüber wäre gleich richtig. Demnach wäre auch jede 
Thermometer ab ! esung , ob das Thermometer aus einer gewissen Höhe 

65 


5 


£liutda 



oder von unten abgelesen wird, gleichberechtigt. Selbstverständlich ist 
nur die eine richtig, wenn das Auge sich in der Ebene des Quecksilber« 
Spiegels befindet. 

5. Einstein hebt das Newtonsche Massengesetz auf, wenn er 
behauptet, es sei völlig gleich zu behaupten, daß sich die Erde um die 
Sonne oder die Sonne um die Erde dreht. Das Newtonsche Gravitations- 
gesetz ist mathematisch bewiesen. Einstein leugnet damit den Be- 
griff einer wirkenden Kraft, er leugnet damit, daß es Kräfte im Welt- 
all gibt, und hebt auch den Begriff der Kausalität auf. 

6. Einstein lehrt einen gekrümmten Raum — ein unglaublicher 
Denkfehler, da der Raum keine Gestaltung hat und sich nach allen Rich- 
tungen hin ins Unendliche ausdehnt. 

Einstein lehrt ferner, daß die gerade Linie in sich selbst zurück- 
kehre. Er schiebt ihr damit eine Krümmung unter und denkt wohl an 
die Meridiane. Die gerade Linie verläuft vollkommen gerade und nach 
beiden Seiten ins Unendliche. 

7. Der unglaublichste Denkfehler ist seine Behauptung der Relativi- 
tät der Gleichzeitigkeit. Demnach wäre der jetzige Zeitpunkt, in 
dem ich dies schreibe, z.B. auf dem Sirius ein ganz anderer. Die Zeit soll 
sich nach dem Bewegungszustand der Körper richten. Demnach würden 
Menschen jünger oder älter werden je nach dem Bewegungszustand, in 
dem sie sich befinden. Man kann diese Theorie nur humoristisch auf fassen. 
In Wirklichkeit schreitet die Zeit ständig fort, jeder Zeitpunkt ist fest 
bestimmt, und es gehört eine außerordentliche Ob er fl ächlichkeit des 
Denkens dazu, um zu behaupten, daß die Zeitpunkte relativ sein könnten. 

8. Einstein geht aber noch weiter. Er behauptet sogar, daß sich 
Ursache und Wirkung verkehren können (an einer Stelle in den 
„Annalen der Physik 661 ). Er hält es demnach für möglich, daß die Wir- 
kung einmal der Ursache vorhergehen könne. Also der Schuß 
könnte eher los gehen, ehe der Hahn gespannt ist! Das Huhn könnte vor 
dem Ei da sein! 

9. Den Äther erklärt Einstein für nicht vorhanden, während durch 
ihn allein eine Fortpflanzung des Lichtes möglich ist und die ga n ze Kon- 
tinuität des Weltalls zerstört würde, wenn man keinen Lichtäther zwischen 
den Molekülen und Atomen und zwischen den Fixsternen leere Nichtse 
annimmt. Vielmehr ist der Äther ein Grundbestandteil der Materie, und 
ich habe ausgeführt, daß er der Grundstoff ist, aus dem sich alle Materie 
erst entwickelt hat 2 ). 

lö. Nach Einstein ist es völlig gleich zu sagen, ob sich der Beobachter 
oder die Umgebung bewegt. Wenn ein Eisenhahnzug nun plötzlich 
hält, so n lüßte nach der RTH der Erdboden einen plötzlichen Ruck 
erhalten dem Gesetz der Trägheit gemäß. Nach der RTH müßten in- 

*) „Uber die vom Relativität sprinzip geforderte Trägheit der Energie“, Annalen d. 
Physik, Bd. 23. 6 

2 ) In meiner noch unveröffentlichten Abhandlung „Nene Hypothese über die Syste- 
matik des Weltalls und der Milchstraßensysteme“. 

66 



folge der falschen Anwendung des relativistischen Gedankens alle Häuser 
und Kirchtürme wie Kartenhäuser Zusammenstürzen, und man möchte 
sich wohl hüten, in einer solchen Welt zu leben, wo sich alles relativ 
bewegt und es nur auf den Standpunkt ankommt, was man als das sich 
Bewegende betrachtet. Es ist geradezu unglaublich, z. B. bei einem das 
Ufer entlang fahrenden Schiff den Augenschein für gleich wahr zu er- 
klären, als ob sich die Gegenstände am Ufer entgegengesetzt der Fahrt- 
richtung fortbewegten, was ihnen nicht einfällt. 

Bi ach der RTH wäre es völlig gleich zu behaupten : Der Eisenbahnzug 
bewegt sich vorwärts und der Bahndamm steht still. Oder: Der Zug steht 
still und der Bahndamm bewegt sich nach rückwärts. 

11. Nach Einstein müßten, da man alle Bewegung als relativ betrachten 
kann, die äußersten Fixsterne hohe Multipla der Lichtgeschwindig- 
keit aufweisen, wodurch sich die Theorie selbst widerlegt, da die Formeln 
dann sinnlos werden. Einstein mußte dies selbst zu gehen und hat damit 
seine RTH selbst schon auf gegeben — während sie seine Jünger fortent- 
wiekelten. - — Es liegt also der merkwürdige F all vor, daß die Theorie durch 
sich selbst schon widerlegt ist. Nur daß es die Welt nicht weiß und glaubt ! 

12, Raum und Zeit verschwinden nach Einstein und Minkowski zu 
Schemen, zu einem Nichts. Daß sie ein Etwas sind, wird aber jeder 
merken, der etwa die Entfernung von Berlin nach Königsberg oder gar 
bis zum Sirius überspringen wollte oder es versuchte, sich den Zeitraum 
zwischen dem Altertum der Erde und der jetzigen Quartärzeit wegzu- 
denken. An solchen Beispielen erkennt man, was davon zu halten ist, 
wenn man Raum und Zeit einfach für ein Nichts erklärt oder von einer 
Raum-Zeit-Union realiter spricht, während sich Raum und Zeit als gänz- 
lich verschiedene Anschauungsformen de facto niemals vereinigen lassen 
und nur zum Zwecke von mathematisch-physikalischen Berechnungen 
iü rein praktischem Sinne vereinigt werden können, niemals aber realiter. 
Überdies hat der Raum drei Dimensionen, die Zeit nur eine und ist auch 
iü unserem Bewußtsein vorhanden, der Raum aber nicht. Dies hatte auch 
Balägyi bei seinem Begriff der Raum-Zeit-Union übersehen. 

13. Über die angebliche Änderung der Längen und Dimensionen 
der Körper ist wohl kaum ein Wort zu sagen. Lorentz hatte eine faktische 
Änderung angenommen auf Grund einer mißverständlichen Auffassung 
des Michelsonschen Versuches. Natürlich setze ich hier eine Kenntnis 
der Fakten voraus. — - Einstein begeht den Grundfehler, daß er die 
Länge von Körpern durch Zeitbestimmungen mißt. Die Erde würde, 
w enn sie sich mit Lichtgeschwindigkeit bewegte, nach der RTH zu einer 
absoluten Fläche werden, also als „Fläche 46 im Weltall herumkreisen — 
e hie unglaubliche Vorstellung — , und ihre kinetische Energie würde 
dennoch unendlich groß sein. Wehe, wenn ein Weltkörper mit dieser 

unendlicher Energie sich fort he wegenden Fläche zusammenstieße ! 
übrig ens würde die Länge eines sich mit Lichtgeschwindigkeit bewegenden 
Stabes gleich Null sein; er würde also einfach verschwinden. — Man 
kann eine solche Physik wohl als ein Märchen oder als Hexerei bezeichnen. 

67 


5 * 



14 . Die kinetische Energie der radioaktiven ^«Strahlen, welche die 
Lichtgeschwindigkeit fast erreichen, müßte fast unendlich groß sein und 
hinreichen, um das Weltall aus den Fugen zu heben — was nicht der Fall ist. 

15. Für den Begleitstern des Sirius errechnet Einstein das spezifische 
Gewicht 53000! Zwar logisch möglich! Aber wehe, wenn diese entsetz- 
liche Masse einmal auf die Erde fällt ! Die Schwere eines Menschen würde 
auf diesem Stern ungeheuerlich sein. 

16. Einsteins bekanntes Beispiel von dem in gleichförmig beschleunigter 
Bewegung nach oben fliegenden Kasten ist falsch und beweist nichts ; 
denn der Beobachter müßte sehr töricht sein, wenn er nicht aus indirekten 
Kriterien leicht erschließen könnte, was sich wirklich bewegt. Einstein 
setzt einen sehr harmlosen und physikalisch ganz ungebildeten Beob- 
achter voraus. 

17. Nach Einstein-Minkowski ist die Zeit eine vierte Dimension 
des Raumes. Ich wies schon auf die völlige Unmöglichkeit hin, Raum 
und Zeit realiter in dieser Weise zu vereinigen und dem Raum gar eine 
Z e i t dimension anzudichten • Der Raum hat mit seinen drei euklidischen 
Dimensionen schon genug und kann niemals etwas ganz Verschiedenes, 
ihm Heterogenes in sich aufnehmen, so wenig er etwa Eisen in sich auf- 
nehmen kann. Er verdaut es nicht (man verzeihe den Scherz !). 

18. Einstein konstruiert einen sphärischen Raum und lehrt die 
Endlichkeit der Zeit und des Raumes. Die Annahme der End- 
lichkeit der Zeit ist ein grober Denkirrtum, da die Zeit notwendig in 
das Unendliche verläuft, daher gern unter dem Bild einer geraden, 
unendlichen Linie vorgestellt wird, die sich niemals krümmt und nicht 
rückwärts läuft. Das Entsprechende gilt vice versa vom Raum, der drei 
ins Unendliche verlaufende Dimensionen, folglich keine Gestaltung hat, 
daher niemals sphärisch sein und sich nicht krümmen kann (vgl. These 6). 

19. Ein Mensch, der von einem Punkte im W eltall, ohne seine Richtung 
zu ändern, geradeaus läuft oder fliegt, müßte nach der RTH an denselben 
Punkt wieder zurückgelangen. Das ist nur auf der Erde der Fall und 
eine gänzlich falsche Verallgemeinerung irdischer Verhältnisse. Der 
unendliche Raum wird einfach als Spharoid betrachtet (s. These 6). 

20. Einstein verwechselt rein phoronomische und dynamische 
Bewegung. Eine dynamische Bewegung kennt er überhaupt nicht und 
leugnet damit, wie schon in These 5 gesagt ist, den Begriff der Kraft und 
damit auch den der Kausalität, da ohne Kraft kein kausales Verhältnis 
statthaben kann. Die Einsteinianer gehen darin zum Teil noch weiter, 
da sie auch keine Naturgesetze gelten lassen. — Gewisse Mathematiker 
erklären heute auch die mathematischen Definitionen für willkürlich, da 
sie fälschlich alle Definitionen für bloße Nominaldefinitionen halten, 
und der Neointuitionismus leugnet sogar infolge mißverständlicher 
Auffassung gewisser mathematischer Theoreme, z. B. der unendlichen 
Dualbrüche, den Satz des Widerspruchs. Hier wird mit dem Begriff 
des Unendlichen falsch spekuliert, der realiter gefaßt wird, während er 
nur die Negation des Endlichen ist. 

68 


21. Einstein leugnet den Einfluß gleichförmiger Kollektiv- 
Bewegungen auf die Sonderbewegungen eines Systems. Wenn 
dies richtig wäre, so würde z. B. die Erddrehung kernen Einfluß haben 
können auf den V erlauf der Passate, was aber der Fall ist. Die Abplattung 
der Erde würde unerklärlich sein oder in einer ganz unmöglichen Weise 
durch Gravitationskräfte erklärt werden müssen« 

22- Mit Recht sagt Palägyi in seiner Schrift „Neue Theorie des Raumes 
und der Zeit 66 , daß „das ganze Spielen mit den Transformationen eine 
gefährliche Tautologie ist, da sie dm Schein erweckt, als ob sie eine Demon- 
stration des Relativitätsprinzips enthielte, während sie nur das logisch- 
methodische Prinzip zum Ausdruck bringt, daß wir die absolute Gesetz- 
mäßigkeit einer Bewegung in Differentialgleichungen, die konkreten Ele- 
mente derselben hingegen in Integrationskonstanten dar stellen 64 , 

23. Einstein definiert den Raum als einen Inbegriff räumlicher 
Erfahrung — was eine Tautologie ist. Damit ist gar nichts gesagt 
oder gar bewiesen. Der Raum ist in Wirklichkeit die dreidimensionale 
Anschauungsform, in der wir die Dinge notwendig anschauen müssen. 
Die Zeit ist keine vierte Dimension des Raumes, sondern die Anschauungs- 
J°rm des inneren Sinns, wie Kant sagt, besser des Bewußtseins 1 ). 

24. Einstein läßt die geometrischen Eigenschaften des Raumes 
durch die Ma terie bedingt sein. In Wirklichkeit ist der Raum etwas der 
Materie Heterogenes und bedingt vielmehr, wie Kant richtig erkannt hatte, 
die Erfahrung der anschaulichen Welt, ist daher eine Ansch auungs form 
a priori. Das Verhältnis ist also ein gerade umgekehrtes. — Über die 
Verwechslung von Raum und Masse sowie die Verwechslung von Meß- 
raum und wirklichem Raum s. Thesen 2 und 3. 

25. E. J. Walter sagt in seinem Aufsatz „ET H und Philosophie 64 
m der „Zeitschrift der Naturforschenden Gesellschaft zu Zürich 66 2 ) mit 
Recht : „Der inhomogene, bucklige Raum Einsteins setzt eben rein be- 
grifflich schon den homogenen gedanklichen Raum Euklids voraus. 46 — * 
Das ist, nebenbei, bei allen vermeintlich neuen Raumanschauungen der 
uicht-euklidischen Geometrie der Fall, die nur andere Nominaldefini- 
tionen prägen, in Wirklichkeit aber immer auf der Euklidischen Raum- 
Anschauung notwendig bauen müssen. Ein Unfug ist auch alles Gerede 
von den sich angeblich im Unendlichen schneidenden Parallelen. Sie 
schneiden sich niemals und denken gar nicht daran, so wenig die gerade 
Linie daran denkt, in sich selbst zurückzukehren, oder der Raum, sich 

krümmen zu Ehren der RTH • Man sucht heute durchaus krampf- 
haft Neues und will alles Alte, wissenschaftlich Bewährte 

a ) Vgl. meine Abhandlungen : „Kritik einiger Grundbegriffe des transzendentalen 
Idealismus* % Archiv für systematische Philosophie 1908, 14. BdL, 3. Heft; „Unter- 
suchungen über die Raum-, Größen- und Zeitanschauung“, ebenda 1913, 19. Bd., 3. Heit; 
»»Zur Raumlehre Stumpfs und verwandten Theorien“, Archiv für Geschichte der Philo- 
sophie 1924 . 29 . Bd. 1 u. 2 . Heft, sowie mein Werk „Kritik des Erkennen*“, Carl Georgi, 
Bonn 1914 (L Au fl. vergriffen). 

2 ) 69. Jahrg„ 2. Heft, 1924. 


69 



umstoßen, um den Schein zu erwecken, als habe man neue 
große Entdeckungen gemacht. 

26. Der „absolut ruhende Raum“ Newtons soll nach den Behaup- 
tungen der Einsteinianer entbehrlich sein. In Wirklichkeit ruht der 
Raum stets und kann sich gar nicht bewegen, da er eine bloße Form, 
kein Körper ist. In Wirklichkeit gibt es nur diesen einen ruhenden Raum 
und in ihm Bewegungen von Massen, aber nicht eine Bewegung des 
Raumes selbst, was eine contra diet io in adjecto ist. 

27. Die Behauptung ist grundfalsch, daß alle Bewegung nur relativ 
sei. Aller relativen Bewegung liegt ein Absolutes zugrunde ; sonst könnte 
man überhaupt nicht von „relativ“ sprechen. Das ist ein grundlegender 
logischer Fehler der RTH. Diese setzt übrigens selbst überall absolute 
Werte voraus; z. B. spricht Einstein von der angeblichen „Konstanz der 
Lichtgeschwindigkeit“ , die, nebenbei, durch nichts bewiesen ist. 

28. Die Perihelbewegung des Merkur ist keineswegs bloß durch die 
RTH erklärbar, sondern es können z. B. interplanetare Massen da sein 
und sind es höchst wahrscheinlich . Die wissenschaftliche Menge, um diesen 
Ausdruck einmal zu gebrauchen, läßt sich durch solche angeblichen „Be- 
weise“ der RTH nur einlullen. Man sieht die schweren logischen Fehler 
der RTH nicht. 

29. Nach Einstein und den Einsteinianem setzt sich die Linie aus 
Punkten zusammen, die Linien und Flächen seien Zusammenlegungen 
von unendlich vielen Punkten — wieder ein sehr schwerer und auf der 
Hand liegender mathematischer Denkfehler, da unendlich viele mathe- 
matische Punkte noch niemals eine Linie, vollends nicht eine Fläche 
oder gar den dreidimensionalen Raum ergeben. 

Harry Schmidt, ein Einsteinianer, nennt z. B. den Zylinder ein ein- 
dimensionales Kontinuum ; da er sich angeblich aus lauter gleichen 
Kreisen zusammensetzt, nennt er ihn auch zweidimensional. — Man 
sieht, die Begriffe „eindimensional“ und „zweidimensional“ werden durch- 
einander gewürfelt, und die mathematischen Grundbegriffe werden ein- 
fach über den Haufen geworfen. Selbstverständlich ist der Zylinder drei- 
dimensional und setzt sich nicht aus Kreisen zusammen, da unendlich 
viele Kreise niemals einen Körper ergeben. 

30. Der Raum setzt sich nicht aus unendlich vielen Teilräumen 
zusammen, sondern kann nur mathematisch in Raumteile zerlegt werden. 
Es gibt aber keine physischen Raumteile, mit denen man hantieren 
könnte und aus denen er sich erst zusammensetzen soll. Vielmehr ist der 
Raum eine einheitliche Änsehauungsform, in kantischein Sinne 
a priori, d. h. vor der Erfahrung gegeben, welche ins Unendliche verläuft, 
und es gibt nur unendlich viele Körper, welche Raumteile einnehmen 
und darum bestimmte „Volumina“ haben. Überall findet man in der 
RTH eine völlige Umkehrung der tatsächlichen Verhältnisse. Selbst- 
verständlich ist der Begriff einer Raumzeit alogisch. 

31. Raum und Zeit sollen von der Masse abhängig sein bzw. durch 
die Materie bedingt sein. Hier liegt eine Verwechslung von Raum 



uad Masse vor (s. These 3 und 24). Dieser Irrtum geht auf Biemann 
znröet und ist einer der wenigen schweren Denkfehler dieses großen 
Mathematikers, der aber ungeahnte Felgen hatte. 

32. Was nach der RTH von der Welt übrig bleibt, sind Bezugs- 

mollusken. Die RTH führt zu einer Auflösung der Welt, da die 

Grundbegriffe des Raumes, der Zeit, der Kraft und der Kausalität aus- 
geschaltet werden. 

33. Durch die Einsteinsche RTH würde das Kausalgesetz auf- 
gehoben sein, da es nach ihr keine Kräfte im Weltall gäbe und keine 
dynamische Bewegung ; sogar der Begriff der Natur ges et zlichkeit 
würde damit lallen. Damit fiele die Welt in sich zusammen. 

t 34. Dali der Fizeausche und der Michelson sehe Versuch in Wirklich- 
keit nicht im Widerspruch miteinander stehen, sondern sich vereinen 
lassen, und daß beim Michelson sehen Versuch eine bisher nicht beachtete 
Fehlerquelle vorliegt, hat zuerst Erich Ruckhaber gezeigt in seiner vor- 
trefflichen Schrift „Die RTH widerlegt durch d as Widerspruchs- 
prinzip und die natürliche Erklärung des Michelson- Ver- 
suchs“ 1 ), Dieser hervorragende Forscher vereinigt in seltener Weise 
umfassende physikalische Kenntnisse mit scharfem logischen Denken und 
philosophischer Klarheit. 

35. Die Beobachtungen von Grebe in Bonn über die Rotverschie- 

1 1 O 

öung der Spektrallinien sind mit unvollkommenen, veralteten 

4 w JL * 

Apparaten gemacht worden, sind daher ganz unzuverlässig. Die Beobach- 
tungen über die Ablenkung der Lichtstrahlen am Sonnenrand 
ergaben viel zu kleine Werte und solche, welche dem Einfluß der Refrak- 
tion und Aberration entsprachen. Es liegen hier also ganz normale 
physikalische Ursachen vor und von den angeblich strikten „Beweisen 4 * 
fir die RTH ist keine Spur vorhanden. — Die ganze Theorie ergibt 
sieh uns als ein ungeheuerlicher Denkirrtum, der sich aus einer 
großen Masse von lauter schweren Denkfehlern zusammensetzt und bei 
einer ernsthaften Kritik, wie ich sie in gedrängtester Kürze gab, wie 
em Kartenhaus zusammenstürzt. 

Nachwort. 

Ich weise noch auf die ungeheuerlichen Irrtümer hin, die sich an die 
Riii. anschließen und mehr oder weniger Folgen derselben sind. Da soll 
2 * B. das Gesetz der Kausalität schwankend geworden sein, weil die 
kreisenden Elektronen ihre Energie in Quanten abgeben. Man kann die 
aus gestoßenen Energien der Elektronen nicht mit Sicherheit voraus - 
berechnen,* wobei »zu bemerken ist, daß hier noch alles Hypothese ist. 
Bas ist die einfache Tatsache. Daraus will man gleich folgern, daß auf 
eine gegebene Ursache die gleiche oder überhaupt eine Wirkung nur mit 
Wahrscheinlichkeit folgt. Wäre dies wirklich der Fall und läge nicht 
aur ein Mangel in der Beobachtung bzw. in der Theorie vor, so müßte die 

1 ) Siehe S. 49. 


71 



Weit notwendig längst zusammengefalien sein; denn es wäre dann z. B, 
keineswegs sicher, daß die Erde uns und alle Körper dauernd anzieht, 
und der Mond hätte z. B. längst „ohne Ursache“ auf die Erde fallen können, 
was er jetzt nicht tut, da das Gravitationsgesetz ihn bindet. Es könnte 
erwartet werden, daß ich z. B. „ohne Ursache 66 zum Sirius fliege, da es 
dann nicht sicher ist, daß die Erde mich dauernd anzieht. Diese Möglich- 
keiten sind notwendige Folgen jener Theorie, daß das Kausalgesetz nicht 
sicher ist und nur eine gewisse Wahrscheinlichkeit hat. Dies bezieht sich 
auch auf Reichenbachs Theorie, der in ähnlicher Weise die Kausalität und 
damit die I aturgesetzlichkeit aufhebt und mir eine gewisse W ahrschemhch- 
keit gelten lassen will. 

Ebenso abwegig ist die Axiomatik Hilberts, wonach die mathematischen 
und logischen Grundprinzipien nur Verabredungen sind, die man be- 
liebig treffen könne. Damit kann man natürlich alles machen und 
beliebige Definitionen aufstellen* Nur wird man bald erkennen, daß die 
Grundgesetze des Denkens nicht mit sich spaßen lassen. Man kann 
natürlich willkürliche Definitionen aufstellen ; sie werden sich aber sehr 
bald als unsinnig erweisen. Die wirklichen Axiome dagegen haben 
ewige Geltung und die mathematischen Lehrsätze haben apodiktische 
Gewißheit. Es ist ein unsinniges Gerede, daß die Parallelen sich im Un- 
endlichen schneiden sollen, daß die gerade Linie in sich selbst zurückkehre 
u. dgl. Auch die beliebte Demonstration : 0*5 — 0*3, also 5 — 3, ist ganz 
verfehlt. Es liegt hier einfach ein schwerer mathematischer Fehler vor, 
weil 0 keine eigentliche Zahl, sondern nur die Negation einer Zahl ist* 
Ebenso darf man den Wert co nicht realiter fassen, da er nur die Ne- 
gation des Endlichen ist. 

Kant hat längst gezeigt — und das ist eine seiner Hauptleistnngen — , 
daß die Mathematik und die mathematischen Naturwissenschaften apo- 
diktische Gewißheit haben. Heute aber stellt man willkürliche „De- 
finitionen^ und „Axiome" auf, erklärt alle Begriffe für relativ und will 
sogar das Gesetz der Kausalität, ja den logischen Satz des Wider- 
spruchs auf heben, auf dessen absoluter Geltung unser ganzes Denken 
beruht. Dies führt notwendig zum vollkommenen Nihilismus, zur Auf- 
hebung aller Wissenschaft. Das ist die wahre Bedeutung der „RTH 6 * 
und der angeblichen „Revolution in der N aturerkenntnis 4 6 , welche sie 
hervorgerufen hat. 

Ich bemerke endlich noch, daß bisher zwei geniale Satiren gegen 
die RTH geschrieben worden sind, die den allermeisten unbekannt sein 
dürften. Es ist die geniale Satire von Gilbert „Das Relativitätsprinzip 
— die jüngste Modenarrheit der Wissenschafe 661 ), und die vor- 
treffliche Satire von E . Ruckhaber „Relativia“ 2 ). Die Zeit ist hoffentlich 
nicht fern, wo man den ungeheuren Irrtum der Wissenschaft endlich als 
solchen erkannt hat. 

*) Siehe S. 76, 86 Zitate, Gilbert. 

a ) Siehe S. 49. 


72 



WEITERE 

GEGNER UND GEGENSCHRIFTEN 




Es ist natürlich ausgeschlossen, auch mir annähernd alle Stimmen zu 
erfassen, die ganze einschlägige Literatur zu erschöpfen, gar alle gelegent- 
lichen Äußerungen ausfindig zu machen — - so sehr es dem Zwecke gerade 
dieser Arbeit diente. Nach Möglichkeit sei im folgenden ein Überblick 

über die weiteren Gegner Einsteins und wenigstens einen Teil ihrer 
Schriften gegeben *) . 


Abraham, M. (Paris), 1. Theorie 
der Elektronen. Leipzig-Berlin 

1923, 2. Bd., S. 364, 386. 

2. Die neue Mechanik. Scientia 


XV, 1914; u. a 

Adlet» Er., Ortszeit, Systemzeit, 
Zonenzeit. Volksbuchhdlg.« Wien 
1920. 


Alliata, G. (Locarno), Verstand 
kontra Relativität. Leipzig 1922. 
Anderson, W. (Dorpat), Astro- 
nomische Nachr., 212 u. 214. 
Bai st er, W., Der Fehler in der 
Einsteinschen RTH. Hillmann, 
Leipzig 1928. 

E., Prof. (München), Welt- 
gebäude. S, 183 ff. 

Lecker, A., Prof. (Radiologisches 
Institut Heidelberg). 
Lenedicks, K., Prof, (Stockholm), 
ßergson, H., Prof. (Paris), Duree 
et simultaneite ä propos de ta 
theorie d Einstein. Paris 1921. 
Bottlinger, K. F., 1. Jahrb. Rad. 

«• Elektr., XVII, 1920. 
r~ 2. Astron. Nachr., 211, 1920. 
Bucherer, A.H., Die Planetenbew . . 

u * allg. Krit. d. Einsteinschen 

RTH. Röhrscheid, Bonn 1924. 
Budde, E., Prof. (Halle), 1. Kri- 
tisches zum Rel.-Pr. Verhandl. 
di Philos. Ges., XVI, 1914, 

2. Ber. d. Physik. Ges., 1919. 


Dennert, E., Prof. (Godesberg). 

Dingler, H., Prof, (München), 
1. Grundlagen d. Physik. 1919. 

— 2. Krit. Bemerkungen z. d. 
GrundL d. RTH. Leipzig 1921. 

— 3. RTH u. Ökonomieprinzip, 
Hirzel, 1922. 

— U. v. a. 

Drechsler, J., Grundwissenschaft- 
liches z. Einstein sehen RTH. 
Grund w., 2. Bd., 1921. 

Ehrenfest, P., Prof. (Leyden), 
Zur Krise d. Lichtätherhypo- 
these. Springer, 1913. 

Fricke, H., Reg.-Rat (Berlin), L 
Der Fehler in Einsteins RTH. 
Heckner, Wolfenbüttel 1920. 

— 2. Phvs. Zeitschrift, 1921, S. 636 
bis 639. 

— 3. Warum wir Einsteins RTH 
ab weisen müssen. Nya Dagligt 
Allehanda, übersetzt von Lothi- 
gius, Stockholm. 

Friedrichs, G,, Die falsche RTH 
Einsteins, Osnabrück 1920. 

Frischeisen-Köhler, M., Prof., 
Das Zeitproblem. Jahrb. f. Phil., 

1913. 

Gartelmann, H., 1. Zur Relativi- 
tätslehre. 1920. 

2. Wirkliche u. scheinbare Be- 
wegung. Ann. d, Phil., 1927, 
6. Bd., Heft 8. 


1 ) Zuaammengestellt von Df. R. W einmanfi. 


75 



Gawronsky, D., 1. Die RTH Ein- 
steins im Lichte d. Phil. Haupt, 
Bern 1924. 

— 2. Der physik. Gehalt d. spez. 
RTH. Engelhorn, Stuttgart 
1925. 

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78 



ZITATE AUS GEGENSCHRIFTEN 


Bearbeitet von Dr. R. Wein mann 



Aus der angeführten Literatur folgen einige Äußerungen, die - — * selbst- 
verständlich — beliebig zu vermehren waren. 

Dr. H. Fricke, a. a. 0. 3 

„Einsteins RTH hat wegen ihres Umsturzes unseres Raum- und Zeit- 
begriffes und wegen ihrer angeblichen Bestätigung durch die Beobach- 
tungen der Sonnenfinstemisexpedition großes Aufsehen erregt. Es haben 
sich in neuerer Zeit aber auch die Stimmen derer vermehrt, die die Theorie 
als vollständig absurd und logisch unhaltbar ablehnen. Es soll hier in 
möglichst einfacher und anschaulicher Weise die Streitfrage dargestellt 
und der Grundfehler Einsteins erörtert werden. 

Einstein hat seine mathematische Theorie auf zwei angebliche „Welt- 
postulate 45 * auf gebaut, von denen er behauptet, sie seien die „unabweis- 
bare Konsequenz 44 optischer Experimente. Das erste Postulat, das der 
Relativität, das der ganzen Theorie den Namen gegeben hat, ist das 
weniger angreifbare, sozusagen harmlosere. Es behauptet die Gleich- 
berechtigung verschieden schnell, aber gleichförmig bewegter Systeme. 
Wenn das Postulat auch vom Standpunkt des Physikers aus im höchsten 
Maße anfechtbar ist, weil es auf das Vorhandensein des Trägers der optischen 
Erscheinungen , des Lichtäthers, gar keine Rücksicht nimmt, so liegen 
doch wenigstens keine logischen Ein wände dagegen vor, so daß man es 
immerhin noch als eine zulässige Hypothese ansehen kann. W eit schlimmer 
steht es jedoch mit dem zweiten Postulat, das die Konstanz der Licht- 
geschwindigkeit relativ zu beliebig gleichförmig bewegten Beobachtern 
behauptet. Hier beginnt bereits der Konflikt mit der üblichen Logik. 

Von Einsteins Anhängern wird meist nur von einem „Prinzip der 
Konstanz der Lichtgeschwindigkeit *" 4 gesprochen, was physikalisch harmlos 
klingt und daher von den Kritikern leider vielfach unbedenklich hin- 
genommen worden ist. Erst durch die Betonung des Beobachter Stand- 
punktes wird der innere Widerspruch leichter erkennbar. Eine physika- 
lische Erscheinung, die allgemein als ob j ektiv und sozusagen greifbar 
angesehen wird, der Lichtstrahl, soll danach die merkwürdige Eigenschaft 
besitzen, relativ zu allen Beobachtern, auch wenn sie sich in ganz ent- 
gegengesetzten Richtungen gleichförmig bewegen, immer den gleichen 
Wert zu ergeben. Der Sinn dieser ungeheuerlichen Behauptung läßt sich 
’ leicht veranschaulichen. Ein W anderer wird einen Fluß so begleiten 
können, daß der Fluß relativ zu ihm (wenigstens angenähert) in Ruhe 
ist. Man versuche sich nun aber einen Fluß vorzustellen, der relativ zu 
zwei in ganz verschiedenen Richtungen bewegten Wanderern ruht! Und 
nun stelle m a n, sich eine große Menschenmenge vor, die am Ufer nach 
allen Seiten hin gleichförmig durcheinander strömt, und dazu einen Fluß, 

80 


der relativ zu jedem einzelnen Menschen ruht! Dieses Beispiel scheint 
mir Har zu beweisen, daß es sich bei Einsteins Postulat von der Konstanz 
der Lichtgeschwindigkeit relativ zu beliebig gleichförmig bewegten Beob- 
achtern nicht um eine erlaubte Hypothese, sondern um eine vollständige 
Begriffsanarehie handelt, die zur Erdrosselung aller Physik führen muß. 

Einstein leugnet den Gegensatz zwischen seiner F ormulierung und dem 
„gewöhnlichen gesunden Menschenverstände 6 * sowie der üblichen Logik 
auch gar nicht, behauptet aber, daß der Widerspruch bei Annahme einer 
verwickelten Abhängigkeit der Zeit von der Beobachterbewegung ver- 
schwinden würde. Man hat diese angeblich äußerst „geistreiche 66 Idee 
durch „Zwillinge deutlich zu machen gesucht, von denen der eine gleich 
nach seiner Geburt auf eine Reise geschickt, als Schulknabe heimkehrt, 
und seinen Bruder als Greis mit weißen Haaren wiederfindet, falls dieser 
nicht gar schon gestorben ist. Welcher Unsinn bei der folgerichtigen 
W eiterführung dieser Idee heraus kommt , hat Gehrcke in seiner Schrift 
„Die RTH, eine wissenschaftliche Massensuggestion 66 { V erlag Köhler, 
Leipzig) in sehr humorvoller Weise durch geführt. Da nach Einstein nämlich 
jeder der beiden Zwillinge infolge der Relativität aller Bewegung sich 
selbst für ruhend, seinen Bruder aber für bewegt hält, darf jeder den 
anderen für jung geblieben, sich selbst aber für gealtert oder gar bereits 
für — gestorben erklären. Gehrcke vergleicht die durch die RTH geschaffene 
Situation mit derjenigen, die Andersen in seinem Märchen „Des Kaisers 
neue Kleider 46 beschreibt, wo ein Gewand gewebt wird, das nur die- 
jenigen sehen können, die klug genug dazu sind, und wo schließlich alle 
bewundernd und staunend vor den leeren Webstühlen stehen. 

Nun behauptet Einstein, sein Prinzip sei die „unabweisbare Konse- 
quenz 46 der Beobachtungen. Auf welchen Grundlagen eine solche Be- 
hauptung beruht, vermag der Leser zu ermessen, wenn er erfährt, daß 
Messungen der Lichtgeschwindigkeit von in verschiedenen Richtungen 
bewegten Beobachtern auf der Erde noch gar nicht ausgeführt worden 
sind. Wo in dieser Richtung etwas unternommen worden ist, wie bei 
dem Versuch von Sagnac, hat sich das gerade Gegenteil von dem ergeben, 
was man nach Einstein vermuten mußte. Einstein stützt sich in Ermang- 
lung direkter Beobachtungen auf eine verwickelte Umdeutung kosmischer 
Versuche, die in dieser Hinsicht gar nichts beweisen. So behauptet er, 
die Versuche von Michels on und Fizeau sowie diejenigen über die Aberra- 
tion ständen in einem unlösbaren Widerspruch zueinander, obgleich sich 
alle diese Versuche zwanglos aufklären lassen, wenn man annimmt, der 
Träger der Lichtwellen, der Äther, verhielte sich so, als ob er an der Erd- 
bewegung teilnähme. (Vgl. hierzu Gehrckes Kontroverse mit Einstein, 
Verh. d. phys. Ges. 1918 und 1919; ferner Fricke, Vortrag in Jena 1921, 
Phys. Zeltsehr. S. 636 — 639 und „Der Fehler in Einsteins RTH' 6 , Wolfen* 
büttel, 1920.) 

Es mag an einem anschaulichen V ergleich aus der Akustik gezeigt 
werden, wie Erscheinungen nach Art der „Konstanz der Lichtgeschwindig- 
keit 44 Zustandekommen. Ein Beobachter, der den Schall einer bestimmten 


6 Einstein 


81 



Schallquelle einmal im Laboratorium oder bei Windstille im Freien, dann 
im geschlossenen fahrenden Eisenbahnwagen und endlich noch in einem 
vom Winde bald hierhin und bald dorthin getriebenen Freiballon unter- 
sucht^ wird trotz seines fast in allen Fällen verschiedenartigen Bewegungs- 
zustandes stets relativ zu sich eine „Konstanz der Schallgeschwindigkeit^ 
beobachten. Trotzdem ist es für jeden Physiker selbstverständlich, daß 
es ein „Weltpostulat von der Konstanz der Schallgeschwindigkeit relativ 
zu beliebig bewegten Beobachtern 1 " 6 nicht geben kann, daß vielmehr dem 
Bewegungszustande des Trägers der Schallwellen, der Luft, die entschei- 
dende Bedeutung zukommt. 

Es liegt auf der Hand, daß die seltsamen Vorstellungen Einsteins über 
die geheimnisvolle Abhängigkeit der Lichtgeschwindigkeit vom Beob- 
achterstandpunkt mit der Annahme eines objektiv nachweisbaren sub- 
stantiellen Äthers, der bisher die Grundlage für die systematische Auf- 
klärung der elektrischen und optischen Erscheinungen bildete, unvereinbar 
ist. Daher glauben die Theoretiker, die Einstein folgen, jeden Physiker, 
der noch an den alten Äther glaubt, als rückständig hinsteilen zu dürfen. 
Die Lebensarbeit der Physiker, die sich eine Aufklärung der Ätherphysik 
und ihre anschauliche Deutung zum Ziele gesetzt haben, wird von den 
Vertretern der Einstein sehen Richtung daher bei jeder Gelegenheit herab- 
gesetzt. Nicht Einstein ist der Angegriffene, sondern er selbst hat die 
logischen Grundlagen der Wissenschaft in so furchtbarer Weise an- 
gegriffen, daß es nur Notwehr ist, wenn die Physiker sich immer mehr 
gegen ihn zusammenschließen, um auch hier einen zeitgemäßen Kampf 
gegen die auf allen Gebieten drohend anwachsende Anarchie zu führen. 

Wie verhält es sich nun mit den angeblichen experimentellen Beweisen 
für die RTH ? Einstein hat zunächst eine Formel für die Ablenkung 
des Merkurperihels angegeben, die aus einer Verallgemeinerung seiner 
RTH folgen soll. Wie wenig eine solche spezielle Rechenformel für all- 
gemeine Theorien beweist, zeigt wohl am besten der Umstand, daß genau 
die gleiche Formel schon 18 Jahre vor Einstein von Gerber aus der Äther - 
physik abgeleitet worden ist. Weiterhin hat .Einstein die Ablenkung des 
Lichtstrahls durch das S ch werkraftf eld der Sonne als Beweis für die 
Richtigkeit seiner Theorie im Gegensatz zur Theorie von Newton hin- 
gestellt. Nun hat aber schon mehr als hundert Jahre vor Einstein der 
deutsche Gelehrte v. Soldner die gleiche Ablenkung des Lichtstrahls 
durch die Sonnenschwerkraft aus der Theorie von Newton berechnet ! 

Neuerdings hat vor allem Stjepan Mohorovicic, Zagreb, in der Natur- 
wiss. Wochenschrift 1922, Heit 11, S. 145 — 53, eine elementare Theorie 
der Gravitation entwickelt, bei der die Resultate Einsteins ganz ohne die 
Relativierung von Raum und Zeit abgeleitet werden. Einsteins Gravi- 
tationstheorie dürfte sich daher ganz unabhängig von der RTH mit dem 
unmöglichen Prinzip von der Konstanz der Lichtgeschwindigkeit be- 
gründen lassen. In der Tat hat Einstein in seiner Schwerkrafttheorie 
dieses Prinzip bereits eingeschränkt ; es soll nur noch für konstante Schwer- 
kraftsfelder gültig sein, soll aber beispielsweise auf der Erde gelten. Gerade 

82 



hier ist seine Geltung jedoch höchst unwahrscheinlich, auch fehlt hier 
bisher jede Nachprüfung. Das Prinzip verliert durch diese Einschränkung 
also nichts von seinen inneren Widersprüchen. Es bleibt daher nichts 
weiter übrig, als die unglückliche Idee vom Zusammenhang der Licht- 
geschwindigkeit mit dem Beobachterstandpunkt und die Zeitrelativierung 
überhaupt und damit alles das fallen zu lassen, was in Einsteins Theorie 
der üblichen Wissens chaftlichen Denkweise widersprach. Alles was Ein- 
stein als Beweis für seine Weltpostulate anfiihrt, läßt sich offenbar viel 
einfacher und natürlicher ohne die Raum-Zeitrelativierung erklären, so 
daß für den Umsturz des Raum- und Zeitbegriffs und die Abschaffung des 
Weltäthers auch nicht das geringste Beweismaterial übrig bleibt. u 

Br. S. Friedländer 1 ), a. a. 0. 

„Einstein ändert den Zeit-Begriff, ohne sich um die Zeit selber zu 
kümmern. Aber dadurch, daß ich seinen Begriff ändere, ändert sich 
kein Gegenstand“ (S. 30). „Bloß logischen Möglichkeiten wird unser 
lieber alter Raum mit aller Gewalt angedrillt, und so entsteht der ge- 
krümmte und obendrein n -dimensionale . . . . Dialektiker problemati- 
sieren die Euklidische Geometrie, die Gleichzeitigkeit selber, weil man 
gewisse Lichtstrahlen nicht zugleich wahrnimmt 44 (S. 31 f.). 

„Ist der Satz: „alles ist relativ“ auch nur von relativer Geltung ? 
Straft er seine eigene Behauptung Lügen?! Oder ist solche Dummheit 
wenigstens absolut ?“ (S. 33). 

„Man verwechselt heute den mathematischen F ormel vereinfacher mit 
einem Über-Newton“ (S. 34). 

„Einstein identifiziert dialektisch Mathematik und Kinetik. Der 
Physiker Einstein ist transzendentallogisch ungeschult. Empirismus und 
Relativismus verdecken urteilsschwach die durch Kant entdeckte, streng 
bewiesene Wahrheit, daß die Kraft des Intellekts über aller Sinnlichkeit 
und Natur steht.“ „Euklid und Kant sollten überwunden werden: 
um W ahrheit nicht, aber um „Überholungen, Überwindungen“ ist es 
ihnen zu tun. Von der RTH wird die ob j ektive Wirklichkeit beiseite 
geschoben ; sie interessiert sich nur für die Relation zum Beobachter und 
verwischt so den Unterschied zwischen Schein und Wirklichkeit. Mit 
, , vierdimensionaler Raumzeit“ hebt man weder Euklid noch Kant aus den 
Angeln. Man vereinigt die Messung der Zeit- und der Raumgrößen in 
einer einzigen F ormel, bildet sich aber ein, Zeit und Raum selber ver- 
mengt zu haben. Ohne Kants apriorische Elemente, die keineswegs 
relativ sind, kann man keine RTH zustande bringen“ (Sk 35 f.). 

„In Dinglers Angriff auf den naturwissenschaftlichen Mathematismus, 
Empirismus . . . sieht Marcus „eine Morgenröte der Wissenschaft“ . . . 
Unsere modernen Über-Kopemikusse und Üb er -Newtons, die Herren „Über- 
winder“ Euklids und der klassischen Mechanik maßregelt er gehörig’ 4 (S. 40). 

i) Trotz Eigenbeitrag von Friedländer (S. 8) seien von ihm, wie später von 
Kraus und Linke , noch einige bedeutsame Äußerungen angeführt. 


6 * 


83 



. . beiläufig ist es das Grundgebrechen der modernen relativisti- 
schen Physik, daß sie vermeint, ohne Dynamik auskommen zu können. 
Der puren Mathematik freilich kann es schließlich egal sein, ob man 
ptolemäisch oder kop er nikanis ch rechnet. Aber dynamisch bringt nur 
Kopemikus die wahre Lösung“ (S. 44). 

„Infolge mangelhafter erkenntniskritischer Schulung hat Einstein 
mathematisch brauchbare Fiktionen mit Realitäten verwechselt. Er 
behauptet z. B., gegen allen gesunden V erstand, daß man eine Schein- 
* bewegung nicht von einer dynamisch wirklichen Bewegung unterscheiden 
könne: — bewegt sich der Zug oder der Bahndamm ? Weshalb kann man 
denn den Bahndamm nicht auch wie den Zug durch Hebeldruck in Be- 
wegung setzen?!“ (S. 57). 

„Es ist leichter, auch sensationeller, den W ahrheitsbegriff skeptisch 
zu zersetzen, folglich auch moderner“ (S. 59). „Einstein ist nicht be- 
scheiden genug, bloß Physiker zu sein, der als solcher es nur mit der 
empirisch erfüllten Zeit zu tun hätte. Einstein gerät, ohne es zu merken, 
ins Philosophieren, und hierin ist er kein Meister wie Kant . . ohne 
die unrelative apriorische Zeit wurde die empirische keinen Moment lang 
bestehen können, denn die apriorische Zeit ist die Bedingung ihrer Dauer. 
Sie ist gar kein physikalischer Gegenstand, und der Physiker, der ihr 
zu Leibe geht, wird unbesehens zum Philosophen, und zwar zu einem sehr 
schlechten. . . . Setzt man keine gleichförmige leere Zeit voraus, so kann 
man materielle Vorgänge in Ansehung ihrer Zeitgröße überhaupt nicht 
mehr vergleichen. Wäre auch die leere Zeit relativ, so ginge der Charakter 
alles Maßes verloren. Mit der Einheit der Zeit wäre die des Intellekts, 
der Erfahrung, alle einheitliche Gesetzmäßigkeit aufgehoben. Ohne die 
gleichförmige leere Zeit wären die Relativitäten der erfüllten unfeststell- 
bar, folglich die RTH selber unmöglich. Ihr Hineinpfuschen in Kant, d. h. 
in die gesunde Urteilskraft bedeutet ihren eigenen Selbstmord“ (S. 64 f.). 

Professor M. Frischeisen- Köhler, a. a. 0. ? S. 162 ff. 

„Entscheidend ist . . daß . . . die Setzung und Anerkennung eines 
alle Erscheinungen umfassenden Raum-Zeitsystems unentbehrlich ist.“ 
„Läßt der Theoretiker vers chiedene Bezugssysteme gegeneinander in 
gleichförmiger Translation sich bewegen, läßt er gar von diesen Bezugs- 
systemen Lichtsignale hin- und hergehen, dann ist ersichtlich, wie er für 
diese verschiedenen Bezugssysteme ein sie umfassendes, gemeinsames, 
für sie also absolutes Bezugssystem voraussetzt. Folgert ex nun daraus, 
daß die Zeitbestimmungen der verschiedenen Beobachter in den ver- 
schiedenen Bezugssystemen voneinander differieren, so ist eine Behaup- 
tung über diese Differenz nur unter Zugrundelegung eines absoluten Be- 
zugssystems möglich. . . „In der Tat setzt die RTH ein einheitliches 
Bezugssystem in dem genauen Sinn von Newton und Kant in dem Raum 
voraus, in welchem die Bewegungen geschehen.“ . . Fordert man . . . 
eine absolute Freiheit der Projektion der Welt in Raum und Zeit, dann 

84 



schwindet jede Möglichkeit, aligemeingiiltige Aussagen über eine Mehrheit 
von Erfahrungen zu machen, dann hebt sich der Begriff des Naturgesetzes 
selber auf.* 6 „.Oie Forderung einer einheitlichen Auffassung der Erschei- 
nungen in einem Kausalzusammenhang schließt die Setzung eines sie 
umfassenden universellen Bezugssystems ein, das, wenn gewiß nicht 
selbst wahrnehmbar, erkenntnistheoretisch unentbehrlich ist. Dem ent- 
spricht, daß unsere theoretische Physik von den verschiedensten Seiten 
aus . , . einer „Absolut 4 * -Theorie entgegenstrebt. . . . Welche Bedeutung 
daher die Einstein sehe Zeitdefinition in rechnerischer Hinsicht bean- 
spruchen darf: in philosophischer Hinsicht dürfte sie, da sie nur auf 
einen Zeitinhalt, nicht auf die Zeit selbst geht, tatsächlich keinen grund- 
legenden Umsturz hervorrufen.“ „W enn es nach den Darlegungen Natorps 
scheinen mochte, als liefere die RTH eine Art von Bestätigung des 
transzendentalen Idealismus, wenn sie nach Pet zoldt die vollkommenste 
Bewährung des Positivismus bedeuten sollte, so kann nunmehr gefolgert 
werden, daß sie gegen alle Formen des Idealismus und Positivismus in- 
different ist. So wenig ein doch grundsätzlich möglicher positiver Aus- 
fall des Michelson sehen V ersuehes die absolute Bewegung oder die absolute 
Zeit als „existent 44 erwiesen hätte, so wenig beweist der negative Ausfall 
etwas gegen die Objektivität der einen Zeit im Sinne des kritischen 
Realismus. Die Entscheidung hierüber kann nicht durch Beobachtung 
und Experimente gewonnen werden/ 4 

Anm. d. Herausg. Bezeichnend ist, daß sogar der Einsteinianer E. R, IN eumann, 
vielleicht der klarste Interpret der RTH, za dem Resultat kommt: . . daß auch dieser 

Einstein sehen Theorie noch die Annahm e eines bevorzugten Raumzeitsystems zugrunde 
liegt, also die Annahme eines bestimmten ausgezeichneten Raum Systems und ebenso 
einer bestimmten ausgezeichneten Zeitrechnung. Wir können dafür sagen : Auch der 
Einstein sehen speziellen RTH liegt die Vorstellung eines absoluten Raumes und einer 
absoluten Zeit zugrunde.“ {„Vorlesungen zur Einführung in die RTH*', Fischer, Jena 1922, 
S. 55.) 

Professor E. Gehrcke, a. a. 0. 1 

„. , . Einstein hat . . . im Laufe der Zeit sehr verschiedene Ansichten 
gehabt und seinen Standpunkt mehrfach gewechselt* ... Es hätten die 
Schwankungen in der Auffassung Einsteins über eine so grundlegende Frage 
wie das Relativitätsprinzip eigentlich schon genügen können, um die Fach- 
welt stutzig zu machen und mit Skepsis gegen die RTH zu erfüllen" 6 (S.8 ff.). 

„Das Relativitätsprinzip, das in der RTH eine Rolle spielt, betrifft 
die Relativität von B e w e g u n g s Vorgängen. Sachlich gar nichts zu tun 
hat mit dieser Relativität der Bewegungen alles das, was in der Presse 
und auch zuweilen in Fachblättern sonst noch mit dem Wort Relativität 

gemeint wird. Daß „alles relativ 44 ist mit der theoretischen RTH . . . 

haben derartige Allgemeinheiten . . . nichts zu schaffen. Als bchlagwort, 
das auf die Massen wirkt, bei dem jeder glaubt, etwas ihm einigermaßen 
Bekanntes zu hören und bei dem auch kaum zwei an dasselbe denken, 
ist aber das „Relative 64 zur Einführung und zur Empfehlung der RTH 
vorzüglich geeignet 44 (S. 10f.). 


85 



„Die Relativierung von Raum und Zeit soll eine geistige Erneuerung 
und einen Wendepunkt in der menschlichen Denkweise bedeuten, 
demgegenüber die Taten von Kopernikus, Kepler und Newton ver- 
blassen. 

Die Relativierung von Raum und Zeit wird . . . als eine grundgelehrte 
Sache mathematisch eingekleidet vorgetragen, so daß vielfach der Nicht- 
mathematiker den Eindruck erhalten hat, er werde nie imstande sein, 
die Tiefe dieser weltstürzenden Gedanken je zu ermessen und zu begreifen. 
Und dabei ist kaum ein Gegenstand der ganzen RTH mit so wenig Auf- 
wand an gelehrten Ausdrücken und Formeln klar zu machen, als gerade 
dieser. . . . Die mathematischen Formeln geben uns ja auch nur Auf- 
schluß darüber, wie groß im einzelnen die erre ebneten Effekte sind, 
sie sagen jedoch nichts aus über den ihnen zugrunde liegenden Stand- 
punkt“ (S. 11 f.). 

„Wenn man den „Zeitbegriff relativiert" % so zerstört man die Idee der 
einen, allgemeinen, objektiven Natur.“ Es entsteht „der Standpunkt 
eines physikalischen Solipsismus“. „Die RTH führt ... zu einem alten, 
abgelebten, skeptischen Standpunkt. Das ist die „neue Revolution des 
modernen Denkens“ . . .“ (S. 16 ff.). 

L. Gilbert, a. a. O. 

„Die meisten Leute, die davon vom neuen Relativitätsprinzip, d. h. 
der RTH] sprechen, wissen nach ihrem eigenen Geständnis nichts Sicheres 
darüber, aber sie „glauben“, daß dahinter irgend etwas phänomenal Tief- 
sinniges stecken müsse 44 „macht sich eine leichtsinnige Scheingläubig- 

keit geltend, die jede Logik verhöhnt und die Leistungen der größten 
Geister der Vergangenheit auf dem Gebiete der Mechanik und Physik 
negiert und durch Phantasmen ersetzt. . . . Infolgedessen arbeitet sich die 
Physik der letzten Jahrzehnte theoretisch immer mehr in ein Labyrinth 
hinein, dessen in der Geschichte berühmteste Sackgasse das Relativitäts- 
prinzip werden dürfte 64 (S. 9f.). 

„Das Unverstandene ist von jeher das größte . . . Mysterium gewesen, 
dem die Menschheit sich beugte. Wollt Ihr Erfolg haben, seid dunkel ! 
Seid unverständlich ! Zumal für Naturforscher ! Besonders für exakte! 
Und am allermeisten für mathematische ! Unsere Mathematiker haben 
von jeher den Trieb gehabt, ihre . . . Schnörkel, die erst durch Denker 
Sinn, Inhalt und Gewicht bekommen, für heilige Kabbalazeichen zu 
halten, in denen göttliche Zaubersprüche wohnen. Sie werden darin . . . 
unterstützt durch ihren Geist, der rein formal funktioniert, und dem 
jedes Verständnis für die ebenso einfachen wie großen Zusammenhänge 
der Natur abgeht“ (S. 68 f.). 

„Die Gleichzeitigkeit des Geschehens, jenes gewaltige Kon- 
trollgesetz, das uns allein noch ein Denken, ein Vergleichen, 
em Prüfen, ein Erkennen möglich macht — das Gesetz von der 
absoluten Gleichzeitigkeit des unendlich kleinen Differen- 

86 



tials des Augenblicks , der haarscharf die Vergangenheit von der Zu- 
kunft scheidet, und den wir die Gegenwart nennen — dieses eherne Ver- 
nunftgesetz hebt ein übermütiger Professor unter dem Jubel anderer 
Professoren einfach auf! 66 . . . „Das Jetzt ist jetzt (und das Hier ist hier) . 
Dies bleibt unantastbar, das einzige, das Erzabsolute, auf dem wir 
bauen können : Das Hier im Augenblick des Jetzt! . . . Der Schiffskapitän 
nimmt einen exaktgehenden Chronometer auf die Fahrt mit und kon- 
statiert es (das Jetzt) auf dem ganzen Erdenrund. Er wäre ein absoluter 
Esel, wenn er statt dessen die Einsteins che Lichttelegraphie benutzte. 66 
„Nur die „Gleichzeitigkeit an sich 66 mehrerer Ereignisse ist das 
Zweifellose, ist der Fixpunkt des Denkens, der Physik, der Mechanik, ist 
das einzig Absolute, . . . ist der einzige stählerne Anhaltspunkt im rastlos 
gärenden Wirbel, im Chaos des Geschehens, das wir Welt nennen 66 

(S. 70£). 

„Jede Fortpflanzungsgeschwindigkeit, also jeder Strahl, wie z. B. der 
des Li chtes, findet in einem Medium statt. . . . besitzt das Medium eine 
gewisse Bewegung . . . und Richtung im Weltall, so macht der Strahl . . . 
auch diese mit; er befindet sich gleichsam in einem Fahrzeug, auf dem 
er mitfährt. . . . Also das Ergebnis des Michelson sehen Experimentes ist — 
was Hertz schon lange vermutete — ganz einfach und selbstverständlich. . . . 
Das ist eben der größte Fehler der Herren : Sie ignorieren eine Selbst- 
verständlichkeit, um eine Ungeheuerlichkeit erfinden zu dürfen 6 (S. 84 f,). 
„Einsteins Prinzip von der Konstanz der Lichtgeschwindigkeit 
(bringt) die physikalische Erscheinung des Lichts in gesetzmäßige 
Abhängigkeit ... zu einem aphysikalischen abstrakten Gedanken ding, 
einem völlig leeren Koordinatensystem, das jeder irgendwie denkbaren 
physikalischen Eigenschaft entkleidet ist. . . „Die Einsteinsche Kon- 
stanz kann demnach nur jene F ormelmenschen dauernd befriedigen, die 
unfähig sind, einen größeren Komplex von Naturerscheinungen zu über- 
sehen und die verschiedenen Formen des Weltwirkens in solidarischen Zu- 
sammenhang zu bringen ; nur jene, für die „Koordinatensystem 66 , „"V ek- 
tor 6fc Fetische sind. . . . Die höhere Mathematik wird zum Fetischismus 
der modernen Physik 66 (S. 106 ff.). 

„Setzt man „ . . für die Geschwindigkeit c den Wert Unendlich ein, 
so erhält man den alten, klassischen, richtigen N ewtonschen Relativität s- 
satz. Was bedeutet es nun, wenn wir c gleich Unendlich setzen ? Das 
bedeutet, daß bei der Zeitverfälschung ein Wert c eingeschmuggelt wurde, 
der scheinbar die Geschwindigkeit des Lichtes, in Wirklichkeit aber 
eine Ausbreitungsgeschwindigkeit der Zeit vortäuscht. Durch die 
Formeln entsteht, allen Relativisten unbewußt, das aphvsikalisehe Wunder, 

C 2f 

als ob der Augenblick sich mit der Geschwindigkeit d im Welt- 

raum fortpflanzen würde. Dadurch tritt das Kuriosum ein, daß die Aus- 
breitungsgeschwindigkeit der Zeit abhängig wird von der translatorischen 
Geschwindigkeit a der Erde, wie aller Körper überhaupt (S. 113f.)« 

87 



„Ein Ding kann nicht sich selbst ungleich sein, das ist der erste Satz 
der Logik. Ein Strahl kann nicht zu zwei gegeneinander bewegten Körpern 
oder Koordinatensystemen oder gar zu unendlich vielen eine und dieselbe 
Relativgeschwindigkeit haben. Denn dann würde der Strahl gleichzeitig 
zwei oder viele verschiedene Geschwindigkeiten besitzen. Wer das nicht 
einsieht, dem ist nicht zu helfen 6 6 (S. 121). 

„Summa Summarum : Die Lor en tz -Eins te in -Minko wskisehe „Ent- 
deckung 46 ist eine Irrwis chlehre . . • . Sie schlägt dem alten, berühmten 
Relativitätssatz Newtons - Galileis kühn und freudig ins Gesicht. . . . be- 
deutet die in , ,hoch wis senschaftliche“ Form gebrachte Genialität des 
Aberwitzes 46 (S. 123). 

A. Kirschmann, a. a. 0. 

Dem „Begriff der Relativität haftet seit alters her eine gewisse 
neblige Unbestimmtheit an, von der auch die neueste Phase seiner Ent- 
wicklung, die Einstein sehe RTH, von der das Gros der Menschheit bereits 
so zu sprechen beginnt, als ob Einstein „die Relativität erfunden 44 habe, 
keineswegs frei ist. 44 

„Wenn man die Relativität auf alles an wendet, wenn dem Relativen 
überhaupt nichts Absolutes gegenübergestellt werden kann, dann begeht 
eine solche relativistische Philosophie — gerade wie die der radikalen 
Skepsis - — Selbstmord im Augenblicke ihrer Geburt. Wenn alles relativ ist, 
dann ist der Begriff der Relativität zum mindesten völlig überflüssig 4 4 ( S.58f.). 

„Es kann keine Maximalgrößen geben. Die Einstein sehe Theorie 
nimmt aber an, daß dies für die Geschwindigkeit nicht zutreffe. Sie 
setzt eine Maximalgröße der Geschwindigkeit, die Lichtgeschwindigkeit 
fest. Sie negiert damit das Relativitätsprinzip als ein allgemeines Grund- 
gesetz, das keine Ausnahme zuläßt. Nun ist aber gerade die Geschwindig- 
keit von allen Größen diejenige, die der Relativität am meisten bedarf. 
Der Gedanke einer Höchstgeschwindigkeit verträgt sich nicht mit dem der 
Relativität der Bewegung 44 (S. 72). 

Professor 0. Kraus, a. a. 0. 5 und 7 

„Die Einstein sehe spezielle RTH ist keine physikalische Theorie, 
sie ist eine mit Hilfe von Absurditäten (mathematischen Fiktionen) ge- 
löstes Rechenbeispiel“ (5, S. 341). 

„Sie (Einstein) verlangen, daß bei einem Vergleiche einer Ge- 
schwindigkeit mit jeder anderen beliebig großen Geschwindigkeit sich 
stets dieselbe Größe, stets dasselbe V exgleicbsresultat, stets derselbe Ge- 
schwindigkeit sunt erschied, nämlich 300000 km/sec ergebe ! Was Sie da 
■ aussprechen, ist ja nicht nur kein Naturgesetz, sondern es ist eine von 
Grund aus absurde, d. h. a priori unmögliche Forderung, die Sie an die 
Natur stellen. • . . Wenn ich sage, Ihr Invarianzpostulat sei logisch un- 
erfüllbar, so meine ich, daß nichts in der Wirklichkeit ihm entsprechen 

88 



kann und alles, was aus ihm logisch gefolgert wird, nur in Gedanken bzw. 
auf dem Papier feststehen kann, als Folgerung aus einer absurden Prä- 
misse/* „Das Gebäude der speziellen RTH ist nichts anderes als das 
Gefüge aller mathematischen Deduktionen, die sich aus dem — in sieh 
absurden — Invarianzpostulat der Lichtgeschwindigkeit folgern lassen . . 
es ist und bleibt eine Deduktion aus unmöglichen Prämissen, eine mathe- 
matische Begriffsdichtung / 6 

„Die Unveränderlichkeit der Vergleichsgrundlagen gilt . . . 
allgemein als selbstverständlich für die Fixierung des Be- 
griffes der Messung. Es gehört zur Definition der Messung, 
daß die Maßeinheit unveränderlich gedacht wird 44 (7, S. 29 ff.). 

Die „gedanklichen Absurditäten . . . beginnen mit den ersten Worten 
der RTH und steigern sich mit jeder ihrer Stufen. . . . Die RTH ist besten- 
falls eine einwandfrei gelöste Rechenaufgabe : wie muß sich in der 
„M essung“, d. h. Rechnung, die Maßeinheit von Zeit und Raum 
gestalten, um die Lichtgeschwindigkeit als invariant zu ergeben?... 
Die Sache läuft auf eine Abänderung des Begriffes der Maßeinheit hinaus. . . .“ 

„Es ist . . . die mit philosophischer Verständnislosigkeit gepaarte 
Überhebung, die in den philosophischen Äußerungen der meisten Rela- 
tivisten liegt, die mich empört. Es ist das alles bisher übliche Maß der 
Reklame übersteigende Gebaren eines großen Teiles der Tages- und 
Fachpresse, das die Gemüter verwirrt. ... Es ist der Umstand, daß 
jeder Quark, der für die Theorie zu sein scheint, von den Relativisten 
mit freundlicher Gebärde begrüßt wird und von Herrn Einstein Vorreden 
erhält!!!, während eine ernste Kritik mißhandelt wird. 4 " 

„Der Zusammenbruch der Theorie ist unvermeidlich“ {7, S. 91 ff.). 

Dr. J. Kremer, a. a. 0. I, 2 und 3 

„Die „Zeitrelativität 44 überbietet alles Vorhergehende. Mit 
dem Begriffe der Gleichzeitigkeit wird der Begriff der Gegenwart er- 
schüttert, die Allgegenwart der Weltunendlichkeit versinkt und zer- 
splittert in lauter einzel-subjektive Momente ohne gemeinsames Band.“ 
„. • • es ist . . • das — - wenngleich unbeabsichtigte — - Verdienst der „RTH“, 
die Absurdität eines „absoluten Relativismus 46 bis zur Selbst Wider- 
legung überspannt zu haben 44 (1, S. 57). 

„Es weiß ja noch heute auch von den Anhängern Einsteins selbst 
keiner zu sagen, worin eigentlich das gesicherte Ergebnis der E instein - 
sehen RTH besteht. Nach dem einen ist sie eine physikalische, nach 
anderen (z. B. dem Einsteinianer H, Reichenbach) eine philosophische 
Theorie, nach Einstein ist sie keines von beiden, sondern rein phäno- 
menologisch“. 

„Ich weiß nicht, ob in der Geschichte der Wissenschaften ein ähnlicher 
Fall von Massensuggestion und Irreführung ernster Gelehrter in einem 
kaum für möglich zu haltenden Maßstabe vorgekommen ist. Es scheint 
unfaßbar, wie Mathematiker, Physiker, Philosophen, ja vernünftige 

89 



Menschen überhaupt sich derartiges auch nur vorübergehend einreden 
lassen konnten. * . .“ (aus 2). 

„Es gibt so viele , Relativitätstheorien* als verschiedene V ersuche, 
die Einst einthe orie zu , verstehen 4 , denn ein Unsinn läßt sich nicht 
verstehen. Das ist auch das Geheimnis, welches den gegenseitigen 
Vorwürfen des .Nichtverstehens 4 der Einstein -Theorie unter Physikern 
und Philosophen zugrundeliegt.“ 

„Es ist ungehörig, zwischen „physikalischer 46 und „philosophischer 4, 
W ahrheit zu unterscheiden, um der Einstein-Theorie ein Plätzchen inner- 
halb der für Fachphysiker reservierten , , physikalischen“ Wahrheit zu 
sichern. Es bedarf keiner Philosophie, um einen Widersinn als solchen 
zu erkennen und zu verwerfen, sondern nur eines gesunden V erstän- 
de b ... .“ „Daß „alle Messungen relativ** sind, bedeutet, daß jede ge- 
messene Länge ein Vielfaches einer zwar willkürlich wählbaren, aber 
unveränderlichen Maßeinheit ist, also etwas ganz anderes als die 
Einstein sehe Veränderung der gewählten Maßeinheit als „Folge“ 
einer willkürlichen, in Gedanken erfolgenden Wahl des Bezugssystems 
durch den Physiker, durch welche die ganze Maturordnung der Willkür 
des positivistischen Physikers ausgeliefert wird. . . (aus 3). 

Professor P. Lenard und F. Schmidt, a. a. 0. 1 und 2 

„Man lasse nun den gedachten Eisenbahnzug eine deutlich ungleich- 
förmige Bewegung machen. Wenn hierbei durch Trägheit s Wirkung alles 
im Zuge zu Trümmern geht, während draußen alles unbeschädigt bleibt, 
so wird, meine ich, kein gesunder Verstand einen anderen Schluß 
ziehen wollen, als den, daß es eben der Zug war, der mit Ruck seine Be- 
wegung geändert hat, und nicht die Umgebung. 66 

„Denn wir wollen als N aturf ors eher nicht die mathematische Zu- 
lässigkeit oder Zweckmäßigkeit von Koordinatenwahlen untersuchen, 
sondern wir wollen zu widerspruchsfreier Abbildung der Wirklichkeit 
gelangen, und hierbei sind zwei Koordinatensysteme, von denen das eine 
zu Überlichtgeschwindigkeiten materieller Körper führt [ — Erdrotation — ] , 
das andere aber nicht, keineswegs gleichwertig 66 (1, S. 15). 

. . man wird zu geben müssen, daß Geschmack an Denkschwierig- 
keiten, die durch die Natur der Dinge nicht aufdiktiert sind, für wider- 
natürlich gehalten werden darf 64 (1, S. 21). 

„Wir nehmen einen Uräthei an, der überall ist und der an der Be- 
wegung der Erde nicht teilnimmt, während die Erde, wie jedes Stück 
Materie, ihren eigenen Äther hat, der mit verwaschener Begrenzung sie 
umgibt und mit ihr sich bewegt. . . . Die Lichtfortp flanzung erfolgt immer 
mit der Geschwindigkeit 3 * 1Ö 10 cm/ sec und zwar stets relativ zum Äther, 
in welchem das Licht läuft.“ (Auf Grund dieser Hypothese zwanglose 
Erklärung des Michelson- Versuches — - auch mit Fixsternlicht — , der 
Aberration, der Lichtwegkrümmung, der C. Miller sehen Versuche in 
großer Erdhöhe.) (2, S. 81 ff.) 

90 



Professor P. F. Linke, a. a. 0. 

„Daß » . . diese (die „Weltanschauungs-“) Seite (der RTH) sehr ernst 
zu nehmenden Einwänden ausgesetzt ist, gibt heute wohl jeder zu, der 
sieh hier ehrlich um eine andere Einstellung bemüht als die — leider sehr 
verbreitete — der bloßen kritiklosen Bewunderung 66 (S. 399). „Nichts 
ist verfehlter als Einsteins sog. Relativierung des Zeitbegriffs als eine 
erkenntnis theoretische Leistung anzusprechen 66 (S. 407). „In Wahr- 
heit ist die physikalische und philosophische Zeit so eng verwandt wie 
nur möglich : der Idee nach sind beide dasselbe. . . . Keine empirische 
Zeitstrecke kann als Zeit strecke anders „verfließen 66 als die ideelle 
Zeit. ... In alledem liegt die Unmöglichkeit, hinsichtlich der Zeit von 
einer verschieden großen Ahlaufsgeschwindigkcit zu sprechen. Das führt 
in jeder Hinsicht auf Widersinn. Denn wie will man die Geschwindigkeit 
anders bestimmen als eben wieder mit Hilfe der Zeit ? Man wird also auf 
einen Circulus vitiosus geführt. Damit ist natürlich die Relativität der 
Gleichzeitigkeit unmöglich gemacht. Denn wenn die Zeit überall und 
immer gleichartig ist und es folglich keine verschiedenen „ Systemzeiten 66 
gibt, müssen alle zeitlichen Distanzen in allen Bezugssystemen dieselben 
bleiben : was hinsichtlich des einen gleichzeitig ist, kann nicht hinsicht- 
lich des anderen zeitlich auseinandergezerrt sein. Natürlich kann das 
für A Gleichzeitige von B als ungleichzeitig bestimmt, gemessen werden. 
Dann ist aber nur eine dieser Bestimmungen richtig, die andere not- 
wendig falsch . Die Möglichkeit einer Verschiedenartigkeit des Zeit verlauf es 
selber hat damit nichts zu tun. Sie muß auf Grund der Lehre von der 
Homogeneität der Zeit abgelehnt werden^ (S, 436 ff.). 

Professor F. LipsiuS , a. a. O. 1 und 2 

„Aufgabe der Philosophie ist es . . ., durch den Begriff wieder zur 
Anschauung zurückzuführen. Die abstrakt -objektive Betrachtung kann 
nicht die letzte Lösung des Welträtsels sein, die Wirklichkeit ist mehr als 
Allgemeinbegriff oder mathematische Formel. Alle objektive Erkenntnis 
ist also relativ ; aber auch die Naturwissenschaft darf nicht vergessen, 
daß das Absolute jederzeit die Voraus se t zung des Relativen bleibt. . . V 
„Der radikale Relativismus . . . erweist sich als eine zweischneidige Waffe. 
Er verlangt von uns entweder, daß wir Entgegengesetztes gleichzeitig für 
wahr halten sollen, stößt also den Satz des Widerspruches um, oder er 
erklärt . . . dem Satze vom Grunde den Krieg! 66 (1, S. 444 f.). 

... . . auch der Freund der RTH müßte eigentlich zu geben, daß eine 
Rechnung vollkommen richtig durch geführt sein kann, während doch 
der Ansatz, auf dem sie beruht, falsch ist. Und die Widersprüche, die 
Kraus und andere in der Lehre Einsteins finden, stecken ausschließlich 
in den Voraussetzungen . . . Die „Schönheit 46 eines Formelsystems ist 
niemals ein Beweis für seine Geltung in der Wirklichkeit . * . freilich 
scheinen manche Mathematiker zu vergessen, daß ihren Gleichungen ein 
Sinn innewohnen muß, der sich auch unabhängig von der Symbolik der 

91 



Tensoranalysis in Worten sollte ansdrücken lassen. Gilt dies auch nicht 
für den ganzen Weg, den die Rechnung durchlauft, so doch unbedingt für 
ihren Ausgangs- und ihren Zielpunkt. . . . Ein absurdes Ergebnis . . . wird 
. . . auch durch die eleganteste Formel nicht schmackhafter werden 64 

(2, S. 5f.). 

„Einsteins Grundgedanke (ist) in sich widerspruchsvoll und darum 
unmöglich. Denn das fremde System gehört zweifellos zu meiner eigenen 
Raum- und Zeitwelt, weil ich anderenfalls seine Lageänderung überhaupt 
nicht auf meine Welt beziehen könnte, und die Behauptung ist absurd, 
daß in meinem Raume und in meiner Zeit ein anderer Raum und eine 
andere Zeit ihr Wesen treiben. . . . Die Maßstab Verkürzung ist weder ein 
optisches noch überhaupt ein sinnliches Phänomen, sondern das Ergebnis 
einer bloßen Korrektionsrechnung* 6 (S. 13). 

„Hier [im Prinzip der Konstanz der Lichtgeschwindigkeit] haben wir 
das berühmte Hexeneinmaleins der Relativisten : Lichtgeschwindigkeit 
weniger Systemgeschwindigkeit ist gleich Lichtgeschwindigkeit ! Nach 
derselben Logik müßte offenbar auch die Schallgeschwindigkeit überall 
die gleiche sein, oder man könnte behaupten, die Geschwindigkeit des 
Kranichfluges sei immer die nämliche. . . . Besitzen doch die Vögel eine 
nach Arten verschiedene durchschnittliche Fluggeschwindigkeit, deren 
Große , ,naturgese tzlich* bestimmt ist. Aber alle diese Geschwindigkeits - 
bestimmungen haben nach dem echten Rela ti vit äts s atze nur Sinn, wenn 
man das Bezugssystem angibt. Einstein dagegen macht — eine selt- 
same Gedankenverwirrung — aus einer Relativgeschwindigkeit ein 
„Naturgesetz 66 und mißbraucht so den Gesetzesbegriff, während er gleich- 
zeitig das klassische Relativitätsprinzip , anstatt es, wie er meint, zu ver- 
bessern und zu ergänzen, verfälscht und von Grund aus verdirbt 66 (S. 16£). 

Einsteins „Lehre enthüllt sich . . . als eine rein mathematisch-formale 
Theorie, die, weit entfernt, uns den Ausblick auf ein neues naturphilo- 
sophisches Weltbild zu eröffnen, lediglich Ausdruck des gegenwärtigen 
unbefriedigenden Standes der Wissenschaft ist. Sie ist eine innerlich 
widerspruchsvolle Vermittlungshypothese ohne die Kraft zu wirklicher 
Neuschöpfung 46 (S. 18). 

„Der . . . innere logische Widerspruch in den Voraussetzungen der 
Theorie wird verdeckt und sozusagen mathematisch unschädlich gemacht 
durch die Relativierung des Raumes und der Zeit . . . Der in der Relati- 
vierung von Raum und Zeit enthaltene Widerspruch . . . besteht in dem 
Satze, daß Raum und Zeit vom Bewegungszustande des Beobachters 
abhängig seien. Nun ist es aber ohne allen Zweifel die Bewegung, die 
ihrerseits Raum und Zeit voraussetzt ! . . . Diese Lehre von der Verkürzung 
des Raumes und der Dehnung des Zeitverlaufes ist wirklich eine erkenntnis- 
theoretische Ungeheuerlichkeit . Denn nicht die leere Zeit- oder Raum- 
form kann sich strecken oder zusamme nzi ehen, sondern allein dem Raum- 
und Zeitinhalte kann derartiges widerfahren“ (S. 19 £.). 

„Was nicht meßbar ist, das ist nach Einstein auch nicht vorhanden. . . . 
Aber die Gefahr liegt nahe, daß man auch da von [diesem Grundsatz ] 

91 



Gebrauch macht, wo nur die tatsächliche Beschränktheit unserer Hilfs- 
mittel, also kein theoretisches, sondern nur ein technisches Hindernis den 
Weg zur Erkenntnis versperrt» Der RTH kann der Vorwurf, sich einer 
solchen Verwechslung schuldig zu machen, nicht erspart bleiben 4 * (S. 24£). 

. . Die spezielle [RTH] ist schlechterdings ein Irrweg. 44 „Es ist wirklich 
auch für den, der den Sinn der Theorie erfaßt hat, wegen der unnatürlichen 
Gedanken Verrenkungen, die sie uns zumutet, nicht immer ganz leicht, ihren 
Sinn auch unmißverständlich wiederzugeben 44 (S. 27). ,, Gleichzeitigkeit 
läßt sich „überhaupt nicht definieren 44 , denn sie ist eine unmittelbar mit 
unserem Zeitbewußtsein gesetzte Tatsache. 44 ” . . . „Die Welt, in der wir 
leben und arbeiten, ist nur eine einzige, deren Geschehnisse wir darum 
auch gedanklich einem einzigen Zeitverlaufe einordnen müssen 44 (S. 30 f.). 

„. . . auch der Streit um die experimentellen Grundlagen . . . ist noch 
nicht endgültig geschlichtet. . . . Die bisherige experimentelle Basis ist 
viel zu schmal, um auf ihr ein naturphilosophisches Gebäude gleich dem 
Einstein sehen zu errichten ! 44 (S. 36). 

„Trägheit und Schwere lassen sich nur vertauschen, solange man 
homogene Gravitationsfelder in Rechnung zieht. Ein absolut homogenes 
Gravitationsfeld aber ist ein bloßes Gedankending. . . . Der Mann im 
Kasten besitzt . . . prinzipiell sehr wohl die Möglichkeit, durch passend 
anges teilte Experimente festzustellen, ob sein Beobachtungsraum in 
einem Schwerefeld frei aufgehängt oder, der scheinbaren Fallrichtung ent- 
gegengesetzt, von einer unbekannten Kraft fort ge zogen wird 44 (S. 115). 

„Die Naturwissenschaft hat . . . nicht nur die Aufgabe, die Erschei- 
nungen rechnerisch zu bewältigen, sie soll uns auch eine befriedigende 
Gesamtanschauung der in Raum und Zeit aus gebreiteten Wirklichkeit 
bieten. Die RTH gibt uns dagegen zahllose, scheinbar einander gleich- 
berechtigte Weltbilder/ 4 „. . . Die allgemeine RTH . . . für unser natur- 
wissenschaftliches W eltbild ohne Bedeutung . . . hat nur den Wert einer 
interessanten mathematischen Spekulation und steht darum, physi- 
kalisch betrachtet, jenseits von wahr und falsch 46 (S. 117). 

„Die schrittweise Auflösung des Erscheinungskomplexes [bewegter 
Zug — Erde] verlangt, daß wir die Ruhe oder Bewegung des Zuges zu- 
nächst auf die Erde und nicht auf ein beheb ig gewähltes anderes Koordi- 
natensystem beziehen. Das ist der in dynamischer Beziehung völlig ein- 
deutige Sachverhalt, den wir durch keine willkürliche „ Standpunkts - 
Verlegung 44 ändern — sondern höchstens verfälschen können. 44 „Ein- 
steins Verschmelzung von Gravitation und Trägheit bietet uns zwar dafür 
eine neue Einheit an, aber der Verlust dürfte in diesem Falle größer sein 
als der zu erwartende Gewinn 44 (S. 120). 

„So [Widersprüche zwischen den Interpreten Einsteins : Wintemitz, 
Schlick, Thirring] hegen die Bauleute der RTH schon miteinander im 
Streite, wo es gilt, die ersten Fundamente ihres babylonischen Turmes 
zu errichten. 44 

„Außerdem aber entspringt aus dem Gesagten [über die rotierende 
Scheibe] die zwingende Folgerung, daß die spezielle und die allgemeine 

93 



RTH auf Voraussetzungen fußen, die miteinander schlechterdings un- 
vereinbar sind, weil die erste ihre Aussagen vom Standpunkte des im 
bewegten Systeme nicht bewegten, die zweite die ihrigen vom Stand- 
punkte des mitbewegten Beobachters aus macht 44 (S. 127). 

„Der nichteuklidische Raum ist eine Fiktion 64 (S. 129). „In Wirklich- 
keit gibt es nur ebene und gekrümmte Flächen, nicht so oder anders 
geartete ,Räume 6 66 (S. 131). 

„Zwar tröstet man den Laien, der sich scheut, in den nichteuklidischen 
Hexenkessel zu springen, weil er mit Recht fürchtet, hier den Boden 
unter den Füßen zu verlieren, gern mit dem Hinweise darauf, daß die 
Gebilde der Übermathematik zwar , unvorstellbar 6 , wohl aber denk- 
bar 6 seien — selbstverständlich nur für ein fachmännisch geschultes 
Denken ! Da aber die Raumanschauung eine Bewußtseinstatsache quali- 
tativer Art ist, so wird ein unvorstellbarer Raum auch undenkbar. . . . 
Der Begriff . . . kann nie etwas fordern, was den Gesetzen unseres Vor- 
stellen# widerstreitet, also zwei V orsteliungen vereinigen, die sich gegen- 
seitig auf heben, wie dies bei den Pseudobegriffen des viereckigen Kreises, 
des krummen Raumes oder der sich schneidenden Parallelen der Fall wäre. 
Wenn daher jüngst ein Anhänger der RTH, vielleicht etwas allzu opti- 
mistisch, meinte, die neue Auffassung von Raum und Zeit habe sich über- 
raschend schnell eingebürgert, so bleibe dahingestellt, ob nicht Ehrfurcht 
vor den Priestern des neuen Glaubens und ihrer esoterischen Sprache 
manchem Kopfe ein sacrificium intellectus aufgenötigt hat 46 (S. 136). 
„ ,In Wirklichkeit* . . . gibt es keinen Riemann sehen Raum. . . . Gibt 
es . . . auch keinen ,Raum an sich% so kommen wir doch nicht umhin, 
eine objektive Ordnung der Dinge oder des Geschehens . . . voraussetzen 
zu müssen, als deren adäquater Repräsentant . . . allein der euklidische 
Raum gelten kann 66 (S. 141). 

Professor St. Mohorovicic, a. a. 0. 2 

„Mohorovicic hat das Verdienst, in einer Reihe mathematischer Ab- 
handlungen gezeigt zu haben, daß, wenn man schon daran geht, eine 
RTH zu ersinnen, man gleich eine ganze Menge, nämlich unendlich viele 
spezielle Relativitätstheorien aufsteilen kann; wie auch in anderen Fällen, 
lassen sich eben der einen Welt der Natur unendlich viele Möglich- 
keiten von mathematisch formulierten W eiten und Physiken gegenüber- 
stellen. Den Physikern hat M. durch seine überaus einfache Formel für 
die sog. Rotverschiebung der Sp ektr aUinien die Augen darüber geöffnet, 
daß die RTH nicht nötig ist, um eine Rotverschiebung der Spektrallinien 
theoretisch herzuleiten 66 (S. 5, Geleitwort von Gehrcke). 

ist mir in neuester Zeit gelungen, auf ganz elementarem Wege die 
Lorentz sehen Transformatione gleichungen auf die Galilei sehen zurückzu - 
fuhren, wo das Newton sehe Additionsgesetz der Geschwind ig keiten gilt. Ich 
habe gleichzeitig gezeigt, daß . . . die beiden Beobachter, welche sich gegen- 
einander bewegen, in W irklichkeit die N ewton sehe absolute Zeit messen. Ich 

94 



habe betont, daß alle Folgerungen, zuweichen uns dieEinsteinsche 
spezielle Theorie führt 5 nur eine Fiktion sind“ (S. 26, Anm. 25). 

,, • . . daß von der experimentellen Bestätigung der allge- 
meinen RTH keine Rede sein kann, um so mehr, als auch 
andere Theorien zu den gleichen Resultaten gelangen.“ [Hin- 
weis auf Gerber, Seeliger, Reichenbächer, Wiechert] (S. 42). 

„Die Einstein sehe RTH ist . . . nur ein Glied in der Reihe der rein 
spekulativen mathematisch-metaphysischen Theorien“ (S. 45). 

„Die Hypothese der Konstanz der Lichtgeschwindigkeit für alle 
Beobachter, welche sich gegeneinander mit einer konstanten relativen 
Geschwindigkeit v bewegen, im Falle, daß kein Gravitationsfeld besteht 
(bzw. in einem homogenen Teile solches Feldes!, ist der dunkelste 
Funkt der ganzen speziellen RTH“ (S. 62). 

„Die Mehrzahl der Relativisten sind Opfer einer Sug- 
gestion; niemand wollte Gefahr laufen, evtl, die eigene Un- 
wissenheit zu zeigen, und einer hat den anderen mit sich ge- 
zogen. 44 [Hinweis auf Gehrcke] (S. 63). 

„Die RTH begnügt sich nur mit der mathematischen Beschreibung der 
Naturerscheinungen, und sie verzichtet auf jede physikalische Erklärung. 
Der Charakter dieser Theorie ist rein formalistisch -phänomenalistisch . . ., 
ohne daß man eine Rücksicht auf die Wirklichkeit nimmt. Mit Recht 
sagt H. Dingler : , Verwirrung kommt nur zustande, wenn der Mathematiker 
meint, auf diese Weise Physik treiben zu können 4 “ (S. 67). 

„Das Axiom der Einstein sehen Theorie, daß keine ausgezeichneten 
Koordinatensysteme bestehen und daß alle Koordinatensysteme bei der 
Beschreibung der Naturerscheinungen gleichwertig sind, ist unhalt- 
bar. . . . In der Physik haben einige Koordinatensysteme . . . einen V orteil 
vor den anderen ; wenn wir andere . . . benutzen, stoßen wir auf unnötige 
mathematische Komplikationen. Dies kommt am besten bei der Rotation 
zum Vorschein/ 4 „Einstein ist . . . inkonsequent, da er [mit der endlichen 
Welt] ein ausgezeichnetes Inertialsystem eingeführt hat, und er benutzt 
den Raum ... im Newton sehen Sinne 44 (S. 68 f.). 

„Die Einstein sehe RTH führt uns zu Folgerungen, welche ein ernster 
Naturforscher unter keiner Bedingung akzeptieren kann! . . . Die Ein- 
stein sehe Theorie . . . ist nur eine vergängliche Theorie. . . . Auch 
A, v. Weinberg ist ... zu dem Schlüsse gekommen, die Theorie ver- 
schwinde langsam am Horizont. . . . Das relativistische Schiff sinkt, 
und viele, darunter ausgezeichnete Relativisten springen schon in die 
Rettungsboote hinein ; viele, darunter auch die ersten Physiker, singen 
ihr schon den Grabgesang 44 ... „ J. H. Ziegler schreibt mir, daß es 
nichts besseres gibt: , . . . als der Welt die große W ahrheit zum Be- 
wußtsein zu bringen, daß jede große neue Wahrheit etwas einfaches und 
allgemeinverständliches sein muß. Die Schwerverständlichkeit einer Sache 
ist geradezu ein Kriterium für ihre Unrichtigkeit. Jede Wahrheit ist 
notwendig auch eine Klarheit und daher keine Dunkelheit, wie die ver- 
schrobene Relativitätslehre 4 44 (S. 71 ff.). 


95 



A. Nyman, a. a. O. 

„Es gibt in unserer Zeit kaum zwei Gedankensysteme, die in größerem 
Gegensätze zueinander stehen als die Relativitätslehre und die Philosophie 
Bergsons.“ Bergsons „Arbeit: ,Duree et simultaneite. A propos de la 
theorie d’Einstein 4 ... ist nicht nur deshalb von Interesse, weil sie ge- 
wissen Grundvoraussetzungen der Relativitätslehre hart zusetzt. * . 

. . bedeutsame Übereinstimmung mit der Fiktionslehre und Hans 
V aihingers Als -Ob -Lehre in der Deutung der Relativitätslehre . . . , 44 Da- 
mit Rückkehr „zu der vorsichtigeren Auslegung . . ., die Lorentz . . . 
gegeben hatte. . . „Beide Gleichungen“ (c + v = e und c — v = c) 
„sind algebraisch gleich anstößig. Will man trotzdem auf keines der oben- 
genannten Prinzipien 44 (mechanisches Relativitätsprinzip und Postulat der 
konstanten Geschwindigkeit) „verzichten, so gleicht sich die Spannung 
dadurch aus, daß man anstatt dessen die gebräuchlichen Begriffe Zeit 
und Raum verändert 44 (S. 178 ft, 180, 182). 

„Wie verhalten sich die vielfachen Einstein sehen Zeiten . . . ? Sind 
sie wirklich im selben Sinne wie die „Fundamentalzeit 44 , „la duree 44 , 
als wirklich aufzufassen ? Bergson antwortet : nein. Es sind künstliche, 
mathematische Zeitfiktionen und, recht verstanden, bestätigt die Ein- 
stein sehe Theorie besser als irgendeine frühere die gebräuchliche Ann ahme 
einer für alle gemeinsamen, universal gültigen Zeit. 4 " „Und er warnte 
energisch davor, in diesen perspektivischen, mathematisch gefaßten Aus- 
drücken W irklichkeiten zu sehen 44 (S. 190, 194). 

Professor M. Palägyi, a. a. 0. 

„ , Union 4 von Raum und Zeit . . . Dieser Gedanke von Palägyi, in 
seiner ganzen Tragweite und mit blendendem Vortrag entwickelt . . ., 
ist die Grundlage der späteren RTH geworden. Man sollte denken, Palägyi 
wäre als philosophischer Begründer der RTH zum Anhänger dieser alle 
Welt bestrickenden Lehre geworden, aber dies ist nicht der Fall. Palägyis 
scharfem Verstände war die Undurchführbarkeit und das von Grund auf 
Verfehlte der RTH klar, und er rückte früh schon in eine gegensätzliche 
Stellung zu ihr, obgleich er eigentlich der geistige Vater der Theorie war. 
Er hat mir gegenüber mehrfach seinen Unwillen darüber geäußert, daß 
seine Gedanken über Raum und Zeit durch die Relativitätstheoretiker . . . 
so verzerrt worden sind, und er konnte reichlich über die ,Naivität 4 der 
Rechner spotten, die den disparaten Charakter von Zeit und Raum zu 
verwischen trachteten. ,Mathematik schützt vor Torheit nicht 4 , so lief 
er einmal seinen Zuhörern . . . zu. . . . Wenn wieder der Gedanke einer 
Evolution auch in der Wissenschaft sich durchgesetzt hat, dann wird 
vielleicht die Frage aktuell werden, ob es damals Menschen gegeben hat, 
die trotz aller suggestiven Modeerscheinungen . . . sich ihr ruhiges Urteil 
und ihren klaren Blick für die große Linie des Fortschritts bewahrt hatten. 
Ein solcher war Melchior Palägyi“ (S. Vf., Geleitwort von Gehrcke). 

„Meiner Auffassung nach muß der selbständige und polar ver- 


96 



schiedene Charakter von Zeit und Raum um so schärfer betont werden, 
je mehr wir uns gedrängt fühlen, sie beide zu einer einheitlichen Doppel- 
ordnung der Erscheinungswelt synthetisch zusammenzufassen. Denn nur 
die polare V erschiedenheit von Zeit und Raum nötigt unseren Verstand, 
sie als unbedingt zusammengehörig zu betrachten. ... Wer aber Raum und 
Zeit zu unterschiedslosen Schatten herabsinken läßt, der kommt un- 
vermerkt dahin, die beiden Ordnungsbegriffe miteinander zu verwechseln, 
d. h. zwei grundverschiedene begriffliche Inhalte miteinander zu identi- 
fizieren, was offenbar einen logischen Widerspruch involviert“ (S. 35 f.) . 

„Eigentümlicherweise geht . . . die Einstein sehe RTH direkt darauf 
aus, den Begriff des Äthers aus der theoretischen Physik zu verbannen 
und dadurch gerade ihre schönste Errungenschaft zu zerstören.“ 

„Allerdings gibt es eine Art von Philosophen, die „Pfaänomenalisten“, 
die den Substanzbegriff überhaupt nicht dulden mögen und den Äther 
samt der Materie aus der Physik verweisen wollen, aber diese Art von 
Denkern kommt über einen unfruchtbaren, skeptisch betonten Wort- 
streit niemals hinaus. Es ist nämlich eine reine Unmöglichkeit, sich eine 
Bewegung vorzustellen, ohne daß man ein Etwas annehmen müßte, 
das sich bewegt, denn dieses Etwas ist es ja, das zu verschiedenen Zeiten 
verschiedene Orte einnimmt. 44 

„Die Einheitslehre von Raum und Zeit besteht . . . nicht darin, daß 
wir die V erschiedenhei ten der beiden Ordnungen, sondern ihre Un- 
abhängigkeit leugnen. 44 „Monistische Denker halten sich für gewöhnlich 
für verpflichtet, die Grund' Verschiedenheiten, die in der Natur und in 
unseren Begriffsinhalten bestehen, aufeinander „zurückzuführen 44 und 
solchermaßen die fundamentalen Unterscheidungen, die sie im Anfang 
selbst zu fixieren gezwungen sind, hinterher vollständig rückgängig zu 
machen. . . . Sie vernichten die in der Natur bestehenden Grund Ver- 
schiedenheiten und heben damit auch das menschliche Unterscheidungs- 
vermögen, den menschlichen Verstand auf. * . . Demgegenüber scheint 
uns die Hauptaufgabe des menschlichen Denkens darin zu bestehen, 
die bestehenden und aufeinander nicht zurückführbaren Grundve r schied en- 
heiten zu erforschen und einen möglichst tiefen Einblick in ihre gegen- 
seitige Bedingtheit oder Korrelation, also ihre eigentliche Einheitlichkeit 
zu gewinnen 44 (S. 77 ff.). 

„Wohl noch niemals hat eine in mystisch-mathematischem Gewände 
auftretende Lehre solches Aufsehen erregt, soviel Begeisterung und 
Schwärmerei natürlich eben bei jenen geweckt, die kein Wort von ihr 
verstehen. Aber es mehren sich auch die kritischen Stimmen gerade in den 
Kreisen der besonnensten Experimentalphysiker, die jene angebliche Be- 
deutung der Relativitätslehre ernstlich in Zweifel ziehen. Sie meinen, 
daß der sog. Relativitätsgedanke weit davon entfernt sei, das physikalische 
Lehrgebäude zu vereinheitlichen, im Gegenteil trage dieser Gedanke den 
Geist der Unsicherheit und des Zweifels in die exakte Naturforschung, 
ja er zersetze die Grundbegriffe derselben, ohne brauchbare an ihrer 
Stelle zu formen 44 (S. 84). 


7 Einstein 


97 



Dr. L. Ripke-Kühn, a. a. 0. 

„Einsteins RTH, so richtig oder falsch auch ihre Einzelaufstellungen 
und besonderen physikalischen Forschungsresultate sein mögen, ist als 
Gesamtdenkform unhaltbar, weil sie den Begriff der theoreti- 
schen Wirklichkeit durch einen Relativismus zerstört, der 
sie selbst unter seinen Trümmern begraben muß.“ . . Aber 
das ist nicht der Anfang eines neuen Denkens, das ist das 
Ende allen Denkens!“ . . Ich behaupte, daß drei Viertel der Schwie- 
rigkeiten und Irrtümer vermieden worden wären, wenn unsere physikali- 
schen Forscher sich gewisse Grundbegriffe, Unterschiede von Kategorie 
und Raum-Zeitform, von phänomenal und real, von phoronomischer und 
dynamischer Bewegung wirklich klar gemacht hätten/ 6, . Die Sphäre 
des rein Phänomenalen, das keine Wahrheit im strengen Sinne kennt 
und kennen kann . . . frißt die Sphäre des Realen auf. Damit ist 
unsere Wissenschaft entweder, trotz gelehrter Umwege, auf einen primi- 
tivsten Standpunkt zurückgeschleudert, oder, was im Effekt auf dasselbe 
herauskommt, in einen solchen Standpunkt wieder zersetzt, wo die Frage 
der Wahrheit sinnlos wird. Hat Einstein den , Absolutismus gestürzt'’, 
so hat er die wissenschaftliche Wahrheit gestürzt, den theo- 
retischen Wirklichkeitsbegriff in seiner notwendigen 
Eindeutigkeit zertrümmert.“ . . voraussetzen müssen wir, 
daß das Festzustellende auch ,f e s t 6 ist, unabhängig von einem 
Standpunkt, eben ,absolut\ Sonst schöpfen wir Wasser in ein Sieb und 
können unser Denken überhaupt aufgeben. Wenn etwas nicht nur ver- 
schieden erscheinen kann, sondern auch an sich ^verschieden* ,ist 4 , 
selbst ,relativ Ä ist, d. h. abhängig vom Standpunkt und Zustand des Be- 
schauers, — nicht nur etwa in den Maßbedingungen, sondern im Ge- 
messenen selbst, so hört jedes Denken auf. Der Rest ist Skepsis, 
V erwirrung, Relativismus“ (S. 4 ff.). 

(Man) „siebt den physikalischen Theoretiker eifervoll den Ast ab- 
sägen, auf dem er selber sitzt, d. h. . . . den an die Grundbedingungen des 
theoretischen Denkens gebundenen Forscher die Grundlage alles theore- 
tischen Feststellens überhaupt zerstören : es ist die apriorische Voraus- 
setzung der Eindeutigkeit, genauer : der Identität der gemeinten 
Naturvorgänge, um die sich die Deutung bemüht. Es handelt sich . . . 
um die Preisgabe des letzten vom Theoretischen unablösbaren Prinzips, 
daß das Zugrundegelegte ,in Wirklichkeit 4 nur auf eine bestimmte 
Weise sich verhalten kann. Das Äquivalenzprinzip [der Allgemeinen 
RTH] Einsteins ist der Schlag ins Gesicht des theoretisch notwendigen 
und apriorisch gegebenen Wahrheitsbegriffs . . (S. 8 ). 

„Einstein verkennt vor allen Dingen den grundlegenden Unter- 
schied von Phoronomis ehern und Dynamischem, wie er bei Kant 
bereits mustergültig durchgeführt ist, , . . das eigentliche Grundübel 
der Argumentationen. Die Äquivalenz und V ertauschbarkeit zweier 
Vorgänge kann sinnvoller Weise überhaupt nur als Phänomenales, rein 

98 



Phoronomisches verstanden werden, ihre Anwendung auch auf Dynami- 
sches ist der typische Sprößling dieser Vermengung der Begriffe, Daher 
zurück zu Kant und seiner klaren Unterscheidung von Phoro- 
nomischem und Dynamischem, von reiner Bewegung und den 
Kräften (Energien, Ursachen) der Bewegung, also von ,An- 
schauungs- und kategorialen Formen 4 , von Phänomenali- 
tät und Realität in streng gültigem Sinne!“ „Einsteins RTH kann 
weder theoretisch noch empirisch als einwandfrei betrachtet 
werden. Theoretisch nicht, weil sie zur Selbstaufhebung einer Theorie 
überhaupt führt. . . . Empirisch nicht, weil, wie er in den meisten 
Fällen selbst zugibt, seine Voraussetzungen sich nicht an den fak- 
tisch gegebenen empirischen Bedingungen wirklich nachprüfen lassen, 
sei es, daß nicht die betreffende Geschwindigkeit, sei es, daß nicht 
die nötigen Massen aufbringbar sind, die den von ihm theoretisch vor- 
ausgesagten Effekt zeigen sollen.“ „Eine nicht nur , relativ 4 deutbare, 
sondern sich je nach Auffassung ,relativ“ verhaltende Wirklichkeit, in 
der sich die Vorgänge so oder anders verhalten können . . ., ist 
ebenso in sich widersinnig, wie eine relativ (an sich relativ) seiende 
Wahrheit“ (S. 11 ff). 

„Die Relativität in Begriffe wie Gravitation usw. hineinh ringen, heißt 
die gesamte Erfahrung in Phoronomie . . . verwandeln. . . . Die Dynamik 
(setzt) materiale Bewegung, ursprüngliche Kräfte voraus.“ [D. Verf. 
zielt vor allem auf die Allgemeine RTH.] „Diese Grenze zur wirklichen 
^Bewegung 4 , die also dann auch eine wirkliche Ursache und Wirkung, d. h. 
theoretische real gültige Folgen hat, darf von der RTH nicht überschritten 
werden“ (S. 15 f.). 

„Die Grenze der RTH ist somit die Kraft. 44 „Das theore- 
tisch Reale muß . . . eindeutig bestimmt sein. ... Wer auf diese Ein- 
deutigkeit verzichtet, verzichtet auf die Wissenschaft in ihrem 
Kern“ (S. 18f.). 

„Die bloße Erscheinung kann von zwei in der Tat entgegengesetzten 
Gründen herrühren ; die Erkenntnis kann nur einen Grund annehmen 4 

(S. 21). 

„. . . uns interessiert...garnicht,wasderBeobachter denken 
kann — sondern was er . . . denken darf.... Soll aber ernstlich 
behauptet werden : Die (reale) Ursache kann die eine oder die andere 
sein * . so führt Einstein eben damit den tödlichen Schlag gegen 
das Grundgesetz alles Denkens, daß etwas eine und nur eine 
Ursache haben kann, die nicht je nach dem Beobachtungsort 
wechselt (S. 23 f.). 

«.Daß der Beobachter nicht ohne weiteres . . • unterscheiden kann 
(oh Gravitation oder Beschleunigung), ist selbstverständlich, aber ,mit 
weiteres 4 muß er entscheiden und unterscheiden können, sonst kommt 
er aus dem phänomenalen Bereich überhaupt nicht heraus 4 * 

(S. 37). 


7 * 


99 



Dr. JE. Thedinga, a. a. 0. 1 

„Wenn die Messung der Lichtgeschwindigkeit auf der Erde stets die 
gleiche Größe ergibt, so kann das nichts anderes heißen, als daß eben 
der Vorgang der Lichtfortpflanzung dem Erdsystem zugehörig ist, 
daß also bei dem optischen Vorgänge irgendeine Abhängigkeit der 
Lichtgeschwindigkeit von der Erdbewegung bestehen muß. Bei der 
Lichtquelle kann erfahrungsgemäß diese Abhängigkeit nicht liegen, folg- 
lich muß sie bei dem Licht empfangenden Körper zu suchen sein. . . . 
Von dem Augenblick an, wo ein zur Erde eilender Lichtstrahl die Sonne 
verläßt, ist er dem Erdsystem zugehörig, ja ohne die hirde wäre jener 
Lichtstrahl überhaupt nicht in Lauf gesetzt werden . . so daß ihre Ge- 
schwindigkeit in die des Lichtstrahls eingeht. . . . Attraktionstheorie.*. 
Diese Theorie steht im Einklang mit dem Relativitätsprinzip , nach welchem 
die Licht ausbreitung wie jeder andere Bewegungsvorgang nur ein von 
Körpern abhängiger , . . sein kann . . ., während die RTH Einsteins 
die Normen unseres Denkens selbst abändern muß, um diesen 
Einklang zu erreichen. Mit einem solchen Verfahren untergräbt aber die 
Theorie den Boden selbst, auf dem sie steht ; denn nur unter der Voraus- 
setzung der U numstößiichkeit dieser Normen könnte die Theorie den Be- 
weis ihrer Richtigkeit erbringen, d. h. in einer den N ormen unseres Denkens 
sich fügenden Kette von Schlußfolgerungen deduzieren, daß ihr Weg der 
richtige sei. Die RTH bedient sich also für diesen Beweis eines Mittels, 
dessen Tauglichkeit sie selbst in Zweifel zieht* 4 (S. 20, 36 £.). 

Professor B. ¥e instein, a. a. O. 1 und 2 

„Da in allen Bestimmungen nur von Strahlen die Rede ist und von 
Feststellung der Gleichzeitigkeit durch Strahlen, so kann aus dieser 
Theorie nichts gefolgert werden, das sich auf etwas anderes bezieht als 
auf Strahlen und auf Zeitkontrolle durch Strahlen. Wenn daher eine 
von den Folgerungen Einsteins besagt, daß, wenn eine Uhr mit einer 
zweiten an einer anderen Stelle befindlichen Uhr absolut gleichzeitig 
(synchron) geht, die Gleichzeitigkeit verloren ist, sobald man diese Uhr 
zu der zweiten Uhr hinbewegt hat, so kann das unmöglich bedeuten, daß 
die Uhr tatsächlich infolge der Bewegung ihren Gang geändert hat, nach- 
geblieben ist, es heißt nur, daß die relative Gleichzeitigkeit, mit Strahlen 
kontrolliert, nach der Verbringung der Uhr an die zweite Uhr nicht 
vorhanden ist, die absolute ist geblieben.“ . , auch ein Stab relativ 
betrachtet (ist) nicht verschieden von einem Stab absolut betrachtet. . • * 
Kurz, es knüpien sich an diese Theorie überhaupt keine physikalischen 
Folgerungen, sondern nur formal-geometrische. . . (1, S. 156 f.). 

„So geht eine Kugel im Relativsystem für einen ruhenden Beob- 
achter über in ein Rotationsellipsoid, dessen Ab plattung und Lage sich 
ständig ändert. Daraus zu schließen, daß ein solches Verhalten auch 
wirkliche Körper betrifft, ist unzulässig. ... Es ist eine mathematische 
Transformation, die . „ . nur für Strahlen Wert gewinnt, wenn ein 

100 



ruhender Beobachter die Zeit und Länge für die bewegten Strahlen so 
zu rechnen gezwungen ist, wie angenommen. Also sind auch alle solche 
Angaben, wie, daß bewegte Körper dem ruhenden Beobachter sogar 
unendlich abgeplattet und ins Unendliche gedehnt erscheinen können, 
wenn nämlich die Körper sich mit Lichtgeschwindigkeit bewegen, ganz 
müßig, es betrifft die Körper gar nicht. . . . Ähnlich steht es mit 
einer entsprechenden Folgerung hinsichtlich der Zeit. . . . Die Uhr als 
Mechanismus ist nicht zurückgeblieben, nur die Kontrollen . . . mittels 
Strahlen zeigen . „ . ein Zurückbleiben an. Am Ausgangspunkt zurück- 
gekehrt, findet man durch gleiche Kontrolle wieder Synchronismus 44 

(2, S. 286f.). 

„Man dient diesen (Relativitäts-) Theorien und der Wissenschaft viel 
besser, wenn man jene auf das beschränkt, was sie sein können. Keinem 
Naturforscher ist es früher eingefallen, in der Tatsache, daß die Lösung 
einer Differentialgleichung willkürliche Konstanten enthält, etwas anderes 
zu sehen als ein mathematisches Ergebnis, das aus der Art folgen muß, 
wie wir eben die Differentialrechnung eingerichtet haben. Was hat aber 
diese besondere mathematische Einrichtung mit Weltanschauungen zu 

tun ?“ (2, S. 309). 

H. Wittig, a. a. 0. 

„Zusammenfassend sei über die Geltung der speziellen RTH kurz ge- 
sagt, daß sie aus der physikalischen Analyse als eine Theorie der ^ach- 
schleppenden Beobachtungen 4 . . . hervor geht, als eine Folge der 
Entdeckung der endlichen Energiegeschwindigkeit c, der entsprechend 
Naturvorgänge im Eigensystem anders zeitlich wahrgenommen werden, 
als sie an sich in dem Fremd System geschehen. ... Nach wie vor aber 
bleibt bestehen, daß sich aus abstrakt kinematischen, d. h. bewegungs* 
geometrischen Beobachtungen keine wirklich materiellen, also 
stoffliche Vorgänge ergeben können. Beobachtungsmäßige Verschiebungen 
der Ereignisse sind keine physikalischen F ormänderungen von Dingen 
der Außenwelt, weder in zeitlicher noch räumlicher oder materieller 
Hinsicht.“ 

„Es gibt nur eine physikalisch wirkliche Zeit“ (S. 37 f.). 

„Der Beobachter |im Kastenbeispiel der allgemeinen RTH] könnte . . . 
tatsächlich [durch einen „Beschleunigungsmesser“ j schon innerhalb seines 
eigenen Systems fest stellen, daß seine Bewegung [nach „oben“ j keine 
Gravitationsbewegung ist.“ „Die allgemeine RTH führt demnach nicht 
zu einer allgemeinen physikalischen Relativierung beliebig gegen- 
einander bewegter Systeme“ (S. 51). 

„Der in seinem erzeugenden Felde ruhende Gravitationsäther ge- 
nügt also allen Anforderungen, welche die Physik aut Grund der Er- 
gebnisse der verschiedenen optischen Versuche an ihn stellen muß. Und 
was das wichtigste ist, er genügt ihnen, ohne daß hierzu eine Relati- 
vierung von Zeit und Raum in den verschiedenen Systemen erfordert 

101 



würde.“ „Das klassische Relativitätsprinzip besitzt allgemeine Geltung 
für alle physischen Vorgänge.“ 

„Der einzige Versuch, der zur Aufstellung des Lichtkonstanzprinzips 
führte, ist in einem bewegten Kraftfelde ausgelührt worden und nicht in 
einem trägen Leersystem, wie das abstrakte Zugbeispiel eines darstellte. . / 

„Für die Physik besteht kein Anlaß, von der Annahme eines , Äthers 4 
abzusehen. Würde die Naturwissenschaft auf Grund rein formaler Ent- 
wicklungen den Äther gänzlich annullieren, so müßte sie aus materialen 
Gründen doch wieder zu einer anderen Hilfshypothese greifen, um die 
Nahe Wirkung überhaupt erklären zu können, die sie an die Stelle der 
Newton sehen F ernwirkungen eingeführt hat“ (S. 59 f.). 

Professor Th. Ziehen, a. a. 0.2 

„Was . . . die tatsächlichen Grundlagen der Einstein sehen Theorie 
anlangt, so beschränken sich diese ursprünglich auf den Michels on sehen 
V ersuch und einige andere exp erimentelle Beobachtungen. Es ist sehr 
zweifelhaft und wird gerade auch von vielen angesehenen Physikern 
bezweifelt, ob diese spärlichen Versuche, die sehr viele Erklärungen zu- 
lassen, ausreichen, um das Einstein sehe Hypothesengebäude zu stützen. . . « 
Aber selbst wenn man unterstellt, daß alle . . . Tatbestände bei weiteren 
Beobachtungen Zahlen liefern, die vollständig mit der Einstein sehen 
Theorie übereinstimmen, so ist diese damit noch keineswegs bewiesen. 
Gerade die Geschichte der Physik mahnt in dieser Beziehung zur aller- 
größten Vorsicht. . . . Mathematisch korrekte Entwicklung der Formeln 
und Bestätigung durch einzelne Beobachtungen reicht also nicht immer aus, 
die Richtigkeit einer Theorie endgültig zu beweisen. Namentlich ist 
stets auch an die Möglichkeit zu denken, daß die in Frage stehende 
Theorie einzelne richtige Annahmen enthält, und daß dieser Gehalt an 
richtigen Annahmen ihr zu manchen, selbst zahlreichen Bestätigungen 
verhilft, daß sie aber doch in ihrer Totalität wegen zahlreicher hinzu- 
kommender falscher Annahmen und Schlüsse unrichtig ist. Gerade 
bei der E instein sehen Theorie, in der viele Annahmen aufeinander- 
gepfropft sind, ist mit dieser Möglichkeit in hohem Maß zu rechnen. 
Man sollte daher auch vorläufig immer streng zwischen den einzelnen 
Einstein sehen Annahmen unterscheiden und nur sehr vorsichtig von 
der Theorie im ganzen sprechen. Mit Recht hat sich denn auch in den 
letzten Jahren mehr und mehr die Überzeugung Bahn gebrochen, daß 
die Relativitätsfrage überhaupt gar nicht lediglich ein physikalisches 
oder gar nur mathematisches Problem ist, sondern in letzter Instanz vor 
das Forum der Erkenntnistheorie und damit der Naturphilosophie gehört. 
Es ist höchst bemerkenswert, daß gerade ein so ausgezeichneter Physiker 
wie Lorentz diesen erkenntnistheoretischen Charakter erst neuerdings 
herv or gehoben und die weiteren Einstein sehen Hypothesen vorläufig 
abgelehnt hat.“ 

[Zum Kastenversuch :] „Wollten wir die F allbewegungen der Körper 


102 



auf der Erde auf eine beschleunigte Aufwärtsbewegung der Beobachter 
zurückführen oder wollte dies ein außerhalb der Erde befindlicher Beob- 
achter tun, so müßte, da allenthalben auf der Erde solche Fallbewegungen 
beobachtet werden, die Annahme gemacht werden, daß die Erde durch 
geheimnisvolle Kräfte des Fixsternhimmels nach allen Seiten auseinander- 
gerissen werde, was doch eben tatsächlich nicht der Fall ist. In den Gesamt- 
komplex unserer Erkenntnisse fügt sich also nur die Auffassung des Beob- 
achters im Kasten ein, wonach der Fall durch eine Anziehungskraft 
irgendwelcher Art von seiten der Erde erfolgt, aber — trotz Fehlens von 
Verschiedenheiten der Messungsergebnisse — nicht auf beschleunigter 
Bewegung des Kastens . . . nach oben beruht.“ 

„für die E r kenntni s the orie wird es immer darauf ankommen, zu 
einem Minimum von Relativität zu gelangen. Wir betrachten es als einen 
Fortschritt, wenn ich an Stelle der relativen Bewegung der Landschaft, 
die ich vom fahrenden Eisenbahnzug aus beobachte, die weniger relative 
meines Zuges setze ; wir betrachten es als einen neuen Fortschritt, wenn 
ich feststelle, daß der Zug zugleich die Drehung der Erde um sich selbst . . . 
(usw.) . . . mitmacht. Ich gelange dabei . . . niemals zu einer letzten ab- 
soluten Bewegung, aber für den erkenntnistheoretischen Standpunkt ist 
doch klar, in welcher Richtung der Erkenntnis fort schritt liegt. Auch 
von diesem Gesichtspunkt aus gelangen wir zu der Überzeugung, daß 
von einer Äquivalenz der verschiedenen relativen Betrachtungsweisen 
keine Rede sein kann.“ 

v, Gegen den meta geometrischen Charakter des physikalischen Raumes 
ist im besonderen noch einzuwenden, daß die metageometrischen Gebilde 
und Sätze zunächst lediglich logisch- algebraische Fiktionen sind, die 
für die „reine“ Mathematik großes Interesse bieten mögen, deren räum- 
liche Bedeutung und deren Bedeutung für die N aturwirklichkeit aber 
durchaus zweifelhaft ist.“ 

„Es sei . . . zum Schluß nur darauf hingewiesen, daß gerade neuerdings 
auch bekannte Physiker in zunehmender Zahl die Einsteinschen Argumente 
anzweifeln oder direkt ablehnen“ (S. 87 — 91). 


103 



NAMENREGISTER 


Beiträge 

Del-Negro, Walter 7. 
Driesch, Hans 7. 
Friedländer, S. 8. 
Geißler, J. K. 10» 
Gimmerthal, Armin 12. 
Goldschmidt, Ludwig 13, 
Hartog, A. H. de 13. 
Israel, Hans 14. 

Keller, Hugo 16. 

Kraus, 0. 17. 

Kuntz, W. 19. 

Laster, Emanuel 20. 

Le Roux, J. 20. 

Linke, P. F. 28. 
Lothigius, Sten 30. 
Meilin, Hj. 31. 

Mitis, Lothar 34. 
Nachreiner, V incenz 36. 
Petras chek, K. O. 36. 
Rauschenberger, Wal- 
ther 39. 

Reuterdahl, Arvid 40, 
Richter, Gustav 45. 
Ruckhaber, Erich 47. 
Strehl 49. 

Vogtherr, Karl 49. 
Walte, W. 58. 
Weinmann, Rudolf 60. 
Wendel, Georg 65. 

Weitere Gegner und 
Gegenschriften 

Abraham, M. 75. 

Adler, Fr. 75. 

Aliiata, G. 75. 
Anderson, W. 75. 
Balster, W. 75» 

Becher, E. 75. 

Becker, A. 75. 
Benedicts, K. 75. 
Bergson, H. 75. 
Bottlinger, K. F. 75. 
Bucherer, A. H. 75. 
Budde, E. 75. 

Deanert, E. 75. 

Dingler, H. 75. 
Drechsler, J. 75. 
Ehrenfest, P. 75. 

104 


Fricke, H. 75. 

Friedrichs, G. 75. 

F rischeisen-Köhler,M .7 5 . 
Gartelmann, H. 75. 
Gawronsky, D. 76. 
Gehrcke, E. 76. 

Geppert, H. 76. 

Gilbert, L. 76. 

Gleich, G. von 76. 
Großznann, E. 76. 
Häring, Th. 76» 

Hamei* G. 76. 

Hartwig 76. 

Hirzel, J. E. G. 76. 
Hofier, A. 76. 

Isenkrahe, C. 76. 

J oviciö 76. 

KaroUus, Fr. 76. 
Kirschmann, A. 76. 
Klages, L. 76. 

Krauße, A. 76. 

Kremer, J. 76. 
Kretschmann, E. 76. 
Kries, J. von 76. 

Lauer, H. E. 76. 

Lecher, E. 76. 

Lenard, P. 77» 

Leopold, C. 77. 

Lipsius, F. 77. 

Mach, E. 77. 

Maier, H. 77. 

Mauthner, Fritz 77. 
Mohorovicic, St. 77. 
Nyman, A. 77. 

Painleve, P. 77. 

Palägyi, M. 77. 

Peczi, G. 77. 

Pfaff, A. 77. 

Podeck 77. 

Poincare 77. 

Prey, A. 77. 
Raschevsky, N. von 77. 
Rehmke, J. 77. 
Reichenbächer, E. 77. 
Riedinger 77. 
Ripke-Kühn, L. 77. 
Rothe, R. 77. 

Rupp, E. 77. 

Sagnac, G. 77. 


Schultz, J. 77. 

Schwinge, ö. 77. 

See, T. A. 77. 

Seeliger, H. von 77. 
Selety, Fr. 77. 

Sittig 77. 

Stickers, I. 77. 

Strass er, H. 78. 
Thedinga, Eddo 78. 
Thiry, R. 78. 

Torna schek, R. 78. 

Trieb el, H. 78. 

Tummers, J. H. 78. 

Del Vecchio 78. 

Wächter, F, 78. 
Weinstein, M. B. 78. 
Westin, O. E. 78. 
Wiechert, J. E. 78, 
Wien, W. 78. 

Wiener, O. H. 78. 
Wittig, H. 78. 
Wodetzky, I. 78. 

Wolf, M. 78. 

Zboril, I. 78. 

Ziegler, J. H. 78. 

Ziehen, Th. 78. 

Zlamal, H. 78. 

Zitate ans Gegenschriften 

Fricke, H. 80. 
Friedländer, S. 83. 
Frischeisen-Köhler, M. 84. 
Gehrcke, E. 85. 

Gilbert, L. 86. 
.Kirschmann, A. 88. 
Kraus, O. 88. 

Kremer, J. 89* 

Lenard, P. u. F. Schmidt 

90 . 

Linke, P. F. 91. 

Lipsius, F. 91. 
Mohorovicic, St. 94. 
Nyman, A. 96. 

Palägyi, M. 96. 
Ripke-Kühn, L. 98. 
Thedinga, E. 100. 
Weinstein, B. 100. 
Wittig, H. 101. 

Ziehen. Th. 102.